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Teleperformance will Majorel für 3 Mrd. Euro übernehmen

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Die Marktbereinigung im Bereich der Call Center hält an. Am Mittwoch gab der Bertelsmann-Konzern die Trennung von seiner Call Center-Tochter Majorel bekannt. Käufer der Milliardenbeteiligung ist der Marktführer Teleperformance aus Frankreich. Auch wenn Majorel zuletzt stark gewachsen ist, das Unternehmen gilt als zu klein, um im wettbewerbsintensiven Markt zu bestehen.

Damit klappt es für Bertelsmann im zweiten Anlauf. Bereits im vergangenen Jahr strebte Bertelsmann eine Fusion mit dem französischen Rivalen Sitel an. Eigentlich schien der Deal bereits durch, scheiterte am Ende aber wegen Unstimmigkeiten mit dem Eigentümer von Sitel, der französischen Milliardärsfamilie Mulliez.

Die Anleger bejubeln jedenfalls die Neuigkeiten. Die Papiere von Majorel zogen direkt nach der Meldung um 38% an.

Majorel: Call Center-Tochter von Bertelsmann

Majorel wurde 2019 als gemeinsames Projekt mit der marokkanischen Saham Group gegründet. Seit 2021 ist der Konzern an der Börse notiert. Positioniert ist Majorel als globaler Anbieter von Customer Experience Lösungen und bietet seinen Kunden Dienstleistungen im Bereich Kundensupport, Backoffice-Unterstützung, Vertriebsunterstützung und digitale Lösungen. Sie managen die Beziehungen zwischen Firmen und ihren Endkunden. Der Konzern ist in 45 Ländern und 70 Sprachen für rund 500 Kunden aktiv.

Im Geschäftsjahr 2022 machte Majorel mit seinen rund 82 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro. Damit hat sich der Umsatz in den letzten vier Jahren verdoppelt. Der deutsche Medienkonzern Bertelsmann hielt zuletzt eine Beteiligung von 39,5% an dem Unternehmen.

Teleperformance zahlt 30 Euro je Aktie

Der Verkauf an den Marktführer aus Frankreich hat ein Volumen von 3 Milliarden Euro. Der Käufer Teleperformance zahlt 30 Euro je Aktie. Das ist ein Aufschlag von 43% auf den letzten Schlusskurs von Majorel vor der Bekanntgabe der Übernahme.

Die beiden größten Anteilseigner von Majorel – Bertelsmann SE und die afrikanische Saham-Gruppe, die zusammen 79% der Aktien des Unternehmens besitzen – stimmten dem Geschäft zu. Bertelsmann erlöst über seine Beteiligung entsprechend 1,2 Milliarden Euro. Die Übernahme steht allerdings noch unter dem Vorbehalt der Regulierungsbehörden.

Größe ist entscheidend

Grund für den Rückzug Bertelsmann ist laut dem Konzern die fehlende Größe von Majorel. Weltweit sei bei der Auftragsvergabe die Größe der Unternehmen für die Kunden entscheidend. Zudem gilt die Branche als personalintensiv. Hier ist Teleperformance klar im Vorteil. Der Konzern beschäftigt über 400.000 Mitarbeiter und kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von 8,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich erzielten die Franzosen einen Gewinn von 683 Millionen Euro. Damit lag die Nettogewinnmarge (Anm.: Nettogewinn in Relation zum Gesamtumsatz) bei 7,91%.

Zudem stehen die Firmen vor hohen Investitionen, die für kleinere Unternehmen deutlich schwerer zu stemmen sind. Allen voran müssen die Unternehmen vor in mehr Automatisierung und künstliche Intelligenz investieren.

Teleperformance-Anleger senken den Daumen

Unterdessen zeigen sich die Anleger des französischen Marktführers Teleperformance wenig begeistert. Während die Majorel-Papiere haussierten und um beinahe 40% in die Höhe schossen, gab die Aktie von Teleperformance deutlich nach und sackte am Tag der Bekanntgabe der Offerte um 17% in den Keller.

Die Nachricht kommt einen Tag, nachdem das französische Outsourcing-Unternehmen seine Umsatzwachstumsprognose für 2023 von zuvor 10% auf 8 bis 10% reduziert hat. Das Management von Teleperformance begründete diese Korrektur mit negativen Währungseffekten und der Verlagerung einiger US-Aktivitäten ins Ausland.

Für die Anleger war der Nachrichtencocktail offenbar zu viel, auch wenn die strategische Begründung der Übernahmen durchaus einleuchtend ist.