Was der Computerhandel für Privatanleger bedeutet

Wer sich frisch an die Börse wagt und zunächst die Grundlagen zum Wertpapierhandel studiert, wird etliches zu Chancen, Risiken, zu Strategien, Analysen und Charttechniken erfahren. Umso schöner, wenn dann die ausgewählten Aktien im Aufwind sind.
Dass aber hinter der Kursentwicklung zum größten Teil Computer stecken, ist nicht jedem auf Anhieb bewusst. Algo Trading treibt die Börsen und macht weit über die Hälfte des weltweiten Handels an den Finanzplätzen aus.
Keine einheitliche Definition für Algo-Trading
Was aber hat das mit Kleinanlegern zu tun? Der schwammige Begriff wirft Fragen auf und verlangt nach einer Definition. Algo Trading steht zunächst für Algorithmic Trading, der Handel auf Basis von Algorithmen also. Allerdings sagt das noch nichts darüber aus, ob Computerprogramme lediglich eine Fülle von Informationen analysieren, ob sie Aufträge nur bestätigen und weiterleiten oder ob sie selbständig Kauf- und Verkaufsentscheidungen treffen.
Um die Suche abzukürzen: Es gibt keine einheitliche Definition. Wer Algo Trading einigermaßen rechtssicher beschreiben möchte, hält sich ans Wertpapierhandelsgesetz. Dieses spricht vom „Handel mit Finanzinstrumenten, bei denen ein Computeralgorithmus über die Ausführung und die Parameter des Auftrags automatisch entscheidet“.
Der Mensch gibt also die gewünschten Parameter ein wie Wertpapiere, Ordergröße oder Stoppkurse und lässt ein Programm laufen, das blitzschnell Unmengen von Börsendaten analysiert und auf Unmengen winziger Kursunterschiede setzt. Der Rechner ist ans Netzwerk der Börse angeschlossen und platziert automatisch Aufträge.
Profit mit massenhaft winzigen Kursdifferenzen
Wenn Banken, Broker oder Fonds derart hocheffiziente Systeme einsetzen, kann dies innerhalb von Tagen, Minuten aber auch Sekundenbruchteilen geschehen. Deshalb wird verbreitet in Definitionen zum Algo Trading auch vom Hochfrequenzhandel gesprochen. Der hatte in der Vergangenheit einige Male kurzzeitige Kursstürze verursacht, weil eine Kaskade von ultraschnellen Massenverkäufen nicht zu stoppen war.
Weil aber Algo Trading genauso gut für ruhigere Abläufe eingesetzt wird, ist es nicht mit dem Hochfrequenzhandel identisch. Umgekehrt wiederum ist der Teil des Algo Tradings. Denn das irre Tempo mit unfassbaren Datenmengen geht nur per Rechner. Und genau die Kombination erzeugt im Auf und Ab der Kurse mit Käufen und Verkäufen enorme Renditen, die sich aus einer Masse von Hundertstel Gewinn pro Trade zusammensetzen.
Die Heerscharen von Speed-Tradern stellen dabei so viele Kurse, dass sich die Aufgabe eines Market Makers, für jedes Papier Kauf- und Verkaufskurse zu stellen, nebenbei erledigt. Die engen Spreads sind letztlich genauso ein Vorteil wie die insgesamt höhere Liquidität an den Börsen – insofern profitiert jeder Privatanleger. Manchmal allerdings auch nicht.
Rechnerrendite mit Risiken und Nebenwirkungen
Zum Beispiel, wenn Profis die schnellere Datenleitung besitzen und über einen räuberischen Algorithmus den Kaufauftrag eines Anlegers erkennen, sich vordrängen und die Aktie kaufen, die dann sofort teurer wird: Der Anleger hat das Nachsehen, der Profi kassiert Gewinnmitnahmen. Das Spiel funktioniert ebenso mit Algorithmen, die miteinander handeln und Umsätze vorgaukeln, was den Kurs in die Höhe treibt.
Doch Computer lassen sich nicht nur mit perfiden Strategien füttern, für Privatanleger ist der wohl geläufigste Ansatz die Trendfolge. Steigt beispielsweise die Aktie von Siemens oder Infineon innerhalb weniger Sekunden um mehr als 1 %, so kauft der Algorithmus die Papiere automatisch – bis der Trend umzukehren beginnt und das Programm auf Verkaufsmodus umschaltet. Nicht nur Fonds arbeiten damit, auch als Privatanleger kann man sich Algo Trader Programme kaufen und auf den Rechner ziehen.
Der Vorteil: Das Programm arbeitet rund um die Uhr und ohne Zögern, Emotionen oder Tippfehler seine Aufgaben ab. Mit dieser Nüchternheit ist es dem Menschen überlegen. Der Nachteil: Bei rückläufigen Kursen setzen alle auf Verkauf, was einen Masseneffekt auslösen kann.
Und es fehlen Absicherungen wie beispielsweise Optionen bzw. Optionsscheine, eine Strategie, mit der Warren Buffet arbeitet. Zudem funktionieren sie kaum in engen Spezialmärkten. Ob es sich lohnt, 280 Euro dafür auszugeben, muss jeder selbst entscheiden. Von den Kapazitäten und Datengeschwindigkeiten der Profis jedenfalls ist man damit weit entfernt.