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Oliver Rhodius: „Wenn schon Finanzämter nicht mehr weiter wissen…“

Inhaltsverzeichnis

Anlässlich der Veröffentlichung ihres Buches „Kapitalertragsteuer und Abgeltungssteuer verstehen“ im Jahr 2013 führte GeVestor ein exklusives Interview mit den Autoren Johannes Lofing und Oliver Rhodius:

GeVestor: Erzählen Sie etwas über ihre berufliche Laufbahn? Was hat Sie dazu gebracht, solch ein Buch zu veröffentlichen und wie sind Sie auf die Idee gekommen, es gemeinsam zu schreiben?

Johannes Lofing: Nach meiner Bankausbildung und anschließendem BWL-Studium habe ich seit nunmehr 13 Jahren bei verschieden Banken, einem Beratungsunternehmen sowie einem Datenprovider umfangreiche Erfahrungen zur Besteuerung von Kapitalanlagen nebst steuerlichen Abwicklungs- und IT-Prozessen gesammelt.

Da diese steuerlichen Abwicklungsprozesse bei Banken bisher in der Fachliteratur kaum im Detail beschrieben wurden, haben wir uns entschlossen, diese Lücke mit unserem Buch zu füllen.

Oliver Rhodius: Auch ich habe meinen beruflichen Werdegang mit einer Bankausbildung begonnen und wurde nach meinem Bankfachwirt-Studium im Rahmen meiner Tätigkeit in kleinen Privatbanken immer intensiver mit dem Thema Steuern vertraut.

Heute bin ich in der Beratung und im Seminarbereich tätig, wo ich mich fast ausschließlich mit der Umsetzung der Abgeltungssteuer in die Bankpraxis beschäftige.

Da die Veröffentlichung eines solch umfangreichen Fachbuches sehr zeitintensiv ist und man ständig auf dem aktuellsten Stand der Gesetzgebung sein muss, haben sich Herr Lofing und ich entschlossen, das Buch gemeinsam zu schreiben. So gelang uns eine zeitnahe und effiziente Umsetzung unserer Idee.

GeVestor: Können Sie aufgrund Ihrer beruflichen Erfahrung sagen, welche Probleme am häufigsten in Verbindung mit der Kapitalertragsteuer und Abgeltungssteuer auftauchen? Woran liegt das?

Lofing: Die Abgeltungssteuer wurde eigentlich mit dem Ziel eingeführt, mit der Erhebung einer Kapitalertragsteuer durch die Banken eine abgeltende bzw. abschließende Besteuerung der Kapitalerträge für den Anleger herbeizuführen.

Der Steuerpflichtige sollte somit seine Kapitaleinnahmen nicht mehr in der jährlichen Einkommensteuererklärung angeben müssen.

Leider gilt dies in der Praxis seit Einführung der Abgeltungssteuer nur eingeschränkt; ein nicht geringer Teil der Anleger muss weiterhin aus verschiedensten Gründen seine Kapitalerträge zumindest teilweise weiterhin in der Steuererklärung deklarieren.

Letztendlich sind die Vorgaben der Finanzverwaltung zur Umsetzung der Abgeltungssteuer für die Banken so komplex geraten, dass die Kreditinstitute gerade nicht eine abschließende Besteuerung für den Anleger durchführen können. Dieser muss weiterhin in das Veranlagungsverfahren.

Beispiele hierfür sind die Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge, die Korrektur sogenannter Ersatzbemessungsrundlagen oder die Besteuerung ausländischer thesaurierender Fonds.

GeVestor: Können Sie von einem besonders interessanten Fall aus ihrem Arbeitsleben erzählen?

Rhodius: Sobald die jährlichen Steuerunterlagen an die Kunden versendet wurden, stehen die Telefone bei uns in der Regel kaum noch still. Kundenberater, Kunden und Steuerberater haben die komplexen Regelungen der Abgeltungssteuer nicht alle parat und holen sich Hilfe bei den Fachabteilungen in der Bank.

Die meisten Anfragen kommen aus dem Bereich der Fondsbesteuerung oder der Besteuerung von Veräußerungsgeschäften.

Die Komplexität der Besteuerung von Kapitalerträgen in Deutschland wird aus meiner Sicht insbesondere immer dann deutlich, wenn selbst die Finanzämter gelegentlich bei der Bank nachfragen, wie sie denn mit bestimmten Sachverhalten steuerlich umgehen sollen. Und wenn schon Finanzämter nicht mehr weiter wissen…

GeVestor: Was ist das Besondere an dem Buch? Für wen ist es in erster Linie gedacht?

Lofing: Unser Buch ist insbesondere ein Werk von Praktikern für Praktiker. Die bisher auf dem Markt befindliche Literatur zur Besteuerung von Kapitalerträgen fokussiert sich überwiegend auf die rein steuerrechtlichen Vorgaben bzw. Theorie.

Es fehlt der Einblick in die tatsächlichen Abwicklungsprozesse bei den Banken, welche im Zeitalter der Abgeltungssteuer vielfach als „Erfüllungsgehilfe“ der Finanzverwaltung dienen.

Sowohl für Bankmitarbeiter, die direkt in den Abwicklungsbereichen arbeiten, als auch für Anleger und deren steuerlichen Berater ist es aber häufig elementar zu verstehen, wie die steuerliche Abwicklung im Detail funktioniert. Nur mit diesem vertieften Wissen können bestimmte Abrechnungsergebnisse der Banken tatsächlich nachvollzogen werden.

GeVestor: Haben Sie einen besonderen Tipp für diejenigen, die sich schnell einen Überblick über die Kapitalertragsteuer und Abgeltungssteuer verschaffen möchten?

Rhodius: Einen schnellen Überblick über die Kapitalertragsteuer und Abgeltungssteuer zu bekommen ist nicht ganz einfach. Leider sind mit den einfachsten Sachverhalten schon weitere komplexe Regelungen verbunden.

So wird ein Kontoabschluss für den Bankkunden schon kompliziert, wenn gleichzeitig Verluste aus dem Depot verrechnet und zur Konsolidierung der Kapitalertragsteuer herangezogen werden.

Wie bereits von uns erwähnt, hat die Einführung der Abgeltungssteuer leider nicht die große Vereinfachung für alle Anleger gebracht. In einzelnen Teilbereichen wie z.B. der Besteuerung von Investmentfonds ist das Steuerrecht sogar noch komplexer geworden.

Unser Buch bietet einen modularen Aufbau und einen Frage-Antwort-Katalog zu jedem Kapitel. So kann der Leser zielgerichtet auch einzelne, für ihn besonders interessante Aspekte zur Abgeltungssteuer nachschlagen, ohne sich durch die gesamte Materie „kämpfen“ zu müssen.

Oliver Rhodius ist Bankfachwirt, der als Mitarbeiter einer Privatbank langjährige Berufserfahrung im Bereich der Besteuerung von Kapitalerträgen hat. Johannes Lofing arbeitet bei einer deutschen Großbank als Operations Manager und beschäftigt sich mit den Themen Tax Processing und Reporting.

Das Buch ist im Springer Gabler Verlag erschienen und kostet 49,99 €.

Bildnachweis: Autor Oliver Rhodius. © Rhodius Financial Training