Will der DAX nach oben?

Möglicherweise wird heute endgültig über den Brexit entschieden. Wie reagiert der DAX darauf? (Foto: imagentle / shutterstock.com)
Das heutige Datum könnte in die Geschichte eingehen.
Nein: Das sage ich gewiss nicht, weil Donald Trump heute den 1.000sten Tag seiner Amtszeit erlebt.
Die Europäische Union (EU) und Großbritannien ringen seit Tagen intensiv um eine Einigung bezüglich des Brexits. Bis zum Nachmittag soll – laut Medienberichten – darüber eine Entscheidung fallen. Der Grund:
Ein möglicher Vertragsentwurf soll noch durch den morgen beginnenden EU-Gipfel abgesegnet werden. Kommt es zu einer Übereinkunft, dann wird sich Großbritannien am 31. Oktober 2019 – geregelt – aus der Europäischen Union verabschieden.
Gelingt kein Deal, dann wird uns das Brexit-Spektakel wahrscheinlich noch einige weitere Monate beschäftigen. Wir schauen, wie der DAX auf diese Perspektiven reagiert und wo mögliche Fallstricke liegen.
Die jetzt möglichen Brexit-Szenarios
Verweilen wir noch einen Moment bei den angesprochenen Brexit-Verhandlungen. Sprechen wir kurz darüber, was die Finanzmärkte aus den aufgezeigten Szenarios machen könnten.
Ein Deal – auch wenn er dann mit dem Austritt Großbritanniens besiegelt wird – wäre wohl eine große Erleichterung für die Aktienmärkte: Denn dann wären – nach 3 ¼ Jahren Brexit-Hickhack – endlich Fakten geschaffen.
Die Investoren wüssten, ebenso wie die zahlreichen, vom Brexit betroffenen Unternehmen, woran sie sind. Sie dürfen davon ausgehen, dass sich letztere ohnehin schon lange auf die möglichen Varianten eingestellt und entsprechende Maßnahmenkataloge erarbeitet haben.
Wird keine Einigung erzielt, dann droht uns eine Verlängerung der Brexit-Diskussionen. Mit völlig freiem Ausgang. Beispielsweise könnten Neuwahlen in Großbritannien andere Fakten schaffen.
Die Aktienmärkte würden das gewiss nicht begrüßen – zumindest vorübergehend. Denn die Börse „hasst“ Unsicherheit.
DAX ist erstaunlich optimistisch
Wie präsentiert sich nun der DAX unter diesen Gegebenheiten? Die Antwort: erstaunlich optimistisch. Das zeigt die folgende Grafik:
DAX: Erstaunlich optimistisch
Der deutsche Leitindex hat gestern – wenngleich auch nur ein marginales – neues Jahreshoch generiert (gelber Kreis) – 12.682 nach 12.656 Punkten. Das hat Konsequenzen, weil der DAX sich nunmehr wieder in einem Aufwärtstrend befindet:
Der im August dieses Jahres nach unten durchbrochene Aufwärtstrend (gestrichelte grüne Linie) muss neu justiert werden (durchgezogene grüne Linie). Denn Aufwärtstrends definieren sich durch immer höhere Hochs.
Interessanterweise hat das 50-Tage-Momentum in dieser Woche den eigenen, seit April bestehenden Abwärtstrend nach oben durchbrochen. Ein Kaufsignal wurde generiert.
Soweit sieht das recht positiv aus.
Startet jetzt direkt die Jahresend-Rallye?
Allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig, dass nun auch direkt die Jahresend-Rallye gestartet wird:
Denn wie Sie unschwer erkennen können, hat der DAX mit dem gestrigen Anstieg auch an den durch die Juli-Hochs ausgebildeten Widerstand angedockt. Der muss nun erst einmal – nachhaltig – überboten werden.
Denkbar und charttechnisch durchaus normal ist daher, dass der DAX – nach einer +6,8%-Rallye in nur 12 Tagen – zuvor einen Rücksetzer macht: Bildlich gesprochen nähme er sozusagen noch einmal Anlauf, um anschließend mit Schwung über das frische Jahreshoch hinaus zu kommen.
Dazu würde auch die Konstellation im Schwung-Indikator passen: Nach dem steilen Anstieg wäre – ebenfalls charttechnisch normal – mit einem Pull-Back (Rücksetzer) in Richtung der zuvor durchbrochenen Aufwärtstrendlinie zu rechnen.
Fazit
Es scheint, als habe der DAX nun endlich eine Entscheidung getroffen. Oder anders ausgedrückt:
Es scheint, als ignoriere der deutsche Leitindex die bevorstehenden, möglichen Brexit-Szenarien. Immerhin sollten Sie – vor Beginn einer Jahresend-Rallye – noch einen Rücksetzer einkalkulieren.
DAX auf neuem Allzeithoch – und direkt mit AbverkaufDie steigenden Zinsen am Kapitalmarkt bedrohen die Aktienkurse und zwar langfristig. Das könnte tatsächlich zu einer länger anhaltenden Korrektur führen. › mehr lesen