Visa bläst Milliardenübernahme des Fintechs Plaid ab

Kreditkartenriese Visa bläst milliardenschweren Fintech-Deal ab: Übernahme von Plaid platzt wegen Kartellbehörden (Foto: Valeri Potapova / Shutterstock.com)
Es sollte ein Deal der Superlative werden, mit dem Visa neue Geschäftsbereiche erobern wollte. Vor genau einem Jahr lief die Meldung über die Ticker, dass der Kreditkartengigant das Fintech Plaid schlucken wollte – Kostenpunkt mehr als 5 Milliarden Dollar. Doch daraus wird jetzt offenbar doch nichts. Wegen kartellrechtlicher Bedenken haben die beiden Firmen die Transaktion in gegenseitigem Einvernehmen abgeblasen.
Plaid mit rasantem Wachstum
Das Objekt der Begierde, Plaid, zeigte zuletzt kräftige Zuwachsraten. Zwar wurde das Unternehmen erst in 2013 gegründet, aber in den USA hat inzwischen jeder vierte bereits ein Plaid-Konto genutzt. Kurz zum Hintergrund: Plaid ist ein Technologieanbieter, der digitale Zahlungs-Apps wie Transferwise oder Paypals Venmo mit klassischen Bank- oder Kreditkartenkonten verknüpft. Das Unternehmen ermöglicht es Verbrauchern, mit Hilfe einer Programmier-Schnittstelle, ihre Finanzinformationen mit diversen Apps und Diensten zu teilen. So können sie beispielsweise Payment-Apps ermächtigen, Zahlungen über bestimmte Konten zu tätigen.
Deal sollte Visa ins Epizentrum der Fintech-Welt katapultieren
Mit der Übernahme wollte Visa einen großen Schritt in die lukrative Fintech-Welt machen, deren Nutzung rasant zunimmt. Wie Visa im Rahmen der geplanten Übernahme mitteilte, hatten in 2019 bereits drei Viertel aller mit dem Internet verbundenen Verbraucher Fintech-Anwendungen genutzt. Für Sie zum Vergleich: In 2015 lag der Wert erst bei 18%.
Entsprechend hoch waren die Hoffnungen, die Visa in Plaid gesetzt hatte. Visa selbst wollte mit dem Milliardeninvestment gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen sein bestehendes Kerngeschäft mit den neuen Fintech-Kompetenzen stärken, zum anderen neue Geschäftsbereiche erobern.
Kartellbehörden machen Strich durch die Rechnung
Doch die Rechnung hatten die beiden Firmen wohl ohne die Kartellbehörde gemacht, die dem Deal einen Knüppel zwischen die Beine legte. Bereits im November hatten die Wettbewerbshüter der US-Regierung eine Klage gegen die Transaktion eingereicht. Der Hintergrund: Visa würde angeblich durch die Übernahme eine zu große Marktmacht erlangen. In der Klage der Regierung hieß es, Visa sei „ein Monopolist im Online-Zahlungsverkehr“ und wolle mit dem geplanten Zusammenschluss einen aufstrebenden Konkurrenten ausschalten.
Dabei könnten die Bedenken durchaus begründet sein: Plaid verknüpft diverse Zahlungs-Apps mit Bankkonten und stellt damit die Infrastruktur etwa für den in den USA beliebten Dienst Venmo. Irgendwann könnte es Verbrauchern dadurch ermöglicht werden, Zahlungen direkt vom Bankkonto zu Händlern zu transferieren. Damit würde das Geschäft von Visa möglicherweise unter Druck kommen.
Doch die Angst vor langen Rechtsstreitigkeiten hat beide Firmen jetzt dazu bewogen, den Deal fallenzulassen.
Visa weiterhin mit beeindruckender Gewinnstärke
Zuletzt machten sich bei den Kreditkartenkonzernen das rückläufige Zahlungsvolumen negativ bemerkbar. Im vierten Quartal, das Ende September zu Ende ging, war das Zahlungsvolumen um 4% rückläufig. Die Visa-Umsätze reduzierten sich insgesamt um 17% auf 5,1 Milliarden Dollar. Der Gewinn sackte im Gegenzug zwar um 25% in den Keller. Am Ende stand aber immer noch ein Gewinn von 2,1 Milliarden Dollar in den Büchern, was einer stolzen Gewinnmarge von 41,8% entspricht. Auch die Aktie hat sich von Ihren Corona-Tiefs wieder deutlich erholt und kratzte zuletzt in Erwartung einer fortschreitenden Wirtschaftserholung wieder an ihrem alten Rekordhoch.
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