Ist Paydirekt ein ernsthafter Konkurrent für PayPal?
Mit der Gründung von Paydirekt im Jahr 2014 wollten die deutschen Banken Online-Bezahldiensten wie PayPal Konkurrenz machen. Im August 2015 wurden die ersten Kundentransaktionen über Paydirekt abgewickelt, seither ist Paydirekt weiter gewachsen – zumindest in Deutschland.
Viele Anleger fragen sich, ob Paydirekt dem Branchenprimus PayPal zumindest hierzulande das Wasser abgraben kann. Dazu ein Blick auf den Status quo.
Was ist Paydirekt?
Hinter dem Online-Bezahldienst Paydirekt steht die Paydirekt GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Der Bezahlservice ist seit November 2015 verfügbar und wird bis dato von mehr als 1.400 Banken unterstützt. Dazu zählen nicht nur Sparkassen und Raiffeisenbanken, sondern auch Geschäftsbanken wie die Deutsche Bank, Commerzbank oder die Santander.
Trotz der breiten Unterstützung der einheimischen Bankenwelt, konnte Paydirekt bis dato nur 1,3 Millionen Nutzer gewinnen, obwohl mehr als 50 Millionen Nutzer über das notwendige Online-Konto verfügen und theoretisch bei Paydirekt mitmachen könnten.
Wie will Paydirekt PayPal schlagen?
Verbraucherschützer loben bei Paydirekt insbesondere die einfache Einrichtung. Nutzer müssen sich nicht mehr separat anmelden, ein einfaches Online-Konto reicht. Paydirekt ist damit quasi eine Zusatzfunktion des Girokontos. Auch wird das Geld direkt vom eigenen Girokonto eingezogen, Händler oder andere dritte Parteien erhalten keinen Einblick in die Kontodaten, wodurch Paydirekt vergleichsweise sicher ist und die Privatsphäre der Nutzer wahrt.
Kann der Händler später nicht liefern, kann das Geld relativ einfach zurückgeholt werden. Unter dem Strich ist Paydirekt für den Nutzer kostenlos, für Händler allerdings nicht. Ein weiterer Pluspunkt für Nutzer: Bei Paydirekt gelten die strengen deutschen Datenschutzgesetze und das deutsche Bankgeheimnis. Dies bedeutet, dass die Daten nach strengsten Standards verschlüsselt werden.
Zudem bietet Paydirekt auch für Händler eine gewisse Sicherheit, denn vor der Online-Überweisung findet eine Prüfung statt, ob der Kunde überhaupt zahlen kann – dies bedeutet eine garantierte Zahlung für den Händler.
Warum Paydirekt trotzdem kaum Chancen gegen PayPal hat
Marktbeobachter monieren, dass Paydirekt um 10 Jahre zu spät kommt. Zum Vergleich: PayPal ist in Deutschland bereits seit 2004 aktiv und kommt hierzulande bereits auf rund 19 Millionen Nutzer. Und dies ist nur die Spitze des Eisbergs, denn weltweit betreut PayPal mittlerweile 218 Millionen Kunden. Während PayPal hierzulande von rund 50.000 Händlern akzeptiert wird, sind es beim deutschen Konkurrenten Paydirekt nur rund 1.300 Akzeptanzstellen.
Ursächlich sind offenbar Hürden beim Onboarding, sprich der Gewinnung neuer Händler. Zum einen soll Paydirekt mit Gebühren von 1,0 bis 1,6 % zuzüglich 35 Cent pro Transaktion relativ teuer für Händler sein, zum anderen müssen interessierte Geschäfte die Konditionen der Banken erfüllen – nicht alle Händler akzeptieren die Vorgaben.
Fazit: PayPal bleibt das Maß aller Dinge im Zahlungsmarkt
Trotz der Bemühungen der Banken mit Paydirekt sitzt der Branchen-Pionier PayPal weiter fest im Sattel – auch in Deutschland. Während Paydirekt derzeit ausschließlich Zahlungen in Euro unterstützt und damit de facto international nicht stattfindet, kann PayPal mit einer globalen Präsenz aufwarten. In Zeiten des Internets, das quasi keine Landesgrenzen kennt, ein großer Vorteil.
Außerdem arbeitet PayPal längst an neuen Innovationen wie der Peer-to-Peer Zahlungs-App Venmo oder der PayPal Cashback Karte mit Mastercard. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Angebote auch nach Deutschland kommen. Solange kann sich PayPal zurücklehnen und seinen Vorsprung in Sachen Marktdurchdringung genießen.
PayPal-Anleger dürfte dies freuen. Nach einem Kursplus von rund 100 % für die PayPal-Aktie in diesem Jahr, sehen Analystenhäuser wie Robert W. Baird noch weiteres Kurspotenzial im nächsten Jahr.