Mit Kalkül auf Kelleraktien setzen
Value-Investoren setzen auf Unternehmensaktien, die an der Börse weniger wert sind als auf dem Papier. Berühmtes Beispiel: Warren Buffet.
Langfristig ist die Value-Strategie äußerst erfolgreich. Das Kalkül: Weil der Markt immer Recht hat, werden sich die Kurse dem fairen Wert des Papiers wieder anpassen.
Bottom Fishing: Definition eines riskanten Spiels
Eine spezielle Methode ist dabei das sogenannte Bottom Fishing. Per Definition ist es der Versuch, Aktien während einer Bodenbildung abzufischen und dann größere Positionen aufzubauen.
Bottom Fishing ist beliebt. Immer wieder stürzen sich Anleger auf abgestürzte Titel, in der Hoffnung, dass sie sich erholen. Nach einem längeren und steilen Abwärtstrend mit Kursverlusten von mindestens 50% gehen sie davon aus, dass der Boden erreicht ist. Ob aber der Tiefpunkt nicht noch weiter unten liegt, muss erst herausgefunden werden. Die Gefahr ist groß, sozusagen ins fallende Messer zu greifen.
Richtiger Zeitpunkt und dann schnell
Es kommt also es auf den richtigen Zeitpunkt an. Hat etwa ein Unternehmen irgendwelche Probleme frisch bewältigt, die es zuvor nach unten gezogen haben, kann man nicht lange auf diese Nachricht warten. Der Markt ist in der Regel bestens informiert. Entsprechend setzt ein Aufwärtstrend fast immer schon vorher ein.
Bleibt die Wende indes aus, kann das weitere Verluste nach sich ziehen, und zwar ohne dass es zuvor eine spürbare Erholung gegeben hat. Das kann es auch dann geben, wenn ein Krisenunternehmen nach einer Umstrukturierung des Managements und einigen Neuausrichtungen wieder viel versprechende Zahlen schreibt – oft weil der Markt skeptisch ist.
Fundamentalanalyse plus Charttechnik
Die Fundamentaldaten allein sind nur eine Sache. Sie richtig zu interpretieren eine andere. So kann eine Aktie plötzlich klettern, obwohl die Firma noch Verluste schreibt. Ob es dabei bleibt oder nicht, mag noch ungewiss sein. Risiken sind also eingebaut. Gewiss ist aber: Sobald der Herdentrieb an der Börse einsetzt, nimmt der Zug an Fahrt auf. Dann ist der beste Zeitpunkt für optimale Gewinne verpasst.
Man muss aber nicht nur auf Fundamentaldaten vertrauen. Zusätzlich lässt sich mithilfe der Charttechnik ergründen, ob die absolute Bodenbildung auch wirklich erreicht ist.
Historie beachten
Wenn ja, winken enorme Kursgewinne. Nicht selten geht es um Papiere, die um weit mehr als die Hälfte abgestürzt sind und viel Nachholpotenzial haben. Üblicherweise geht man bei Bottom Fishing per Definition davon aus, dass bei solchen Turnaround-Kandidaten nach einer längeren Abwärtsbewegung die Trendwende einen mindestens ebenso anhaltenden Aufwärtstrend einläutet – Irrtum nicht ausgeschlossen.
Ein weiterer Anhaltspunkt ist der sogenannte Maximum Drawdown. Die Kennzahl zeigt den maximalen Verlust, den ein Anleger innerhalb eines bestimmten Zeitraums hätte erleiden können. Sie macht deutlich, wann, wie oft und in welcher Höhe eine Aktie in der Vergangenheit eingebrochen ist.
Bottom Fishing klappt nicht immer wie erhofft
Wer sich für Bottom Fishing entscheidet, sollte besser mit Stopp-Loss-Order arbeiten. Doch auch das ist keine totale Sicherheit. Die Börsenmakler kennen die Preisgrenzen sehr genau. Nicht selten versuchen manche, eine Aktie durch gezielten Verkauf darunter zu drücken, um sich selbst billig einzudecken.
Insgesamt ist Bottom-Fishing dem antizyklischen Investieren ähnlich. Es lässt sich übrigens auch auf ganze Indizes oder bei Optionsscheinen anwenden. Doch obwohl es gerade Aktieneinsteiger reizt, einfach ist es nicht – erst recht nicht ohne Risiken. Die entstehen etwa dadurch, dass eine hohe Volatilität schnell zu neuen Kursstürzen führen kann, die stärker sind als vermutet. Das bringt dann neue Verluste mit sich.
Wer Bottom-Fishing betreiben will, sollte das zunächst bei soliden Blue-Chip-Werten tun, die während einer Gesamtmarktschwäche unter Druck geraten sind. Bei fundamental angeschlagenen Aktien aber ist das Risiko hoch, dass der Kurs doch nicht wieder nach oben dreht.