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Dänische Coloplast schluckt Fischhaut-Wundversorger Kerecis

Inhaltsverzeichnis

Heute möchte ich Ihnen einen Übernahme-Deal vorstellen, der nicht nur aufgrund des Produktportfolios des Zielunternehmens sehr interessant ist. So gaben der dänische Medizinprodukte-Konzern Coloplast A/S und der isländische Hersteller biologischer Wundversorgungsprodukte Kerecis am 07.07.2023 bekannt, dass sie eine Übernahmevereinbarung unterschrieben haben.

Das Besondere: Kerecis hat Wundversorgungsprodukte entwickelt, die aus der Fischhaut des nordatlantischen Kabeljaus stammen. Diese Fischhaut-Auflagen sind reich an OMEGA3-Fettsäuren und werden zur Behandlung schwer heilender Wunden wie z.B. Brandwunden, diabetische Wunden und Druckgeschwüre verwendet.

Bevor ich Ihnen jedoch die Übernahmedetails erläutere, möchte ich Ihnen die beiden nordischen Unternehmen kurz vorstellen.

Die Unternehmen im Kurzporträt

Das isländische Start-up Kerecis wurde 2007 von Fertram Sigurjónsson gegründet und hat seinen Sitz in Ísafjörður (gut 400 km nördlich von Reykjavík). Das innovative Unternehmen entwickelt, produziert und verkauft patentierte Fischhaut-Produkte zur Wundversorgung, die bereits in vielen Ländern zugelassen sind.

Kerecis hat Niederlassungen in den Vereinigten Staaten, Island und Deutschland (Köln). Das Unternehmen hat sich zu einem der wertvollsten Unternehmen in der Geschichte Islands entwickelt. Die etwa 400 Kerecis-Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 85 Mio. USD (etwa 77,2 Mio. Euro) erwirtschaftet.

Das Unternehmen befindet sich in Privatbesitz. Dabei befinden sich etwa ein Drittel der Anteile in Händen der ursprünglichen Gründer des Unternehmens.

Das Medizinprodukte-Unternehmen Coloplast wurde 1957 gegründet und hat seinen Hauptsitz im dänischen Humlebæk (etwa 40 km nördlich von Kopenhagen). Das Produktportfolio von Coloplast umfasst z.B. Produkte für die Stomaversorgung, die Kontinenzpflege und auch Wundpflegeprodukte.

Darüber hinaus entwickelt, produziert und vermarktet der dänische Konzern Produkte für die chirurgische Behandlung von urologischen und gynäkologischen Erkrankungen sowie Produkte für die Stimm- und Atmungsorgane. Coloplast ist weltweit tätig und beschäftigt rund 12.500 Mitarbeiter.

Das Unternehmen hat im Geschäftsjahr 2022, das Ende September endete, einen Umsatz von 22,57 Mrd. dänischen Kronen (DKK – etwa 3 Mrd. Euro) erwirtschaftet. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 6,3 Mrd. DKK (etwa 850 Mio. Euro).

Die Übernahme-Details

Coloplast zahlt den Kerecis-Eigentümern bis zu 1,3 Mrd. US-Dollar (USD – etwa 8,9 Mrd.  DKK bzw. 1,2 Mrd. Euro) von denen 1,2 Milliarden USD (ca. 8,2 Milliarden DKK bzw. 1,1 Mrd. Euro) als Vorauszahlung gezahlt werden.

Die Transaktion soll durch eine Kapitalerhöhung finanziert werden. Die Annahmeschwelle liegt bei mindestens 90% der KerecisAnteile. Bisher haben sich 77% der Anteilseigner von Kerecis verpflichtet, ihre Aktien an Coloplast zu verkaufen.

Coloplast rechnet damit, dass Kerecis seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2022/23 um 50% steigern und seinen starken Wachstumskurs auch in den Folgejahren fortsetzen wird. Darum hebt Coloplast seine langfristige organische Wachstumsprognose von zuvor 7-9% auf 8-10% an.

So reagierten die Anleger

An der Börse in Kopenhagen (NASDAQ OMX Copenhagen) verlor der Kurs der Coloplast-Aktie am vergangenen Freitag deutlich an Boden. Er fiel im Tagesverlauf um 2,8% und lag bei Börsenschluss nur noch bei 809,60 DKK.

Offensichtlich sind die Anleger nicht mit dem hohen Übernahmepreis einverstanden. Aber auch die Finanzierung durch die Ausgabe neuer Aktien und die damit verbundene Verwässerung des Aktienkurses könnte ein Grund für den Kursverlust sein.

Wie es weitergeht

Nach der erwarteten Übernahme wird Kerecis als eigenständige Geschäftseinheit von Coloplast weiterhin unter eigener Identität und Marke operieren. Der Abschluss der Transaktion unterliegt den üblichen behördlichen Genehmigungen und wird für das 4. Quartal 2023 erwartet.