BRIC-Staaten – Ein Überblick über die 4 wichtigsten Schwellenländer
Wenn von Schwellenländern die Rede ist, geht es meistens zunächst um die 4 größten Vertreter dieser Kategorie, sprich um die BRIC-Staaten.
Die Abkürzung BRIC steht für die Anfangsbuchstaben der Länder Brasilien, Russland, Indien und China. Im Folgenden zeige ich Ihnen, was derzeit aus Investorensicht für und gegen diese Länder spricht.
Brasilien
Brasilien ist nicht nur das flächen- und bevölkerungsmäßig fünftgrößte Land der Welt, es ist auch eines der am dynamischsten wachsenden Schwellenländer.
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 2,5 Bio. US-$ ist das Land die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt. Es wird erwartet, dass sich Brasilien bis 2015 auf den fünften Platz vorschiebt.
Positiv: In Brasilien besteht eine hohe Binnennachfrage, die für rund 60% des Bruttoinlandsprodukts sorgt. Nur etwa 20% des BIP ist in Brasilien abhängig von Exporten. Dies erklärt, warum Brasilien nahezu unversehrt aus der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 hervorgegangen ist. Die Arbeitslosenquote beträgt aktuell niedrige 6%.
Ein weiterer Pluspunkt sind die großen Rohstoffvorkommen. Brasilien besitzt große Eisenerzvorkommen und hat in den vergangenen Jahren zum Teil spektakuläre Ölfunde vor der eigenen Küste melden können.
Negativ: Ein großes Problem ist derzeit die Inflation: Nach 4,9% im Juni 2012 lag die Inflationsrate ein Jahr später schon bei hohen 6,7%.
Russland
Bei rund 1,5 Bio. US-$ lag das BIP der russischen Föderation im Jahr 2012. Das Wachstum gegenüber dem Vorjahr war für ein Schwellenland vergleichsweise moderat. Mit 3,4% wurde jedoch ein beachtliches Plus erzielt, wenn berücksichtigt wird, dass wichtiger Handelspartner die kriselnde EU ist und die Rohstoffpreise unter Druck standen.
Positiv: Für Russland sprechen seine enormen Energiereserven. Rund ein Viertel der weltweiten Gasreserven und rund 6% der weltweiten Ölreserven liegen auf russischem Territorium:
Russland gehört daher zu den führenden Energielieferanten und wird langfristig stark davon profitieren. Auch die Industrieproduktion im Westen des Landes wächst stark.
Negativ ist die hohe Abhängigkeit Russlands von Energieexporten. Das macht die russische Wirtschaft empfindlich für weltweite Rezessionen – zuletzt konnte sich Russland jedoch durch Ausbau des Dienstleistungssektors ein wenig Luft verschaffen. Ein größerer Belastungsfaktor ist wie auch in Brasilien die hohe Inflationsrate: 6,6% waren es 2012.
Für ausländische Investoren kommen zudem noch politische Risiken hinzu. Korruption ist weit verbreitet und mindert insbesondere im Energiesektor die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts.
Indien
Um stolze 6,2% wuchs Indiens Wirtschaft 2012 im Vergleich zu 2011. Das Bruttoinlandsprodukt lag bei rund 1,8 Bio. US-$. Die Zeichen in Indien stehen weiterhin klar auf Wachstum.
Allerdings lebt immer noch der größte Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft – und ist bettelarm. 30% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze von 1 US-$ pro Tag.
Indiens Wirtschaftswachstum wird vor allem vom Dienstleistungssektor getrieben, und auch hier spielt die Binnennachfrage eine erhebliche Rolle. Positiv: Indien hat sich gegenüber ausländischen Investoren stark geöffnet und durchläuft auch einen gesellschaftlichen Wandel.
Negativ: Noch hat Indien nicht alle Zölle und Handelsbarrieren abgebaut, wie die Welthandelsorganisation WTO dies anstrebt. Handelshemmnisse wie Zölle sind aber immer auch eine Barriere für das Wachstum. Abschreckend wirkt auch die hohe Inflationsrate, die 2012 bei etwa 10% lag.
Ein Großabnehmer ist Indien traditionell am Goldmarkt. Die Rolle als weltweit größter Goldnachfrager könnte Indien in den kommenden Jahren jedoch an China verlieren.
China
China ist der größte Wachstumsmarkt der Welt und wird schon in wenigen Jahren die USA als größte Volkswirtschaft ablösen. Aktuell steht das Reich der Mitte mit einem Bruttoinlandsprodukt von gut 8,2 Bio. US-$ noch auf Platz 2.
Je nach Prognose erwarten die Volkswirte, dass China im Zeitfenster 2016 bis 2020 die USA von der Spitzenposition verdrängt. Noch vor wenigen Jahren waren es chinesische Volkswirte, die der Prognose misstrauten und von „Schmeichelei“ sprachen.
Heute ist man sich sicher, dass spätestens 2020 die Krone nach China wandert. Angesichts eines BIP-Wachstums von 7,6% gegenüber 2,2% in den USA kein Wunder.
Positiv: China verfügt über hohe Währungsreserven (3,2 Bio. US-$) und ist Mitglied in der Welthandelsorganisation WTO. Das Land öffnet sich vorsichtig für ausländische Investoren und verfolgt ein jährliches Wirtschaftswachstum von 7,5%-8%.
Negativ sind die Menschenrechtssituation und die nach wie vor meist sehr geringe Bildung breiter Bevölkerungsschichten.
Es wird für China schwierig, das hohe Wachstumstempo beizubehalten, wenn das Land aus der eigenen Bevölkerung nicht genügend Fachkräfte mit ausreichender Schul- und Berufsbildung rekrutieren kann.