Economic Value Added: Eine anlegerfreundliche Kennzahl
Wie viel Mehrwert bringt ein Unternehmen? Wurde das Unternehmensziel erreicht? Passen die Vorstandsgehälter zum Ertrag? Diese Fragen lassen sich mit dem Economic Value Added (EVA) beantworten. Dabei handelt es ich um eine Kennzahl, mit der Anleger die tatsächliche Wertschöpfung eines Unternehmens erkennen können. Sie zeigt, ob Mehrwert geschaffen und die Erwartung der Aktionäre erfüllt oder sogar übererfüllt wurden.
Economic Value Added: Mehrwertentwicklung in allen Details
Die Besonderheit des Economic Value Added erklärt sich schon mit der Übersetzung des Begriffs als „zusätzlicher Mehrwert“. Wurde der mit dem eingesetzten Kapital erzielt, ist nicht nur die Mindestverzinsung für die Aktionäre und Fremdkapitalgeber wie Anleihe-Investoren erreicht – das Ergebnis liegt sogar über den Erwartungen. Und das wirkt sich positiv auf den Aktienkurs aus. Denn Anleger investieren nur dort, wo ihr Kapital effizient eingesetzt wird. Anders als bei der Kapitalrendite (ROI) wird bei dem Konzept das Investitionsrisiko berücksichtigt.
In der Jahresbilanz kommt jeder Wert zum Tragen. Das reicht von der betriebsinternen Steuerung einzelner Projekte und ganzer Geschäftsbereiche bis hin zur Managementvergütung. Damit wird die Performance des Unternehmens in allen Details deutlich, auch die Beiträge der Mitarbeiter und sind transparenter. Der Economic Value Added erklärt die Zusammenhänge zwischen dem eingesetzten Kapital und dem was sie erwirtschaften. In anderen Worten: Er zeigt den Nettogewinn nach Steuern abzüglich der Kapitalkosten. Der Gewinn ergibt sich aus dem Nettoerlös, vom dem Betriebsaufwand, Abschreibungen und Steuern abgezogen werden. Die Kapitalkosten setzten sich aus dem Zinsaufwand für Fremd- und Eigenkapital zusammen.
Langfristbetrachtung statt kurzfristiger Gewinne
Mit seinen Details unterscheidet sich der EVA von anderen Kennzahlen. Er findet sich in den Bilanzen nach IFRS-Rechnungslegung und orientiert er sich eher an der langfristigen Wertentwicklung. Berechnet wird er zwar für einen bestimmten Zeitraum, dann aber mit anderen verglichen und ergibt sich so aus der Summe der abgezinsten künftigen Übergewinne.
Das ist ein Vorteil gegenüber der Betrachtung von rein kurzfristigen Gewinnen. Die lassen sich auch dadurch generieren, dass Abschreibungen und Investitionen niedrig gehalten werden, was aber das Geschäftsrisiko erhöht. Irgendwann sind die Lagerbestände veraltet und nicht mehr wertbeständig. Und fehlende Investitionen stellen die Zukunft der Firma in Frage. So können kurzfristige Gewinnvorteile die Wertentwicklung aufs Spiel setzen.
Kennzahl im Interesse der Anleger
Wird Kapital vernichtet, ist der EVA negativ. In dem Fall kann er auch eine Wertvernichtung offenbaren, selbst wenn der Cash-Flow positiv ist. Ist der EVA hingegen positiv, wird Mehrwert geschaffen. Das EVA-Konzept ist ein Ansatz für wertorientierte Unternehmensführung. Er wurde in den 1990er Jahren von der amerikanischen Unternehmensberatung Stern Stewart & Co entwickelt, um der zunehmenden Ausrichtung auf die Interessen der Anleger Rechnung zu tragen.
Der EVA verfolgt die gleichen Interessen von Management und Shareholder. Er ist einfach zu verstehen und ermöglicht es, die Leistung verschiedener Firmen miteinander zu vergleichen.
Was zu beachten ist
Einen Schwachpunkt gibt es jedoch: Die Kennziffer bezieht sich auf Buchwerte. Aktuelle Werte fließen nicht mit ein. So kann etwa ein Unternehmen den Wert eines Grundstücks steigern und einen tatsächlich höheren EVA erzielen und umgekehrt.
Beim Vergleich verschiedener Unternehmen ist zudem deren jeweilige Größe zu beachten. Einen vergleichbaren Wert kann man errechnen, indem der Umsatz durch den EVA geteilt wird. Damit wird das Verhältnis deutlich. Insgesamt ist der Economic Value Added also eine einfache Kennzahl, in ihrer Aussagekraft aber mehr als nur einfach.