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Zahlungsbilanzdefizit: Das Schuldenbuch einer Nation

Inhaltsverzeichnis

Häufig ist zu lesen, dass ein Zahlungsbilanzdefizit traditionell die USA oder bekanntermaßen Länder wie Griechenland oder Portugal kennzeichnet.

Doch beim Begriff Zahlungsbilanzdefizit sollte man genau hinsehen.

Zahlungsbilanzdefizit – Definition und Struktur

Der Definition zufolge geht es bei der Zahlungsbilanz um die Gegenüberstellung aller Güter-, Dienstleistungs- und Kapitalströme eines Landes mit dem Ausland.

Vereinfacht gesagt: Wenn insgesamt mehr Geld ins Ausland fließt als eingeht, entsteht ein Zahlungsbilanzdefizit.

Allerdings muss zwischen Waren bzw. Dienstleistungen und Kapital unterschieden werden.

Die Zahlungsbilanz besteht wesentlich aus der Leistungs- und der Kapitalbilanz. Dies wiederum entspricht dem Prinzip der doppelten Buchhaltung:

Werden Dienstleistungen und Waren importiert oder exportiert, entstehen gleichzeitig Gegenforderungen, und die müssen bezahlt werden.

So importiert beispielsweise jeder, der seinen Urlaub im Ausland verbringt, diese Art von Dienstleistung – soweit zur Leistungsbilanz.

Da er aber sein in Deutschland verdientes Geld dafür ausgibt, entstehen zugleich Verbindlichkeiten in der Kapitalbilanz. Werden diese gegengebucht, ist die Zahlungsbilanz insgesamt ausgeglichen.

In der Zahlungsbilanz werden Kapital-Exporte wie Waren-Importe und Kapital-Importe wie Waren-Exporte ausgewiesen.

Verzerrungen durch Kapitalbilanz

Streng genommen und der Definition zufolge dürfte also eine Zahlungsbilanz keine Defizite aufweisen.

Für Abweichungen können allerdings Finanz-Transaktionen sorgen, die keine Gegenleistung für Waren oder Dienste sind, Geldanlagen oder Aktienkäufe im Ausland etwa.

Wenn Kapital Geld erwirtschaftet, wird dies rein in der Kapitalbilanz verbucht. Durch die Globalisierung der Finanzmärkte sind die Salden in den Kapitalbilanzen deutlich angestiegen.

Vor diesem Hintergrund und der gewachsenen Bedeutung von Kapitalströmen durch Finanz-Transaktionen oder grenzüberschreitende Firmenbeteiligungen ist es sinnvoll auf die Leistungs- und die Kapitalbilanz zu schauen.

Zahlungsbilanz – Meist Synonym für Leistungsbilanz

In den meisten Veröffentlichungen indes wird der Begriff Zahlungsbilanzdefizit als Synonym für ein Defizit in der Leistungsbilanz verwendet.

I. d. R. bedeutet dies also, dass beispielsweise Griechenland mit einem Zahlungsbilanzdefizit mehr Waren und Dienstleistungen importiert als ins Ausland verkauft hat.

Und da auf der Gegenseite in der Buchung entsprechende Verbindlichkeiten stehen, muss das Land das Defizit mit entsprechenden Schulden begleichen.

Der Kredit kommt vom jeweiligen exportierenden Land, dem Gläubiger. Klassisches Gläubigerland ist Deutschland mit anhaltenden Zahlungsbilanz-Überschüssen.

Uneinheitliche Bewertung

Gläubiger- oder Schuldner-Länder – Die Zahlungsbilanz ist zugleich das Schuldenbuch einer Nation.

Ein Zahlungsbilanzdefizit kann verschiedene Gründe haben: So kann eine starke Währung Exporte verteuern.

Ebenso gut kann aber auch eine schwache Währung die Kosten für Energie-Importe in die Höhe treiben. In Japan z. B. wurde dadurch der schwächelnde Export überkompensiert.

Uneinheitlich sind auch die Folgen eines Zahlungsbilanzdefizits:

Wird es als Anzeichen für eine schwache heimische Industrie gesehen, dürften sich Aktionäre zurückziehen.

Die USA wiederum sind hier ein traditioneller Sonderfall, da sie ihre Importe in der eigenen Leitwährung bezahlen und somit ihre dominierende Stellung halten.