Roche: Pharmariese schlägt wieder zu

Pharmagigant Roche im Übernahmefieber: Kauf von Inflazome ermöglicht Zugriff auf innovative Behandlungsmethoden gegen Entzündungskrankheiten (Foto: Jonathan Weiss / Shutterstock.com)
Das Übernahmefieber im Biotechnologiesektor grassiert weiter mit hoher Dynamaik. Nun hat der Pharmariese Roche wieder zugeschlagen und verstärkt sein Geschäft auf dem Gebiet der Entzündungskrankheiten. Das Schweizer Unternehmen übernimmt die irische Inflazome für 380 Millionen Euro.
Höherer Preis bei bestimmten Meilensteinen
Dabei könnte der Deal auf lange Sicht sogar noch teurer werden. Die Aktionäre haben nämlich das Recht auf mehrere Einzelzahlungen, die beim Erreichen von bestimmten, zuvor definierten Meilensteinen erfolgen. Zu den Anteilhabern gehören die Risikokapitalfirmen Forbion, Longitude Capital, Fountain Healthcare Partners und der Novartis Venture Fund.
Inflazome – der Spezialist für Entzündungskrankheiten
Durch die Übernahme erhält Roche die vollen Rechte am gesamten Portfolio von Inflazome. Das Unternehmen entwickelt oral verabreichte Wirkstoffe, die sogenannte Inflammasome bekämpften. Die Inflazome-Medikamente blockieren insbesondere das NLRP3-Inflammasom, das an einer Vielzahl von Krankheiten beteiligt ist, von Alzheimer über Diabetes bis hin zu Asthma. Ein Molekül von Inflazome hat die klinische Studie der frühen Phase I abgeschlossen.
Kurz zum Hintergrund: Inflammasome sind Schlüsselakteure bei der anfänglichen Reaktion unseres Körpers auf fremde Eindringlinge und erzeugen Signale, die einen Angriff zur Abwehr von Infektionen anspornen können. Aber wenn sie fälschlicherweise ausgelöst werden, können sie Probleme verursachen.
Start-Up mit Phantasie
Die im Jahr 2016 gegründete Firma hat ihren Sitz in Dublin (Irland). Bereits vor dem Kauf hatte Inflazome schon insgesamt 55 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Das Interesse an der Firma wurde durch die Arbeit der wissenschaftlichen Gründer untermauert, die Signale von Inflammasomen zu blockieren, einer Gruppe von Proteinen, die Entzündungsreaktionen aktivieren. Wenn die Entzündung wie beabsichtigt funktioniert, hilft sie bei der Abwehr von Infektionen. Diese Breitenwirkung hat zu einem erheblichen Interesse in der wissenschaftlichen Gemeinschaft geführt, die wirksamen NLRP3-Entzündungshemmer zu entdecken.
Wettbewerber in den Startlöchern
Entsprechend groß ist der Wettbewerb um die Pole-Position auf diesem Forschungsgebiet. Andere Unternehmen arbeiten ebenfalls daran, die von NLRP3 gebotenen Möglichkeiten zu realisieren. Die Roche-Tochtergesellschaft Genentech kaufte beispielsweise 2018 Jecure Therapeutics für ihre NLRP3-Inhibitoren.
IFM Therapeutics verkaufte auf beiden Seiten dieses Deals Tochtergesellschaften mit NLRP3-Vermögenswerten an Bristol Myers Squibb und Novartis. Das Geschäft mit Bristol Myers konzentrierte sich auf deren Einsatz bei Krebs, während Novartis mehr an ihrem Potenzial zur Behandlung von Entzündungskrankheiten interessiert war.
Aber auch Biotechnologie-Unternehmen wie NodThera, Olatec Therapeutics und ZyVersa Therapeutics sind in diesem Bereich tätig.
Bestimmt nicht Roches letzter Zukauf
Die Transaktion macht eines deutlich: Die großen Pharmakonzerne sind Hände ringend auf der Suche nach zukünftigen Wachstumsmöglichkeiten. Erst im Juli hatte Roche mit der Übernahme von Blueprint Medicines für 675 Millionen Dollar sein Engagement in der Krebsforschung weiter ausgebaut. Der jetzige Deal dürfte jedenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der letzte Deal gewesen sein.
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