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Steueroase Groß Berßen: Kuriose Alternative zu Liechtenstein

Inhaltsverzeichnis

Im beschaulichen Emsland liegt seit wenigen Jahren eine neue Steueroase. Unglaublich, aber wahr: Das beschauliche Dorf Groß Berßen sieht mit seinen rund 700 Einwohnern dabei jedoch nicht wirklich aus wie das neue Mekka der Steuerflüchtlinge.

Zwar erinnert die mit 20,76 Quadratkilometern zu den kleinsten in Niedersachsen zählende Gemeinde von der Fläche her an die Kleinstaaten-Steueroasen in Liechtenstein oder Monaco, prächtige Paläste und Jachthäfen sucht man hier jedoch vergebens.

Steueroase Groß Berßen – entscheidend war der Umzug der HanBG

Ausschlaggebend für die neue Bezeichnung des Steuerparadieses war hingegen der Umzug der Hannoverschen Beteiligungsgesellschaft, kurz HanBG. Seit 2010 hat die Gesellschaft mit einem Stammkapital von rund 316 Millionen Euro ihren Hauptsitz im beschaulichen Ort zwischen Sögel und Haselünne.

Von hier aus verwalten die Mitarbeiter der HanBG auf rund 25 Quadratmetern Bürofläche die Beteiligungen des Staates an zahlreichen großen niedersächsischen Unternehmen. Zu den Beteiligungen zählen dabei namhafte Konzerne wie Salzgitter, der Flughafen Hannover-Langenhagen oder die Deutsche Messe AG, von dem die Beteiligungsgesellschaft die Hälfte des Stammkapitals hält.

Mit großem Abstand ist jedoch eine Beteiligung in Höhe von 12,7% am Grundkapital sowie 20% an stimmberechtigten Aktien des Wolfsburger Autobauers Volkswagen die wertvollste Anlage der Gesellschaft.

Der Clou ist die Steuer: Niedrige Gewerbesteuer als Anlass für Umzug

Trotz der hohen Geldbeträge, mit denen das Unternehmen von Tag zu Tag konfrontiert wird, spielte die niedrige Gewerbesteuer in der Steueroase Groß Berßen die Hauptrolle für den Umzug in die Provinz.

Zahlte man am vorherigen Hauptsitz in der Landeshauptstadt Hannover einen Gewerbesteuer-Hebesatz von 460%, seien es in der niedersächsischen Provinz nur 270%, ließ das zuständige Finanzministerium verlauten. So spare der Umzug der staatlichen Gesellschaft jährlich Kosten in Höhe von rund einer Million Euro.

Groß Berßen als günstige Steueroase und Alternative zu Liechtenstein

CDU-Bürgermeister Reinhard Kuhlemann freut sich über den Umzug. Dieser sei auch dadurch zu Stande gekommen, dass in seiner Gemeinde seit einem knappen Jahrzehnt die Steuern nicht mehr erhöht worden seien.

Für weitere Umzüge von Großunternehmen sei der kleine Ort jedoch nicht geeignet, da die nötige Infrastruktur fehle. Die Dorfstraße, die den Verkehr in der Steueroase regelt, ist für große Verkehrsmassen nicht ausgelegt worden.

Bauplätze gäbe es hingegen genug – und die sind mit rund 16 Euro pro Quadratmeter auch noch deutlich billiger als in Hannover, wo teilweise die zehnfachen Summen aufgerufen werden.

Ähnlich kurios wie die neue Geschichte des Ortes ist übrigens auch sein Name. Groß Berßen ist in Wirklichkeit nämlich nur der kleinere Bruder von Klein Berßen. Der vermeintlich kleine Nachbarort besitzt allerdings rund 500 Einwohner mehr.