Währungssysteme: Die Golddeckung im Bretton-Woods-System
Die Börsianer sind heute in Partylaune. Während vor einer Woche noch die Griechenland-Pleite auf dem Programm stand, dominieren jetzt plötzlich die Optimisten.Die größten Gewinner sind die Bank-Aktien, die zum Teil zweistellig zulegen können. Das ist ein erstes Signal der Hoffnung, aber wir sollten Realisten bleiben.In der gestrigen Schlussgong-Ausgabe habe ich Ihnen von möglichen Konsequenzen einer Griechenland-Pleite berichtet. Volkswirte und Politiker sind sich nicht einig, ob eine griechische Insolvenz das Ende des Euro-Währungssystems bedeuten würde. Fällt nur ein Dominostein in der Schuldenkrise, oder fallen alle Steine?Der Schlussgong möchte Ihnen in den folgenden beiden Ausgaben das Thema Währungssystem näher bringen und zeigen, dass jedes Währungssystem historisch betrachtet nur für einen begrenzten Zeitraum für Stabilität sorgen kann.
Bretton Woods: Aus der Geschichte lernen
Die Basis des berühmten „Bretton-Woods-Systems“ wurde in einer extremen Krisensituation, im 2. Weltkrieg, gelegt. Im Juli 1944 trafen sich Repräsentanten aus 44 Ländern, um im amerikanischen Bretton Woods ein neues internationales Wechselkurs-System zu entwerfen.Geschichte hilft, um die Herkunft aktueller Probleme zu verstehen. Häufig sind die Probleme Teil einer notwendig gewordenen Korrektur eines bestehenden Systems. Ausgehend vom Bretton-Woods-System werden Sie leichter verstehen, wie es zu der aktuellen Euro-Krise kommen konnte.
Europa musste wieder aufgebaut werden
Am Ende des 2. Weltkriegs lag Europa in Schutt und Asche. Das düstere Geschichtskapitel hat unendliches menschliches Leid herbeigeführt und auch dafür gesorgt, dass der Handel zum Erliegen kam.Mit dem Bretton-Woods-System sollte Europa wieder zu einem schlagkräftigen Wirtschaftszentrum aufgebaut werden. Amerika brauchte Europa als Handelspartner und hat daher nicht ganz uneigennützig gehandelt.Das System setzte auf die Einführung fester Wechselkurse, damit die Zahlungsabwicklung gewährleistet werden konnte.Bei festen Wechselkursen verpflichtet sich die Zentralbank eines Landes, die Wechselkurse durch geldpolitische Maßnahmen zu fixieren. Wenn eine Währung also aufwertete oder abwertete, schritt die Zentralbank mit Devisenverkäufen oder Devisenkäufen ein und glich das Verhältnis wieder aus.
Bretton Woods beschert Europa das Wirtschaftswunder
Ankerwährung im Bretton-Woods-System war der US-Dollar, zu dem alle anderen Währungen ein festes Wechselkurs-Verhältnis hatten. Da sich die amerikanische Zentralbank verpflichtete, Dollar in Gold zu tauschen, war es für die Teilnehmerländer sinnvoll, den Dollar als Anker zu akzeptieren.Als Tauschverhältnis wurden 35 US-Dollar je Feinunze Gold festgelegt. Nach Einführung des Systems kam es zu einer wirtschaftlichen Blüte in Europa und in den USA. Das zeigt: Nach der Kriegs-Katastrophe war Gold die ideale Basis für ein stabiles und vertrauenswürdiges Geldsystem.
Ohne Restriktionen geht es nicht
Wie jedes Währungssystem war aber auch das Bretton-Woods-System nicht ohne Fehler. 1973 war das System offiziell am Ende. Zwei Jahre vorher musste bereits die Anbindung an das Gold aufgegeben werden.Ursache dafür war in erster Linie, dass es keine Deckungsvorschriften für den Geldumlauf gab. Ohne Rücksicht auf die Währungsreserven wurde die Geldmenge ausgeweitet, um Arbeitslosigkeit zu beseitigen, Kriege zu finanzieren und großzügige Sozialversicherungsnetze zu finanzieren.
Das Ende von Bretton Woods war der Beginn des Euro
Inflation und Zahlungsbilanzdefizite waren die Folge. Zwar wurde noch versucht, mit Abwertungen entgegen zu wirken, doch war den Beteiligten klar, dass dies keine dauerhafte Lösung ist.Als in Folge einer steigenden US-Verschuldung auch noch das Vertrauen in den Dollar schwand, war das Bretton Woods-System endgültig am Ende.Es entstand in den Folgejahren ein neues Währungssystem mit dem Euro als vorläufigen Schlusspunkt in Europa.