Was Sie aus der Geschichte über Krisen lernen können – die Gründerkrise 1873
Heute lese ich immer wieder davon, dass wir noch nie dagewesene Dinge erleben – v. a. am Finanzmarkt.
Diese Ansicht kann ich nicht teilen. Meiner Erfahrung nach wiederholt sich Geschichte – gerade bei wirtschaftlichen Fragen.
Das liegt auch daran, dass sich die Gesetze der Mathematik nicht aushebeln lassen.
Daher ist auch unser aktuelles auf Zins aufgebautes Geldsystem irgendwann nicht mehr aufrecht zu erhalten und es droht ein massiver Zusammenbruch.
Vor diesem Hintergrund lässt sich der Ablauf der Geschichte verstehen. Es lassen sich sogar Szenarien für die Zukunft entwickeln.
Außerdem wird deutlich, dass die Entwicklung immer nach demselben Muster verläuft.
Ich werde daher nun regelmäßig auf wichtige Wirtschafts-Krisen der Vergangenheit blicken und Ihnen aufzeigen, was diese Krisen für uns heute noch an Bedeutung haben.
Die Wirtschafts-Krise 1873 – von der Gier zur Krise
Ein gutes Beispiel für ein Zinssystem in der Endphase ist die Gründerzeit um 1870: Unternehmen wurden durch massive Verschuldung gegründet und in Aktiengesellschaften umgewandelt.
Die Betriebe waren dabei völlig überbewertet, was daran deutlich wurde, dass der Aktienwert oftmals das Doppelte oder 3-fache des realen Firmenwerts betrug.
Dadurch konnte ein Aktienboom ausgelöst werden, dem immer mehr Menschen erlagen.
Zum guten Teil wurde dabei die Gier des Menschen nach Reichtum von cleveren Geschäfte-Machern geschickt ausgenutzt, um kritisches Denken auszuschalten.
Um die Anleger anzulocken, wurden bezahlte Personen damit beauftragt ein reges Gedränge vor der Ausgabestelle vorzutäuschen.
Gleichzeitig brachte die Presse Berichte über eine vielfache Überzeichnung der Aktien. In der Masse entstand dadurch der Eindruck, dass tatsächlich ein großes Interesse an den Aktien bestünde.
Durch solche Tricks konnte die Entwicklung weiter angeheizt werden, und in den Jahren 1871 und 1872 erschien an der Börse in Berlin praktisch jeden Tag ein neues Unternehmen auf dem Kurszettel.
Die Entwicklung war mit einem steilen Anstieg der Wohnungs-Preise verbunden, da von der reichen Oberschicht vermehrt Immobilien nachgefragt wurden.
Im März 1873 endete jene Entwicklung im Zusammenbruch, der die Bevölkerung in bittere Armut stürzte.
Hunderttausende verloren ihre Existenz-Grundlage, als die Kurse abstürzten.
Aktienkurse wurden künstlich angetrieben – und stürzten dann ab
Die Aktienkurse lagen im Jahr 1876 nur noch halb so hoch wie während des Booms 1873.
Auch der Immobilienboom verdrehte sich ins Gegenteil und unzählige Wohnungen standen leer, weil viele Hausbesitzer ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten.
Der Börsencrash wirkte sich auf die ganze Wirtschaft als Deflation aus: Niemand wollte mehr investieren, niemand konnte etwas kaufen.
Die Firmen blieben auf ihren Waren sitzen und mussten die Preise reduzieren. Löhne und Gehälter wurden im weiteren Verlauf gekürzt.
Diese bis damals größte Wirtschafts-Krise dauerte 23 Jahre und endete um die Jahrhundertwende in einer Zeit, in der sich Wirtschafts-Einbrüche und Boom abwechselten.
Wenn Krise zu Krieg wird …
Dabei verschuldeten sich die Staaten im Kampf um Rendite immer weiter, was letztlich im Ersten Weltkrieg endete.
Was für wirtschaftliche Auswirkungen der wiederum hatte, werde ich Ihnen in einer weiteren Ausgabe näher erläutern.