Tapering Definition – kontinuierliches Abnehmen oder Auslaufen-Lassen
Die Märkte haben sich auf ein neues Wort eingeschossen: „Tapering“. Im Englischen bedeutet dies, dass etwas kontinuierlich weniger oder enger wird bzw. konstant abnimmt. Im Kontext der Börse und Finanzpolitik wird mit diesem Schlagwort die Situation beschrieben, dass die US-amerikanische Notenbank (Federal Reserve, kurz „FED“) den Geldhahn zudreht.
Derzeit läuft noch das Quantitative Easing, also die zahlenmäßige Lockerung. Dabei kauft die FED Monat für Monat Anleihen in Höhe von 85 Mrd. US-$. Damit soll die Wirtschaft angekurbelt werden, weil der Staat dadurch mit mehr Geld versorgt wird.
Mehr Geld heißt steigende Aktienkurse
Das ist zumindest aktuell die Situation, die wir in der Finanzkrise erleben. Die Zentralbanken fluten den Markt mit frischem Geld und das muss irgendwohin. Weil die Zinsen derzeit in vielen Ländern auf einem Rekordtief sind, lohnt es sich mehr, das Kapital in Aktien zu stecken.
Nachdem die EZB interveniert hat, bekommt man für südeuropäische Staatsanleihen auch keine zweistelligen Prozente mehr. Früher floss das Geld noch dorthin. Seitdem sich die Situation verändert hat, boomt die Börse und die Aktien steigen. Nominalzins und Rendite: Bei Staatsanleihen aufgepasst
Welche Zahlen die Unternehmen konkret melden, das interessiert nur nebenbei. Auf die Notenbanken muss man achten, um zu erfahren, ob die Kurse weiter steigen. Verkehrte Börsenwelt – aber so läuft es momentan nun einmal ab. Deshalb gibt es auch die Angst vor einem Ende des Geldschaffens. Das würde die Börsen vermutlich wieder deutlich absacken lassen.
Das Tapering ist damit das Schlagwort, um das es die nächste Zeit gehen wird. Vor allem so lange, bis es tatsächlich geschieht. Davor kann man nur spekulieren, wie der Markt reagieren wird.
Anleihemarkt zeigt Wirkung
Obwohl noch nicht einmal klar ist, ob das Tapering stattfinden wird, und, vor allem, wann es starten wird, zeigen die Märkte sich schon nervös. Insbesondere der Anleihemarkt hat sofort reagiert, obwohl es bisher nur Gerüchte gibt. Investoren haben ihr Kapital aus den US-Staatsanleihen abgezogen. Die Zinsen sind dadurch verhältnismäßig nach oben geschossen. Leitzinsentwicklung beeinflusst das Zinsniveau
Von rund 1,6% Anfang Mai haben sich die 10-jährigen US-Staatsanleihen auf fast 2,25% nach oben katapultiert. So hoch waren die Zinsen zuletzt im Frühjahr 2012. Ob damit schon das Ende der aktuellen Börsenrallye eingeleitet wurde, wird sich zeigen. Die Indizes wie Dow Jones, S&P500 und DAX konsolidieren seit Mitte März, also etwas verzögert.
Tapering: Definition und Ausblick
Dreht Ben Bernanke den Geldhahn langsam zu oder flutet er weiter die Märkte? Diese alles entscheidende Frage stellen sich Investoren aktuell weltweit. Noch ist es nicht beschlossene Sache, es wurde lediglich in einem Meeting angedeutet. Aber so sind die Märkte von heute. Das Gerücht wird gehandelt.
Gespannt kann man sein, wenn das Tapering – in welcher Form auch immer – letztlich angekündigt wird. Steigen dann wieder die Werte für Anleihen, weil man bereits das Gerücht verkauft hat? Fallen die Aktien, weil kein neues Geld mehr in den Markt gepumpt wird und deshalb die Investoren sich lieber neutral positionieren, d.h. verkaufen und abwarten?
Es bleibt spannend um die US-Finanzpolitik, schließlich muss die FED entscheiden, ob die US-Wirtschaft schon wieder stark genug ist, um das Tapering verkraften zu können. Wenn man sich direkt an die Übersetzung hält, würde das bedeuten, die Anleihenkäufe nehmen regelmäßig ab, z.B. pro Monat um 5 Mrd. US-$.
Dann wären wir nach einem Jahr immer noch bei 25 Mrd. US-$, die jeden Monat geschaffen werden. Fraglich ist, ab welchem Zeitpunkt die Wirtschaft die Abnahme merkt und ob die Käufe wirklich so langsam zurückgefahren werden.