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Zinsstrukturkurve: Richtgröße zum Berechnen der Preise von Geldanlagen

Inhaltsverzeichnis

Die täglich aktualisierte Zinsstrukturkurve zu berechnen, ist im Detail komplexer als es Außenstehende auf den ersten Blick vermuten würden. Mit ihren Daten als zentrale Grundlage jedoch lässt sich eine Reihe anderer Verzinsungen verschiedener Geldanlagen berechnen.

Staatsanleihen als Richtschnur

Zunächst: Die Zinsstrukturkurve der Bundesbank oder auch der FED in den USA zeigt Anlegern, Unternehmern und Ökonomen, wie es mit den Zinsen und damit auch an den Börsen weitergeht. Sie erlaubt einen Ausblick auf das künftige Geschehen und erlaubt es, heute die zukünftigen Renditen in Bezug auf die Laufzeiten eines festverzinslichen Wertpapiers abzuschätzen.

In der Darstellung erkennt man die verschiedenen Zinsen in Abhängigkeit von der jeweiligen Restlaufzeit zwischen 1 und 30 Jahren. Die Bundesbank berechnet und veröffentlicht Zinsstrukturkurven für diverse Anleiheklassen oder auch Pfandbriefe.

Entscheidend aber sind die Bundesanleihen. Grund: Sie haben ein denkbar geringes Risiko und sind sehr liquide. Deshalb eignen sie sich als Richtgröße zum Berechnen der Preise anderer Geldanlagen, für deren Bewertung Diskontierungssätze unterschiedlicher Laufzeiten benötigt werden.

Beispiele zur Preisberechnung

So können etwa Emittenten von Anleihen, also auch Unternehmen, ihre Risikoprämien berechnen. Die werden dem Anleger abhängig vom Ausfallrisiko der jeweiligen Anlage gezahlt. Zur deren Ermittlung werden die Zinsstrukturkurven unterschiedlicher Anleihen gegenübergestellt und die Prämien angenähert.

Ein anderes Beispiel ist die Berechnung von Liquiditätsprämien. Die sind Bestandteil der Verzinsung und werden dem Anleger dafür gezahlt, dass er auf sein Geld nicht zugreifen kann. Deshalb sind auch die Zinsen bei langfristigen Anlagen höher. Auch hier erfolgt die Berechnung über das Gegenüberstellen mit der Zinsstrukturkurve von Bundesanleihen.

Ebenso lassen sich Inflationsrisikoprämien berechnen. Die bekommen Anleger bei inflationsindexierten Anleihen – der sogenannte Realzins. Er entschädigt für den Kaufkraftverlust durch die jeweilige Inflationsrate. Die Ermittlung ergibt sich aus der Differenz von nominalen und inflationsindexierten Bundesanleiherenditen.

Die Zinsstrukturkurve berechnen

Die Zinsstrukturkurve selbst wird von der Bundesbank berechnet. Sie zeigt im Ergebnis die Zinssätze von Null-Kuponanleihen. Gleichzeitig sind die Daten Schätzwerte, die aus Beobachtung der Umlaufrenditen verschiedener Kuponanleihen ermittelt werden.

Damit ist klar: Die Zinsstrukturkurve entsteht nicht nur einfach aus dem Mittelwert der gesammelten Daten. Grund: Zwischen Null-Kuponanleihen und Kuponanleihen besteht ein gravierender Unterschied.

Bei den sicheren Null-Kuponanleihen ohne Ausfallrisiko ergibt sich die Rendite in erster Linie aus der Differenz zwischen dem Einstiegspreis und dem Ertrag am Ende der Laufzeit.

Viel verbreiterter aber sind Kuponanleihen mit unterschiedlichen Zinszahlungen während der Laufzeit, den entsprechenden Zinseffekten und vielen anderen Einflussfaktoren. Hier muss bei der Abzinsung differenzierter gerechnet werden.

Komplexes Verfahren mit Schätzwerten

Da nun beides, grob gesagt, nicht zusammenpasst, ist der Rechenaufwand etwas aufwändiger. Weil es bei Kuponanleihen eine Reihe von unbekannten Größen gibt, werden deren Renditen indirekt abgeleitet.

Über ein Annäherungsverfahren werden theoretische Renditen ermittelt und den beobachteten Umlaufrenditen gegenübergestellt. Dabei werden die nach der sogenannten Svensson-Methode ermittelten stetigen Zinsen in diskrete Zinsen überführt.

Zum Verständnis: Diskrete Zinsen werden nach mehreren Abrechnungszeiträumen auf noch nicht gezahlte Zinsen fällig. Schlussendlich kommt es zu Schätzwerten, aus denen sich die tägliche Zinsstruktur am Rentenmarkt ergibt. Mit dieser Schätzungsmethode berechnen sowohl die Bundesbank als auch die EZB und die FED ihre Zinsstrukturkurven.