Einkaufsmanagerindex Deutschland vs. Geschäftsklimaindex
Anleger, die mit Blick auf die Börse nach Anhaltspunkten für den Zustand der Wirtschaft suchen, wurden jüngst mit unterschiedlichen Informationen konfrontiert. Einkaufsmanagerindex Deutschland: stark. GfK-Konsumklimaindex: erfreulich. Ifo-Geschäftsklimaindex: schwach. Gleichzeitig war die Berichtssaison eher durchwachsen. Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten – wie passt das zusammen?
Nun, Quartalsberichte ziehen die Aktienmärkte natürlich in ihren Bann, doch sie zeigen, wie es den Unternehmen erging. Bei der Frage, wie es der Wirtschaft aktuell und in naher Zukunft geht, spielen Konjunkturindikatoren eine Rolle. Aber auch hier waren die Bewertungen widersprüchlich, und das ist eher ungewöhnlich. Denn üblicherweise zieht der Einkaufsmanagerindex Deutschland den zweiten bedeutenden Indikator, den Ifo-Geschäftsklimaindex, nach sich.
Einkaufsmanagerindex Deutschland als zentraler Frühindikator
Zunächst: Der Einkaufsmanagerindex Deutschland wird monatlich veröffentlicht und spielt unter den Frühindikatoren eine zentrale Rolle. Gleichzeitig sollten Privatanleger nicht zu nervös auf einen veröffentlichten Wert reagieren. Vielmehr gilt es darauf zu achten, wie sich der EMI im Laufe der Zeit verändert. Er kommt durch eine Befragung von jeweils 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie sowie der Dienstleistungsbranche zustande.
Dabei geht es etwa um Auftragslage, Materialmengen, Einkaufspreise oder Beschäftigtenanzahl. Da Einkaufsmanager für die Zukunft disponieren, hat das Ergebnis eine gewisse Prognosekraft, auch im Hinblick auf die Aktienkurse.
Einkaufsmanagerindex Deutschland: 50-Plus
Entscheidend ist die Referenzlinie von 50 Punkten. Grob gesagt: 50-Plus ist Wachstum, alles darunter Abschwung. Im Juli stieg der Einkaufsmanagerindex Deutschland im Dienstleistungssektor auf 56,7 Punkte. Erwartet wurden 56,6 nach 54,6 Punkten im Vormonat.
Im verarbeitenden Gewerbe ging es von zuvor 51,8 auf 52,9 Punkte. Das sorgte für gute Stimmung. DAX, M-DAX und TecDAX verzeichneten leichte Aufschläge. Obwohl von einer Schaukelbörse gesprochen wurde, befanden sich die Kurse insgesamt auf Erholungskurs.
Einkaufsmanagerindex Deutschland – ungewöhnlicher Widerspruch zum Ifo-Institut
Daran änderte sich auch nicht viel, als Anfang August die Ergebnisse des Ifo-Geschäftsklimaindex bekannt wurden. Die aber folgten dieses Mal nicht dem Einkaufsmanagerindex.
Die 7.000 befragten Unternehmen beurteilten die aktuelle Lage und die Geschäftserwartungen skeptischer. Der Index sank zum dritten Mal in Folge auf nun 108 Punkte. Eigentlich das Zeichen für eine Trendwende, wäre da nicht der Widerspruch zum Einkaufsmanagerindex.
Der dürfte sich mit einem Ereignis erklären, das erst nach der Befragung zum Einkaufsmanagerindex stattfand: Der Flugzeugabschuss in der Ukraine und die darauffolgenden Sanktionsankündigungen gegen Russland.
Dass deren Folgen für die deutsche Wirtschaft das Stimmungsbild beeinträchtigen, liegt auf der Hand. Beim Ifo-Institut jedenfalls ist man überzeugt, dass der Aufschwung nach einer Unterbrechung weitergeht.
Einkaufsmanagerindex Deutschland und Konsumklima positiv
Ungebrochener Optimismus herrscht indes bei den Verbrauchern. Der GfK-Konsumklimaindex konnte im August auf 9 Punkte zulegen. Er gehört zwar ebenfalls zu den Frühindikatoren, unterscheidet sich aber in einem wesentlichen Punkt: Bei der Verbraucherbefragung zählt der Arbeitsmarkt. Da die Löhne steigen, die Inflation gering und das Zinsniveau niedrig ist, wird fleißig konsumiert.
Aussicht: anhaltende Dynamik mit Pause
Allerdings, der private Konsum allein kann die exportorientierte deutsche Wirtschaft nicht tragen. Unterm Strich bleiben die gegenläufigen Aussagen des Einkaufsmanagerindex Deutschland und des Ifo-Geschäftsklimaindex. Wasser auf die Mühlen der Skeptiker gaben Mitte August die Zahlen des Statistischen Bundesamts: Die Wirtschaftsleistung bekam im zweiten Quartal einen Dämpfer.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) verweist unter anderem auf Bremsspuren auch durch den Ukraine-Konflikt. Insgesamt aber bleibe die Wachstumsdynamik intakt. Das wiederum deckt sich mit der Aussage des Ifo-Instituts.
Für den Anleger insgesamt keine Hiobsbotschaften. Eher verhaltener Optimismus. Abgesehen davon konnte der ISM Einkaufsmanagerindex in den USA kräftig zulegen, wie der in China. Und das beeinflusst die Aktienmärkte umso mehr.