Japan kämpft weiter vergeblich gegen Deflation

Seit vielen Jahren kämpft das hochverschuldete und vergreisende Japan gegen latent deflationäre Tendenzen. Jüngst kamen aus Nippon wieder ernüchternde Nachrichten. (Foto: Vincent Tang - Fotolia)
Ende der 1980er Jahre, genauer gesagt im Dezember 1989 erreichte der japanische Leitindex bei knapp 39.000 Punkten sein Allzeithoch. Aktuell dümpelt der Nikkei bei um die 21.000 Punkte vor sich hin. Wer also damals in Japan eingestiegen ist, sitzt immer noch auf riesigen Verlusten. Wohl gemerkt, wir reden hier über einen extrem langen Anlagehorizont von fast 30 Jahren. Allein das spricht für sich und sollte selbst die größten Bullen nachdenklich stimmen.
Extreme Geldpolitik
Die Investoren sitzen also immer noch auf einem Verlustberg, obwohl die Verantwortlichen in Japan fast alles ordnungs- und geldpolitisch Mögliche versuchen, Wachstum und Inflation anzukurbeln. Die Bank of Japan setzt seit mehreren Jahrzehnten das „unkonventionelle“ Mittel von Niedrig- bzw. Nullzinsen ein.
Darüber hinaus werden im Hintergrund weiter munter Anleihen und sogar Aktien–ETFs gekauft. Mittlerweile ist die Bank of Japan oftmals größter Einzelaktionär der großen japanischen Börsenkonzerne. Trotz der extremen Politik der Notenbank und der flankierenden Maßnahmen der Politik – Stichwort Abenomics – mag die Inflation einfach nicht so anspringen, wie sich das die Verantwortlichen vorstellen.
Schwacher Preisauftrieb
Reuters meldete jüngst, dass sich der Preisauftrieb weiter verlangsamt und im Juni auf den niedrigsten Stand seit etwa zwei Jahren fiel. Die Verbraucherpreise legten nur um magere 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Dabei handelte es sich um den schwächsten Anstieg seit Juli 2017. Im Mai lag der Wert noch bei 0,8 Prozent. Die Bank of Japan ist damit weit davon entfernt, ihr Ziel einer Preissteigerung von zwei Prozent zu erreichen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass die japanische Wirtschaft, insbesondere die Exporte, weiterhin deutlich hinter den Erwartungen bleiben.
Die japanischen Exporte sind laut Reuters im Juni wegen der schwächeren Weltkonjunktur sowie des Handelskriegs zwischen den beiden wichtigen Kunden USA und China den siebten Monat in Folge gesunken. Sie nahmen um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ab. Ökonomen hatten im Vorfeld lediglich mit einem Rückgang von 5,6 Prozent gerechnet, nachdem es bereits im Mai ein starkes Minus von 7,8 Prozent gegeben hatte. Besonders heftige Einbußen wurden im Exportgeschäft mit Lastwagen, Stahlrohren und Autoteilen verzeichnet.
Ja, liebe Leser, das Beispiel Japan zeigt sehr schön auf, dass die Geldpolitik vor dem Hintergrund einer lahmenden Weltkonjunktur, einer vergreisenden Bevölkerung und überschuldeter Staatshaushalte auch an ihre Grenzen kommt. Spannend ist auch, dass die Kommentatoren nach den schwachen Daten eine noch aggressivere und unkonventionellere Geldpolitik erwarten. Ob diese dann wirklich die Verbraucherpreise in Richtung Zielwert bringen kann, ist aber stark zu bezweifeln.
Last but not least bleibt anzumerken, dass die Ähnlichkeiten zwischen dem alternden und verschuldeten Europa mit Japan schon frappierend sind. Viele nüchterne Beobachter diagnostizieren für Europa ja schon jetzt dauerhaft „japanische Verhältnisse“. Unabänderlich.
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