Welchen Gewinn muss ein Investment mit Risiko bringen?
Wer sich als Anleger dafür interessiert, wie Aktienkurse zustande kommen oder Indizes bewertet werden, stößt auf den Begriff Capital Asset Pricing Model. Der Definition zufolge ist es ein Verfahren, das die Preisbildung auf Wertpapiermärkten erklärt.
Das Preismodell befasst sich mit der Frage, welche Risiken beim Investment nicht durch Risikostreuung ausgeschlossen werden können. Ziel dieses CAPM ist, Gleichgewichtskurse herzuleiten.
Capital Asset Pricing Model – Preisbewertung bei typischen Risiken
Gleichgewicht bedeutet dabei, dass – einfach gesagt – alle Anleger am Markt ihre Depots so zusammenstellen, dass sie Risiken vermeiden. Die Realität aber richtet sich nicht unbedingt nach dieser Annahme, weshalb das CAPM nicht ausreicht, um irrationale Kurssprünge zu erklären.
Zunächst: Das Capital Asset Pricing Model ist per Definition eine Berechnungsmethode, die vor allem von institutionellen Investoren eingesetzt wird. Entwickelt wurde sie für den Aktienmarkt, und zwar unter anderem vom US-Wissenschaftler William F. Sharpe.
Vielen Anlegern ist vor allem dessen Sharpe Ratio bekannt, eine Kennzahl zur Fondsbewertung. Mit der lassen sich Portfolien über das Risiko ihrer Schwankungsanfälligkeit vergleichen. Erzielbare Renditen müssen nämlich im Zusammenhang mit dem Risiko einer Geldanlage gesehen werden.
Und das Risiko spielt auch beim zuvor entstandenen Capital Asset Pricing Model eine Rolle. Hierbei geht es um das systematische Risiko, also das, was für den jeweiligen Aktienmarkt typisch ist. Anders als das unsystematische, allgemeine Risiko lässt es sich nicht einfach wegdiversifizieren.
Weiterentwicklung der Portfolio-Theorie
Dass und wie Risiken durch Streuung reduziert werden, zeigt ja die grundlegende Portfolio-Theorie des Nobelpreisträgers Markowitz. Dessen Schüler Sharpe wiederum erweiterte diesen Ansatz um das Capital Asset Pricing Model. Der Definition zufolge erklärt es, wie eine risikobehaftete Anlage zu bewerten ist. Mit ihm wurden erstmals die Risiken in unsystematische und systematische aufgeteilt.
Es geht also um die Abhängigkeit der erwarteten Rendite vom typischen Risiko. Je höhere Gewinne winken, desto riskanter ist ein Investment. Eine weitgehend risikofreie Anlage dagegen bringt lediglich den minimalen (risikolosen) Zins von Top-Bundesanleihen. Mit steigendem Risiko verlangen Investoren natürlich eine Risikoprämie in Form höherer Renditen.
Diese Zusatzprämie wird ermittelt, indem man die Differenz zwischen der allgemeinen Marktrendite und dem risikolosen Zins mit dem Beta-Faktor multipliziert. Die Marktrendite ergibt sich in der Regel aus dem repräsentativen Marktindex. Das Beta zeigt als Risikokennzahl die Anfälligkeit eines Investments gegenüber Marktschwankungen. Bei einem Beta von 2 etwa schwankt es doppelt so stark wie der Referenzmarkt, der zum Abgleich dient.
Idealtypische Grundannahmen
Die Grundannahmen des CAPM sind jedoch, wie erwähnt, sehr theoretisch. Dazu gehört etwa, dass alle Anleger die gleichen, kostenlos zugänglichen Informationen haben und risikoscheu sind.
Oder, dass keine Handelsbeschränkungen oder Transaktionskosten bestehen – alles idealtypische Voraussetzungen für einen Markt im Gleichgewicht. Vor diesem Hintergrund erfolgt die Risikobewertung einer Investition rein anhand ihres jeweiligen Beitrags zum Risiko.
Modell passt oft nicht zur Realität
Diese marktkonforme Bewertung von Wertpapieren dient dazu, die Vorteilhaftigkeit einer Investition zu bewerten. Das Problem ist nur, inwiefern tatsächlich rationale und frei handelnde Anleger am Markt agieren. Institutionelle Investoren etwa unterliegen massiven Einschränkungen und Vorgaben. Schon an diesem Punkt kippt die Voraussetzung für die Aussagekraft des Modells.
Ebenso wenig verhalten sich alle Anleger rational und vernünftig entsprechend irgendwelcher Informationen zu Fundamentaldaten. Wenn eine genügend große Anzahl auf nichtfundamentale Strategien wie die Trendfolge setzt, erklären sich Kurssprünge viel eher mit Massenverhalten, auch Gier und Panik sind häufige Gründe.
Insofern muss das Capital Asset Pricing Model mit Zurückhaltung und vor allem im zeitlichen Kontext gesehen werden. Als es in den 1960er Jahren erdacht wurde, unterlagen die Kapitalmärkte, zudem mit weniger aktiven Tradern, noch ganz anderen Gesetzmäßigkeiten als heute.