AT&S-Aktie: Ergebnisse des Leiterplattenspezialisten durch China-Investition belastet

Nach Kurssturz handelt die Aktie deutlich unter ihrem Buchwert (Foto: crystal51 / Shutterstock.com)
Wie wenig an der Börse die erreichten Ergebnisse wert sein können, mussten die Anleger des österreichischen Leiterplatten-Spezialisten AT&S zuletzt leidlich erfahren.
Trotz Rekord-Ergebnissen kam das Unternehmen aus der Steiermark nicht in die Gänge.
Auf Sicht des vergangenen Jahres steht sogar ein Minus von knapp 30% auf der Uhr.
Die schwache Kursentwicklung basiert auf der Unsicherheit der zukünftigen Geschäfts-Entwicklung.
Mit Leiterplatten zum Erfolg
Vielen Anlegern ist der AT & S Konzern aus Leoben in der Steiermark vielleicht gar kein Begriff, aber der 430 Mio. € schwere Technologie-Konzern einer der weltweit führenden Hersteller von High-End-Leiterplatten.
Diese sind nicht nur in Millionen von Smartphones, sondern auch in der Automobil- und Industrie-Elektronik sowie in der Medizin-Technik verbaut.
Dabei kann sich die Geschäfts-Entwicklung der Steirer durchaus sehen lassen: In 2002 erwirtschaftete AT&S bei Umsätzen von 274 Mio. € gerade einmal einen Gewinn von 1,4 Mio. €. Die Gewinn-Spanne lag dementsprechend bei hauchdünnen 0,50%.
Heute sieht die Situation komplett anders aus. Mit mittlerweile 8.800 Mitarbeitern kletterten die Erlöse zuletzt mit 762,9 Mio. € auf ein neues Rekord-Niveau.
Der Gewinn sank zwar auf 56 Mio. € (Vorjahr: 69 Mio. €). Trotz massiver Investitionen lag damit die Gewinnspanne immer noch auf einem Niveau von 7,3%.
AT & S wächst gegen den Markt
Sie müssen also die Ergebnisse relativieren, denn der erste Blick täuscht. Insgesamt ist der Leiterplatten-Markt im abgelaufenen Geschäftsjahr um 4% geschrumpft.
AT & S konnte hingegen die Umsätze um 14,4% auf 762,9 Mio. € nach oben fahren. Dabei erzielte das Unternehmen 24% der Erlöse in Deutschland und Österreich, 6% in Resteuropa, 56% in Amerika und 14% in Asien.
Die Hauptursache für den Marktrückgang war die schwächere Nachfrage im Computer- und Consumer-Segment. Fernseher, Kameras, Tablets, Notebooks und Desktop wurden deutlich weniger nachgefragt.
Angetrieben wurden die Geschäfte aber weiter durch den wachsenden Smartphone-Absatz. Der Markt wächst immer noch um 10%.
Während der Markt für Industrie-Elektronik einen Rückgang verzeichnete, blieb der Bereich mit Medizin-Elektronik-Anwendungen annähernd stabil.
AT & S investiert 480 Mio. € in China
Die Konzernführung hat bereits vor einiger Zeit die Weichen auf zukünftiges Wachstum gestellt und versucht sich im Markt für höherwertige Bauteile für die Mikro-Elektronik zu positionieren.
Für diese sogenannten IC-Substrate zieht der Konzern im chinesischen Chongqing eine 480 Mio. € teure Fabrik hoch. Die erste Serien-Fertigung ist kürzlich bereits angelaufen. Bislang wurden bereits 290 Mio. € in das Werk investiert.
Allerdings belasteten die höheren Abschreibungen von zusätzlich rund 40 Mio. € pro Jahr die Ergebnisse am Anfang. Auf lange Sicht winken allerdings deutlich höhere gewinnträchtige Umsätze.
Milliarden-Marke könnte in 2018 fallen
Die Analysten sind sich soweit einig. Die Investitionen machen strategisch absolut Sinn. In 2018 könnten nach Hochfahren der Kapazitäten in China Erlöse von über 1 Mrd. € erreicht werden.
Die Gewinne sehen die Experten dann wieder bei knapp 1,7 € je Aktie (2015: 1,44 €). Damit ergäbe sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 6.
Auch der Blick auf den Buchwert zeigt, dass die Stimmung der Anleger derzeit extrem negativ ist. Denn bei einem Kurs von 11,20 € handelt die Aktie immerhin 23% unter ihrem rechnerischen Buchwert.
Belastend wirken offenbar weiterhin die schlechte Visibilität der Geschäfte und die hohe Abhängigkeit vom Smartphone-Geschäft. Auf der Gegenseite steht das hohe Potenzial der hochmargigen neuen Produkte.
Geht es nach Firmenchef Andreas Gerstenmeyer dann ist die Wachstums-Story des Konzerns jedenfalls noch lange nicht zu Ende.
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