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DAX: Branchen und deren Gewichtung im Überblick

DAX: Branchen und deren Gewichtung im Überblick
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Der DAX ist Deutschlands Leitindex und umfasst seit der Erweiterung im Jahr 2021 die 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands
  • Die Erweiterung führte zu einer Veränderung in der Branchenaufteilung zugunsten der „New Economy“
  • Das Gewicht der Sektoren Technologie, Telekommunikation und Gesundheit hat sich erhöht
  • Die Bereiche Industrie, Verbrauchsgüter und Grundstoffe bleiben jedoch weiterhin die dominierenden Branchen im DAX

Was ist der DAX?

Der DAX („Deutscher Aktienindex“) ist Deutschlands Leitindex und repräsentiert die Wertentwicklung der 40 größten und liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarkts. Er gilt als wichtigstes Börsenbarometer Deutschlands und umfasst etwa 80 Prozent der Marktkapitalisierung aller in Deutschland börsennotierten Aktiengesellschaften.

Der Aktienindex wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen, der Frankfurter Wertpapierbörse und der Börsen-Zeitung entwickelt und am 1. Juli 1988 eingeführt. Ursprünglich basierte der Index, der üblicherweise als Performance-Index angezeigt wird, auf den 30 wichtigsten börsennotierten Aktiengesellschaften Deutschlands. Am 20. September 2021 wurde er von 30 auf 40 Aktiengesellschaften erweitert. Die neuen Unternehmen kamen dabei alle aus dem MDax und somit aus dem mittleren Börsensegment.

Die Erweiterung des DAX von 30 auf 40 Unternehmen hatte auch Auswirkungen auf die Diversifikation des Index. Lag der Schwerpunkt bisher auf den Branchen Chemie, Automobilindustrie, Energie und Finanzen, so war es auch ein Ziel der Erweiterung, die Zukunftssektoren wie IT und Health Care mehr einzubinden und das Gewicht von der klassischen „Old Economy“ zugunsten der „New Economy“ zu bewegen. Einen differenzierten Blick zur Branchendiversifikation im DAX werfen wir jedoch weiter unten.

Wie gut spiegelt der DAX die deutsche Wirtschaft wider?

Deutschland ist die wirtschaftlich mit Abstand stärkste Nation in Europa. Das spiegelt der Aktienmarkt jedoch bei Weitem nicht wider, denn die deutsche Wirtschaft ist vor allem von mittelständischen Familienunternehmen geprägt. Der Anteil deutscher Aktien im MSCI World, dem globalen Aktienindex, der die Aktienmärkte von 23 Industriestaaten abbildet, betrug Ende 2022 nur 2,33 Prozent. Die US-amerikanischen Technologieunternehmen Apple, als auch Microsoft, sind mit 4,18 Prozent bzw. 3,41 Prozent jeweils mehr wert, als alle deutschen Aktien zusammen.

Wie das Deutsche Aktieninstitut DAI beklagt, gibt es zu wenige heimische Investoren, die vor allem Wachstumsunternehmen Kapital zur Verfügung stellen wollen, etwa aus der Biotechnologie oder anderen zukunftsträchtigen Branchen. Das führte in der Vergangenheit dazu, dass sich deutsche Unternehmen immer wieder für den Gang auf ein ausländisches Börsenparkett entschieden haben, wie etwa die Unternehmen Trivago, InflaRx, Noxxon Pharma oder Probiodrug.

Deutschland hinkt auch bei der Zahl der Börsengänge gegenüber anderen Staaten hinterher. Die Länder Frankreich, Schweden oder Großbritannien können deutlich mehr Börsengänge in den letzten Jahren vorweisen als Deutschland, ganz zu schweigen von den USA und China, die das zwanzig- bis fünfzigfache an Börsengängen in den letzten Jahren verzeichnen konnten.

Betrachtet man den deutschen Aktienmarkt im Vergleich zu den Aktienmärkten anderer Länder, so lässt sich zudem feststellen, dass die Unternehmenslandschaft mehr von der „Old Economy“ geprägt wird. Viele der Unternehmen im DAX sind bereits über 100 Jahre alt. Die digitale Wirtschaft spielt also zumindest bei den börsennotierten Firmen keine so große Rolle, wie beispielsweise in den USA, China, Großbritannien oder Schweden.

Allerdings muss in diesem Zusammenhang auch erwähnt werden, dass es viele dieser deutschen Traditionsunternehmen hervorragend verstehen, die neuen Technologien für ihre Produktions- und Betriebsabläufe zu nutzen. Mit ihnen steigern sie ihre Produktivität und erzielen langfristig höhere Gewinne und verstehen es somit sehr gut, die neuen Technologien für sich zu nutzen und davon zu profitieren.

Welche Unternehmen gehören zum DAX?

Von den insgesamt 40 wichtigsten Unternehmen Deutschlands im DAX machen die wertvollsten vier Unternehmen bereits ein Drittel des gesamten Index aus, die wertvollsten 10 Unternehmen insgesamt 60 Prozent. Das für lange Zeit wertvollste Unternehmen SAP wurde vom Chemiekonzern Linde abgelöst. Linde, dessen Aktie mit Abstand für das größte Handelsvolumen bzw. für den größten Börsenumsatz unter allen DAX-Unternehmen verantwortlich ist, hat jedoch seinen Austritt aus dem DAX angekündigt, der voraussichtlich im März 2023 vollzogen werden soll.

