Share Economy: Zukunftsmodell oder heiße Luft?
Spätestens nach dem Medienrummel um die Taxi-App Uber geistert das Schlagwort Share Economy wieder durch die Gazetten. Im Frühjahr 2015 hatte das Frankfurter Landgericht die Taxi-App Uber Pop deutschlandweit verboten.
Doch ist die Share Economy damit am Ende oder hat der Trend erst begonnen, fragen sich viele Anleger und Beobachter der Szene. Insbesondere gilt es zu klären, was wirklich hinter dem Begriff steckt und vor allem welche Auswirkungen die Share Economy per Definition auf Wirtschaft und Konsumenten hat.
Share Economy: Definition in der Wirtschaft
Der Begriff Share Economy wurde erstmals vom Hardvard-Ökonom Martin Weizman in den frühen 1980er Jahren erwähnt. Die Idee dahinter: Durch das Teilen von Räumen, Autos und anderen Gütern soll sich der Wohlstand für die gesamte Gesellschaft erhöhen. Je mehr Menschen bei der Share Economy mitmachen, desto höher ist der Wohlstandseffekt, so die These.
Dies funktioniert dadurch, dass in der Regel teure Produkte (Autos, Wohnungen etc.) nicht mehr durch jeden Einzelnen angeschafft werden müssen, sondern geteilt werden. Dadurch sinken die Kosten für den Einzelnen.
Zudem wird dadurch weniger Energie und Material benötigt, da weniger neue Produkte nachproduziert werden müssen – dies schont die Umwelt. Die Share Economy beschreibt damit per Definition die Kultur des Teilens: leihen statt teurer kaufen, nutzten anstatt besitzen.
Share Economy: Beispiele und Chancen
Als eines der innovatisten Geschäftsmodelle der Share Economy gelten Carsharing-Angebote. So sind die deutschen Autobauer BMW mit DriveNow, Daimler mit Car2Go und VW mit Quicar mit eigenen Carsharing-Angeboten am Start. Ergänzt wird das Angebot durch den Carsharing-Dienst Flinkster der Deutschen Bahn.
Aus den USA erobert Uber derzeit mit seiner gleichnamigen Taxi-App die Großstädte der Welt. Über eine App können Privatfahrer ohne Taxi-Lizenz ihre Fahrdienste anbieten. Der Fahrdienstvermittlungsdienst Uber ist jedoch umstritten, da die Fahrer de facto nicht versichert sind. Zudem wirft das Geschäftsmodell in Deutschland rechtliche Fragen auf.
Wie Uber gehört auch die amerikanische Airbnb zu den wertvollsten Start-ups, die ihr Geschäft auf dem Modell der Share Economy aufgebaut haben. Airbnb bietet über die gleichnamige App einen Marktplatz zur Vermittlung von privaten Unterkünften an.
Verbraucher können dadurch ihr Zuhause (Haus, Wohnung etc.) vorrübergehend an Reisende vermieten. Nachteil: Zwischen Gastgeber und dem Reisenden besteht oft kein rechtlicher Schutz, wenn es zu Beanstandungen kommt.
Dennoch gehen Berater aus dem Hause PriceWaterhouseCoopers (PwC) davon aus, dass die Share Economy in den nächsten Jahren weiter wachsen wird, womit das Thema auch für Anleger interessant wird. Im Jahr 2025 könnte der Umsatz der Branche auf 335 Mrd. US-$ klettern, nachdem die Share Economy im Jahr 2013 etwa 15 Mrd. Dollar umsetzte.
Geschäftsmodell mit Fragezeichen
Die Meins-ist-deins-Ökonomie dürfte in den kommenden Jahren ihren Siegeszug zwar weiter fortsetzen, jedoch auch für weitere Diskussionen sorgen. Der Grund: Die Share Economy bewegt sich auf einem schmalen Pfad zwischen tatsächlichem wirtschaftlichem Nutzen für die Allgemeinheit und der Gefahr der Ausbeutung und der Wettbewerbsverzerrung.
Hier ist womöglich der Gesetzgeber gefragt, um die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit für alle Marktteilnehmer gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen und sich soziale Innovationen wie die Share Economy nicht in der rechtlichen Grauzone bewegen.
Fazit: Die Share Economy hat als Prinzip und Geschäftsmodell durchaus seine Daseinsberichtigung. Inwieweit die Geschäftsmodelle von Uber und Airbnb auch für Anleger in der Zukunft interessant sein könnten, hängt letztendlich auch von rechtlichen Rahmenbedingungen ab.