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Das passiert, wenn die Reserven der Banken steigen

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Jeder weiß, dass er nicht sein gesamtes Geld in Kapitalanlagen investieren kann, eine gewisse Reserve ist zum Handlungsspielraum wichtig. So auch bei Investmentfonds.

Sie brauchen jederzeit verfügbares Geld, um in der Lage zu sein, auch mehrere Verkäufe durch Anleger zu bezahlen. Deshalb besteht ein Teil des Fondsvermögens aus Bankguthaben und Geldmarktpapieren.

Zu hohe Barreserven jedoch sind nachteilig, weil sie keine Rendite bringen.

Barreserve der Banken und die Zentralbank

Ähnlich ist es mit der Barreserve von Banken. Ist sie zu hoch, bremst das den Gewinn. Andererseits ist eine gewisse Barreserve für die Banken wichtig, um notfalls spontan zahlungsfähig zu sein, falls die Kunden ungewöhnlich viel Geld von ihren Konten holen.

Im Extremfall können sie sich kurzfristig direkt bei der Zentralbank Bargeld besorgen. Allerdings müssen sie dort eine Mindestreserve halten, die bei der EZB 1% beträgt und als Teil der Barreserven verbucht wird.

Geht bei der EZB aber die Tür einmal zu, wird es natürlich brenzlig, was sich etwa in Griechenland gezeigt hat, als die Kunden in Scharen Geld abzogen und den Banken die Reserven ausgingen. Erst nach der Einigung auf weitere Nothilfekredite durch die EZB entspannte sich die Lage.

Keine Verzinsung im Tresor

Ist unter normalen Umständen die Zahlungsfähigkeit gesichert, macht es aus Sicht einer Bank keinen Sinn, besonders hohe Barreserven zu halten.

Sie sagen schon wegen der jederzeitigen Geldbeschaffungsmöglichkeit eigentlich wenig über die volle Liquidität aus. Barreserven liegen entweder im hauseigenen Tresor oder auf den Konten der Zentralbank, wo sie sich zu Niedrigst- bzw. Strafzinsen ebenso wenig rentieren.

Die EZB wiederum versucht, mit dem rigiden Zinskurs die Banken dazu zu bewegen, mehr Geld an die Wirtschaft zu vergeben. Gleichzeitig aber sind die Anforderungen an die Kreditvergabe gestiegen und die Unternehmen selbst fragen weniger Kredite nach.

Mit attraktiv verzinsten Anleihen etwa besorgen sich viele Geld auf dem Kapitalmarkt. Wenn aber weniger Kredite vergeben werden und auf der anderen Seite die Geldeinlagen gleich hoch bleiben, vergrößern sich die Barreserven der Banken.

Wie Geldreserven entstehen

Das Entstehen von Barreserven erklärt sich im Zusammenhang mit der Geldschöpfung im Bankensystem. Die entsteht dadurch, dass Kunden Geld bei der Bank als Sichtguthaben einlegen und die Bank davon Kredite an andere Kunden vergeben kann.

Wenn beispielsweise Herr Müller 1.000 € einlegt, behält die Bank davon 20% als Barreserve und verleiht 800 € an ein Unternehmen weiter. Dieses kann mit dem Geld neues Geld und Gewinne erwirtschaften, was wiederum auf einem Konto eingelegt wird.

Und von diesem Konto gehen auch 20% als Barreserve ab, um das restliche Geld an einen weitern Kunden zu verleihen, der dann dasselbe tut.

Auf diesem Wege steigt die Geldmenge an, wobei sie bei kleineren Barreserven größer ist. Umgekehrt bremsen größere Reserven die Geldmangenexpansion, was viele begrüßen, die davon ausgehen, dass die Geldschöpfung von der Wertschöpfung durch die Wirtschaft abhebt.

Die andere Sichtweise erkennt in geringeren Barreserven und vermehrten Krediten eine notwendige Stimulation der Konjunktur.

Hohe Reserven senken Renditen

Wenn nun, wie erwähnt, die Kreditnachfrage stagniert und die Banken ohnehin auf Nummer Sicher gehen, besitzen sie höhere Barreserven, die sie aber schlecht in Anleihen stecken können, weil die sich seit Längerem kaum verzinsen.

Gerade bei den amerikanischen Banken sind die ungenutzten Barreserven seit 2009 extrem angewachsen, was zudem den strengeren Regulierungsmaßnahmen seit der Finanzkrise geschuldet ist.

Unerfreulich ist das alles auch aus Anlegersicht. Denn die hohen Barreserven bremsen die Gewinne und drücken die Eigenkapitalrendite, worunter Banktitel auch hierzulande leiden.

Sollte das Zinsniveau wieder anziehen, dürften – bei allem Nachteil für die Aktienmärkte – die Barreserven schmelzen und Banken könnten rentabler arbeiten.