Die aktuellen Top-10-Unternehmen im DAX (Stand 6.1.2023):

UnternehmenGewicht im DAXBranche
Linde10,07 %Chemie
SAP8,76 %IT
Siemens8,13 %Mischkonzern
Allianz6,86 %Versicherungen
Deutsche Telekom5,60 %Telekommunikation
Airbus5,53 %Flugzeugbau
Mercedes-Benz Group4,20 %Automobil
Bayer4,11 %Chemie und Pharma
Münchener Rück3,55 %Versicherungen
BASF3,53 %Chemie

Welche Branchen sind im DAX vertreten?

Bei der Einteilung der Unternehmen nach Branchen und im Hinblick auf die Branchengewichtung findet man immer wieder abweichende Zahlen, da nicht alle Unternehmen immer derselben Branche zugeordnet werden (so handelt es sich bei Siemens beispielsweise um einen Mischkonzern). Die meisten Indexfondsanbieter teilen die 40 im DAX enthaltenen Unternehmen allerdings insgesamt 10 verschiedenen Branchen zu: Industrie, Grundstoffe/Materialien, Finanzen, Zyklische Konsumgüter, IT, Gesundheit, Telekommunikation, Versorgungsunternehmen, Nicht-zyklische Konsumgüter und Immobilien.

Demzufolge verteilen sich die Branchen im DAX und deren Gewichtungen im Index wie folgt:

BrancheGewicht im DAX
Industrie19,91 %
Grundstoffe15,95 %
Finanzen15,92 %
Zyklische Konsumgüter13,55 %
IT11,67 %
Gesundheit10,38 %
Telekommunikation5,58 %
Versorgung4,11 %
Nicht-zyklische Konsumgüter1,55 %
Immobilien1,38 %

Durch die Erweiterung von 30 auf 40 Unternehmen wurde die Streuung im Index etwas breiter und das Gewicht im Vergleich zu anderen konkurrierenden Länderindizes, wie etwa dem französischen CAC 40, größer. Für ETF-Investoren bedeutet das eine Risikosenkung durch eine etwas stärkere Diversifikation.

Durch die Aufnahme der 10 Neulinge aus dem MDax hat sich die Branchenverteilung etwas zugunsten der Hightech- und Internetaktien erhöht. Typische Wachstumswerte, die neu aufgenommen wurden, sind Siemens Healthineers, Zalando, HelloFresh, Sartorius und Qiagen.

Auch die Neulinge Airbus, Porsche, Brenntag, Puma und Symrise stellen wichtige Unternehmen der deutschen Wirtschaft dar und tragen somit dazu bei, dass der DAX nun ein deutlich besseres Abbild der deutschen Wirtschaft darstellt. Das Gewicht der Sektoren Technologie, Telekommunikation und Gesundheit hat sich deutlich erhöht, wobei die Bereiche Industrie, Verbrauchsgüter und Grundstoffe weiterhin die dominierende Rolle spielen und einen großen Teil des Börsenwerts darstellen.

Dadurch, dass es im DAX jährlich vier reguläre Anpassungstermine gibt (März, Juni, September und Dezember), wird die Zusammensetzung künftig noch mehr von einem stetigen Wandel gekennzeichnet sein, als dies bereits vor der Erweiterung der Fall gewesen war.

Wie gut ist der DAX über verschiedene Branchen diversifiziert?

Im Vergleich zu größeren Aktienindizes ist der DAX jedoch trotz seiner Erweiterung nach wie vor kein besonders gut diversifizierter Index. Große Teile des DAX werden von wenigen Sparten und einigen wenigen Unternehmen repräsentiert. Das kann vor allem für ETF-Anleger schlechte Auswirkungen haben, wenn schlechte Nachrichten zu einigen wenigen Branchen oder auch nur zu einigen wenigen Schwergewichten im DAX zu deutlichen Kurseinbrüchen führen.

Eine breitere Diversifikation führt in der Regel zu weniger Kursschwankungen, und zwar sowohl nach unten, als auch nach oben. Vergleicht man etwa im Zeitraum von 2010 bis 2019 den DAX mit dem MSCI World, so zeigt sich, dass der breitere Index nicht nur im Schnitt um 4 Prozent mehr jährliche Rendite gebracht hat, sondern zudem auch noch deutlich weniger Wertschwankungen ausgesetzt war, wie der DAX.

Im Zuge der Corona-Krise verlor der DAX im März 2020 innerhalb weniger Tage knapp 39 Prozent seines Werts. Der MSCI World gab hingegen nur maximal 34 Prozent nach. Zwei Monate später lag der DAX noch im Minus, während der MSCI World wieder bereits ins Plus gedreht hatte. Ähnliches zeigt sich etwa im Rahmen der Finanzkrise zwischen 2007 und 2009 oder nach dem Platzen der Technologie-Blase im Jahr 2000.

Fazit: Die Erweiterung des DAX von 30 auf 40 Unternehmen hat sich positiv auf die Branchenverteilung zugunsten der „New Economy“ ausgewirkt und zudem für ETF-Investoren das Verlustrisiko durch die Verteilung des Risikos auf mehrere Unternehmen gesenkt. Auch hat die Erweiterung dazu beigetragen, dass der DAX nun ein besseres Abbild der deutschen Wirtschaft darstellt.

Jedoch handelt es sich beim DAX immer noch um einen vergleichsweise wenig diversifizierten Index, in welchem bereits wenige Unternehmen und Branchen einen großen Teil des gesamten Index repräsentieren. Da die deutsche Wirtschaft weiterhin hauptsächlich von mittelständischen Familienunternehmen geprägt ist, stellt der DAX auch nach seiner Erweiterung nur bedingt ein getreues Abbild der deutschen Wirtschaft dar.