Portale für Privatkredite – das Wichtigste auf einen Blick
Viele, die sich als Sparer über kaum noch erkennbare Zinsen ärgern oder einen Kredit brauchen und hohe Bankzinsen sowie starre Voraussetzungen beklagen, suchen Alternativen – und finden sie im Netz: Peer to Peer-Kredite, kurz P2P.
Das Prinzip: Privatpersonen leihen sich gegenseitig Geld. Sie kommen über Peer to Peer-Kreditportale zusammen, wo sie die Konditionen mehr oder weniger selber aushandeln.
Das Modell ist in Deutschland seit gut 10 Jahren erfolgreich und gewinnt immer mehr Marktanteile. Die meisten unseriösen Plattformen sind verschwunden. Private Geldgeber freuen sich über Zinsen, die ihnen kein Tagesgeldkonto bietet, sie spielen selber Bank.
Peer to Peer-Kredite: Leitfaden für Kreditnehmer
Was vielen dabei fehlt, ist ein Peer to Peer-Kredite-Leitfaden, der kurz die wichtigsten Zusammenhänge und rechtlichen Strukturen aufzeigt. So sympathisch die Idee eines Darlehens von Mensch zu Mensch sein mag, der Gesetzgeber steckt Grenzen, und letztlich will kein Anleger Geld verlieren.
Deshalb kommen eigentlich nur inländische Portale infrage, welche die Bonität von Kreditnehmern prüfen und in der Abwicklung der Finanzaufsichtsbehörde Bafin unterliegen. Dazu gehören vor allem Smava und auxmoney.
Dort stellen Privatleute oder Kleinunternehmer ihr Kreditgesuch ein, nennen die gewünschte Höhe, Laufzeit sowie Zins und beschreiben kurz ihr Investitionsvorhaben. Die Anleger wählen aus, welche Vorhaben sie unterstützen.
Der Kreditvertrag kommt zustande, sobald sich genügend Geldgeber finden. Die wiederum können vorab entsprechendes Anlagekapital zur Verfügung stellen. Bei dem Vorgang bleiben Geldgeber und Kreditnehmer anonym.
Zwischengeschaltete Bank mit Voll-Lizenz
Anders als vielfach vermutet, werden sie nicht Vertragspartner. Der Kredit läuft über eine zwischengeschaltete Bank. Das scheint zwar dem Urgedanken „von privat zu privat“ zu widersprechen, bewahrt aber private Geldgeber davor, wegen gewerbsmäßigen Geldverleihs mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Damit benötigt auch das vermittelnde Portal selbst keine Banklizenz.
Auch das Anlegerkapital wird auf einem Bankkonto verwahrt, wo es durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt ist. Aber nur, solange es nicht in einen Kredit investiert wird. Der wird erst nach einer Bonitätsprüfung genehmigt.
Ist die Schufa-Auskunft schlecht, kann etwa bei auxmoney der Geldgeber bestimmen, ob er sich auf den Deal einlässt. Eine Absicherung hat er nicht, kann aber versuchen, zur Risikosenkung sein Investment möglichst breit zu streuen. Smava wiederum setzt rein auf die Schufa-Bewertung.
Anlegerpool zur Sicherheit
Das Portal bietet zudem eine eigene Absicherung, und zwar über einen Anlegerpool. Fällt beispielsweise in einem Pool von 100 Anlegern ein Kredit aus, gleichen die anderen 99 den Verlust aus. Das schmälert zwar deren Rendite etwas, bietet aber mehr Sicherheit.
Generell wird bei Peer to Peer-Portalen die Rendite ohnehin durch die Vermittlergebühr geschmälert. Die beträgt bis zu 2% der Kreditsumme. Hinzu kommt eine Servicegebühr der Partnerbank von rund 1%.
Dafür sorgen Portal und Bank für regelmäßige Rückzahlungen und Zinsen, die auf dem Konto der Geldgeber landen. Kann der Kreditnehmer tatsächlich nicht mehr zahlen, greift das bei Banken übliche Verfahren: Mahnprozess und Kreditverkauf an ein Inkassounternehmen.
Überraschend niedrige Ausfallquote
Unterm Strich zeigen die wesentlichen Punkte des Peer to Peer-Kredite-Leiftfadens: Bei seriösen Anbietern ist ein Investment nicht zwangsläufig ein hochriskantes Unterfangen. Die Ausfallquote ist mit ca. 3% nicht höher als bei regulären Banken. Aus Anlegersicht bietet smava im Vergleich etwas mehr Sicherheit.
Insgesamt sollte man, wie bei allen Geldanlagen, auf eine breite Risikostreuung achten. 10.000 € verteilt auf 100 Kreditprojekte sind weniger riskant als bei nur 10 Krediten – auch wenn die Rendite dann etwas niedriger liegt. Nach Abzug aller Kosten kann sie sich aber mit durchschnittlich über 4% durchaus sehen lassen.