Pandemie lässt Gewinne bei Carl Zeiss Meditec bröckeln

Pandemie lässt Gewinne bei Carl Zeiss Meditec bröckeln. Doch das Unternehmen schlägt sich wacker, nicht zuletzt durch hohe F&E-Investitionen. (Foto: Marco Crupi / shutterstock.com)
Bestimmt haben Sie schon einmal Carl Zeiss Meditec gehört. Bis vor kurzem eilte das Unternehmen von einem Rekord zum nächsten. Doch im vergangenen Geschäftsjahr, das zum 30. September endete, musste auch der erfolgsverwöhnte Medizintechnikhersteller aus Jena kleinere Brötchen backen. Und einen Umsatzrückgang um 8,5% auf 1,34 von 1,46 Milliarden Euro verkraften. Unter dem Strich blieb ein Konzernergebnis von 123,4 Millionen Euro übrig, 23,2% weniger als im Vorjahr. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verringerte sich um ein Drittel auf 177,6 Millionen Euro, die EBIT-Marge sank auf 13,3% von 18,1 % im Vorjahr.
Über die Verschiebung verschiebbarer Operationen
Dies hat das auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierte Unternehmen am vergangenen Freitag bekannt gegeben. Ursächlich für den Umsatzrückgang war das Gebot der Bundes- und Landesbehörden, sogenannte elektive, also planbare, Operationen befristet zu verschieben, um in den Krankenhäusern genügend Intensivbetten und Beatmungsplätze für schwere COVID-19-Fälle vorzuhalten.
Dementsprechend fielen bei Carl Zeiss Meditec die Einbußen der Geschäftstätigkeit vor allem beim Geräteverkauf an. Beim Verkauf von chirurgischen Verbrauchsmaterialien und den wiederkehrenden Erlösen mit Implantaten und sonstigen Dienstleistungen konnte Carl Zeiss Meditec sogar profitieren.
Optimismus für das laufende Geschäftsjahr
Angesichts der Covid-19-Pandemie sei das ein durchaus erfreuliches Ergebnis, das ertragsseitig auf harte Kostensenkungsmaßnahmen zurückzuführen sei, erklärte der Vorstandsvorsitzende Ludwin Monz bei der Vorlage der Bilanz am Freitag am Konzernsitz in Jena. Und zeigte sich optimistisch, dass trotz der aktuellen Planungsunsicherheit schon in diesem Geschäftsjahr eine Rückkehr zum gewohnten Umsatz- und Ertragswachstum erreicht werden könne.
So findet sich im Geschäftsbericht die Aussage, dass der Konzern von einem Umsatzwachstum mindestens in Höhe des für die Branche zu erwartenden Marktwachstums ausgeht – was mindestens im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich anzusiedeln ist – vorausgesetzt, die Pandemie führt nicht erneut zu Verzögerungen bei chirurgischen Eingriffen.
Allerdings werden die Ergebnisse der ersten drei Monate des im Oktober gestarteten Geschäftsjahres noch unter dem noch nicht durch die Covid-19-Pandemie beeinflussten Vorjahresquartal bleiben. Mittelfristig jedoch wurde das Ziel bekräftigt, eine Ertragsmarge von 18% zu erzielen.
Keine Kompromisse in der Forschung
Dass es mittelfristig wieder aufwärts geht, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Carl Zeiss Meditec zwar in den Bereichen Vertrieb und Marketing sowie Verwaltung die Kosten zurückgefahren hat, nicht aber in Forschung und Entwicklung. Hier wurden sogar mehr ausgegeben als im Vorjahr, und zwar um satte 26 %. Damit stieg die F&E-Quote gemessen am Umsatz von ohnehin schon beachtlichen 11,9 % auf 16,4 % an. Das muss man sich in harten Zeiten wie den jetzigen erst einmal leisten können.
Was wohl auch auf die Unterstützung seitens der Großaktionäre zurückzuführen ist. Denn Carl Zeiss Meditec ist Teil der Carl-Zeiss-Stiftung, einer der ältesten und größten privaten wissenschaftsfördernden Stiftungen in Deutschland. Sie ist die alleinige Eigentümerin der Carl Zeiss AG, die wiederum mit ca. 59% Mehrheitsaktionärin der börsennotierten Carl Zeiss Meditec AG ist.
Nichts für Dividendenjäger
Diese werden sich daher, wie auch die freien Aktionäre, über die bevorstehende Ausschüttung freuen. Allerdings bleiben auch die Aktionäre des im MDAX der Frankfurter Wertpapierbörse notierten Unternehmens von den Ertragsrückgängen nicht verschont: Angesichts eines Ergebnisses von 1,79 Euro je Aktie hat die Verwaltung der Hauptversammlung eine Dividende von 0,50 Euro pro Aktie vorgeschlagen, 0,15 Euro weniger als noch im vorangegangenen Geschäftsjahr.
Was übrigens im Einklang mit der konzerneigenen Leitlinie steht, nach der etwa ein Drittel des Nachsteuerertrags ausgeschüttet werden soll. Doch bei einem Kurs von aktuell 108,40 Euro errechnet sich gerade mal eine Dividendenrendite von 0,5% – zu wenig für echte Dividendenjäger.
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