Wichtiger Unterschied: Investoren und Spekulanten
A Montag, dem 21. März, wird weltweit offiziell der „Tag der Aktie“ gefeiert. Dieser wunderbare Gedenktag dient als Gelegenheit, über die wichtigsten Akteure an der Börse nachzudenken.
Es mag Sie vielleicht überraschen, aber Anleger lassen sich im Grunde in nur zwei Gruppen unterteilen: In Investoren und Spekulanten.
Über Spekulanten und Investoren
Investoren bevorzugen Aktien mit überschaubarem Risiko, die sie nach eingehender Bewertung und einem vorab formulierten Kursziel kaufen.
Investoren haben sich mit dem Unternehmen, dem Management und dem Geschäftsmodell intensiv auseinandergesetzt. Die durchgeführte Unternehmensbewertung macht sie selbstbewusst gegenüber den beiden wichtigsten psychologischen Triebfedern, denen der Mensch an der Börse ausgesetzt ist: Angst und Gier.
Spekulanten dagegen favorisieren hochriskante Aktien, deren Geschäftsmodelle sie nicht genau durchdrungen haben und von deren Aktien sie allenfalls vermuten, dass sie steigen.
Diese Vermutung kann auf unterschiedlichen Gründen beruhen: Zum Beispiel auf der Erwartung, dass sich die Ertragslage eines Unternehmens nach einer längeren Durststrecke wieder zum Besseren wenden müsse, weil es so einfach nicht weitergehen könne.
Oder auf der Unterstellung, dass einer Aktie, die in den vergangenen Monaten stark gefallen ist, gar nichts anderes übrig bleibt als zu steigen, weil „der Kursverfall schließlich irgendwann beendet sein müsse“.
Sie haben es vielleicht bemerkt: In beiden Sätze steckt das Wörtchen „muss“.
Spekulanten können es sich häufig gar nicht anders vorstellen, als dass sich ihre Erwartungen erfüllen. Umso tiefer ist das Loch, in das sie fallen, wenn sich ihre Prognosen letztlich doch nicht bewahrheiten.
Der Warren Buffett‐Test
Diese Mentalität findet man besonders häufig auch in Spielkasinos: Wenn die Kugel nur häufig genug auf Schwarz gelandet ist, „muss beim nächsten Mal eine rote Zahl“ kommen.
Dabei liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Kugel auf rot oder schwarz fällt, vor jedem beliebigen Wurf bei weniger als 50% – genau genommen bei 48,6%, denn die Kugel kann auch auf der Null zum Liegen kommen. Dann gewinnt: Die Bank.
So ist es auch an der Börse: Aktien können von jedem beliebigen Niveau aus gesehen erneut um 100% einbrechen. Die Kursentwicklung des Vortages spielt am Morgen eines jeden beliebigen Börsentags keine Rolle (mehr).
Gemäß dieser Unterscheidung sind viele Anleger keine Investoren.
Dies sieht auch Warren Buffett so, einer der reichsten Menschen der Welt. Dieser wurde vor kurzem von einer Kommission, die die Ursachen der Finanzkrise aufarbeiten soll, gefragt, woran er Investoren und Spekulanten auseinanderhalten würde.
Daraufhin erklärte das „Orakel von Omaha“ der Kommission seinen „wahren Test“, mit dem man erkennt, ob eine Person ein Investor oder ein Spekulant ist.
Warren Buffett: So erkennen Sie Spekulaten
„Entscheidend ist, ob es für die Person wichtig ist, dass die Märkte geöffnet sind“, antwortete der Börsen-Guru, denn dann „würde der Spekulant darüber nachdenken, ob der Aktienkurs am nächsten Tag hoch oder runter geht“.
Sie glauben gar nicht, wie mir Warren Buffett von der Seele spricht: Nachdem ich eine Aktie gekauft habe, ist es mir völlig egal, wo sich der Börsenkurs gerade befindet.
Ich orientiere mich strikt an dem Geschäftsmodell und daran, ob dieses in der Lage ist, mir für einen längeren Zeitraum eine auskömmliche Rendite zu bescheren. Wenn dies der Fall ist, wird sich der Aktienkurs letzten Endes auch in die richtige Richtung bewegen, und zwar unabhängig davon, wie die aktuelle Börsenlage ist.
Spekulanten dagegen sind grundsätzlich an den aktuellsten Börsenkursen und an den Schwankungen des laufenden Tages interessiert.
Spekulanten sitzen nervös vor ihrem Computer und beobachten die Börsenkurse im Stundentakt. Das Unternehmen selbst – also das Geschäftsmodell, das Management, den Wettbewerb – haben Spekulanten nicht im Blick.
Dabei handelt es sich beim Geschäftsmodell um eine der wenigen fundamentalen Faktoren, die man als Anleger überhaupt einschätzen kann.