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Handelsbilanz USA und Deutschland: Hat Donald Trump recht?

Handelsbilanz USA und Deutschland: Hat Donald Trump recht?
Evan El-Amin / Shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Nicht nur aus Anlegersicht ist es erfreulich, dass deutsche Exportwaren gefragt sind. Rechnerisch führt dies jedoch bei vielen Handelspartnern zu einem Überschuss Deutschlands. Sogar China importiert mehr aus Deutschland als umgekehrt. Das ist kein Merkantilismus, den irgendwer in Berlin steuert, sondern das Ergebnis von Angebot, Nachfrage und Wettbewerbsfähigkeit.

Handelsbilanz USA Deutschland seit 40 Jahren einseitig

Auch zwischen den USA und Deutschland ist die Handelsbilanz unausgeglichen, und das seit über 40 Jahren – seit der Jahrtausendwende allerdings in zunehmendem Maße. Nach einer Abschwächung 2016 hängen die USA in der Handelsbilanz mit Deutschland 2017 erneut mit 50,5 Mrd. Euro im Minus. Die USA sind für deutsche Exporteure der größte Abnehmer.

Donald Trump will dem nun ein Ende bereiten und reagiert mit Strafzöllen. Die vielen Autos von Daimler und BMW auf den Straßen New Yorks stören ihn besonders. Aus seiner Sicht bedient sich Deutschland „schamlos an den USA“. Auch wenn er maßlos überzieht, Handelsdefizite müssen finanziert werden, mit Kapital, das aus dem Ausland angezogen wird. Deutschland wiederum, das nach der Rechnung mehr Kapital zur Verfügung hat, wird zum Kapitalexporteur.

Die deutschen Handelsbilanzüberschüsse werden von vielen Ländern und Institutionen kritisiert. Die USA jedoch sind nicht irgendein Land. Das zeigt sich schon am Dollar als Leitwährung, was automatisch mehr Kapital anzieht. Letztlich profitiert der amerikanische Staat von der Finanzstärke seiner Überschuss-Partner. Bestes Beispiel ist China, das mit seinen Überschüssen US-Staatsanleihen im großen Stil gekauft hat und so amerikanische Schulden finanziert. Gleiches gilt für Japan. Und Deutschland tätigt zudem mehr Direktinvestitionen in den USA als umgekehrt.

US-Exporte nur 12 % vom BIP

Diese Argumente wischt Trump gerne vom Tisch. Dabei müsste seine heimische Exportwirtschaft dringend ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Dass dies nicht geschehen ist, liegt auch daran, dass das Land eine relativ geschlossene Volkswirtschaft und auf den Binnenkonsum ausgerichtet ist. Allein dies erzeugt Ungleichgewichte gegenüber exportabhängigen Nationen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt die Exportquote der USA 12 %, die von Deutschland 46 %.

Doch fertige Produkte wie Autos oder Maschinen sowie Dienstleistungen wie etwa Ingenieursarbeiten, die eine Handelsbilanz ausmachen, sind nur eine Sache. In Sachen Finanzanlagen sind die USA – wie zuvor erwähnt – mit ihrem Dollar-Privileg bei weitem im Vorteil. Der geschätzte Überschuss von rund 100 Mrd. US-Dollar im Jahr erklärt sich so: Jedes Land ist gezwungen, Dollarbestände als Rohstoff- und Leitwährung zu halten.

Aufgrund der Zwangslage ist die Verzinsung relativ gering. Umgekehrt halten die USA ausländische Papiere und Aktien, die wesentlich höher rentieren. Allein im Dax und im MDax sind Amerikaner die Hauptinvestoren – ausgerechnet bei den gescholtenen deutschen Exporteuren. Auch gibt es außerhalb des Finanzsektors Aspekte, die in der Handelsbilanz zwischen den USA und Deutschland strittig und nur schwer erfassbar sind: das digitale Handelsdefizit. Je nach Statistik ist es alternativ ein Überschuss. Klar ist hier nichts.

Digitales Defizit?

Die Digitalisierung von Dienstleistungen stellt die Statistiker vor extreme Herausforderungen. In dem jungen aber extrem wachsenden Bereich gibt es wenig einheitliche Berechnungsmuster, nicht einmal eine einheitliche Definition. Wo liegen etwa die Grenzen zwischen digitalen Waren und Dienstleistungen – Beispiel Softwareentwicklung?

Ganz abgesehen von der Frage, wo denn bei den Anbietern, die über die Welt verteilt operieren, die Wertschöpfung entsteht: am Firmensitz, am Ort des Verkaufs, in der Forschungsabteilung? Was die Finanzbehörden herausfordert, Stichwort Google & Co., ist erst recht für die Handelsstatistiker ein Problem.

Die Welt kauft amerikanisch

Hinzu kommt eine ganz andere Betrachtung wie eine Studie der Deutschen Bank zeigt: Herkömmliche Handelsbilanzen berücksichtigen nicht die vollständigen Gewinne von Unternehmen. Gemeint sind vor allem Tochterunternehmen im Ausland. Die Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass US-Firmen nach deren Einbeziehung den USA einen weltweiten jährlichen Überschuss von 1,4 Bio. US-Dollar bescheren. Prominente Beispiele sind General Motors, Ford oder Apple, das seine Handys in China zusammenbauen lässt.

Diese Berechnung ist zwar unkonventionell, zeigt aber die wahren Verhältnisse. Ihr zufolge kommt Deutschland zwar ebenfalls auf einen Überschuss, jedoch wesentlich geringer. Nach alledem zeigt sich: Die klassische Handelsbilanz ist eben nur eine Art, den internationalen Leistungsaustausch darzustellen. Von einer „Bereicherung auf Kosten der USA“ kann jedenfalls keine Rede sein. Und Deutschland macht im Außenhandel der USA ohnehin nur 5 % aus.