BASF und Bayer: Der Vergleich zweier Riesen

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In der Welt der bedeutenden Chemiekonzerne werden die Karten neu gemischt. Die internationale Fusionswelle verändert das Ranking und beschert neue Strukturen.

2016b hat Bayer Monsanto gekauft, die US-Konzerne Dupont und Dow Chemical schließen sich zusammen und in China ist die Fusion der Staatskonzerne Chem China und Sinochem geplant. Mit Gesamtumsätzen von ca. 150 Mrd. US-$ würden die Chinesen zur Nummer Eins.

Damit gibt es künftig nur noch vier große Player, BASF inklusive. Aus deutscher Anlegersicht ist vor allem ein Vergleich zwischen BASF und Bayer interessant.

BASF und Bayer: Vergleich nach Monsanto-Kauf

Dem Augenschein nach zählt schiere Größe. Bayer rückt nun mit einem kumulierten Umsatz von über 60 Mrd. € dem bisherigen Spitzenreiter BASF (70,45 Mrd. €) näher. Die Frage ist, inwiefern sich der jüngste Deal auf die beiden auswirkt.

Immerhin hat Bayer nach dreimaliger Angebotserhöhung 66 Mrd. US-$ für Monsanto ausgegeben, die bislang größte deutsche Übernahme. Haben sich die Leverkusener im Übernahmepoker übernommen?

Bayer avanciert zwar zum größten Anbieter der Agrarchemiesparte, doch wird der Konzern auf längere Zeit mit eine hohen Verschuldung und einem zugekauften Geschäft leben, dessen Image äußerst umstritten ist. Einerseits ist Bayer selbst schon lange im Bereich Pflanzenschutzmittel und Saatgut aktiv, andererseits steht Monsanto unter Kritikern symbolhaft für Unternehmen, die Profit über Eingriffe in Natur und Gesundheit stellen.

Kosten, Kurse und Unwägbarkeiten

Nicht vergessen sind die Aufreger über die Gefahren von Genmanipulation und Unkrautvernichter mit Krebsrisiko. Für das Herbizid Glyphosat wurde von der EU jüngst nach langem Hin und Her die Zulassung einstweilen verlängert. Vom Prüfungsergebnis der europäischen Chemieagentur Echa wird 2017 eine erneute Entscheidung abhängen.

Hinzu kommt, dass immer mehr Kräuter Resistenzen gegen Glyphosat entwickeln und Monsanto seine Hightech-Pflanzen auch gegen andere Pestizide immunisieren musste. Die Umsätze waren rückläufig und das einst selbstbewusste US-Unternehmen war eigentlich auf Hilfe Dritter angewiesen. Bayer kam da mit seinen konventionellen Laboren gerade recht.

Einige gescheiterte Übernahmeversuche von Monsanto selbst haben den Preis wohl in die Höhe getrieben. Letztlich hat Bayer 128 US-$ pro Monsanto-Aktie gezahlt. Die Bayer Aktie jedenfalls hat bislang nicht von der Übernahme profitiert.

Andererseits war es für die Leverkusener eine einzigartige Chance, im internationalen Übernahmepoker nicht ins Hintertreffen zu geraten. Langfristig geht es auch um den Wachstumsmarkt Ernährungssicherheit einer ebenfalls wachsenden Erdbevölkerung.

BASF: warten auf Filetstücke

Wegen des jüngsten Deals richtete sich die Aufmerksamkeit auf Bayer. BASF wurde im Vergleich dazu von vielen kaum wahrgenommen. Zwar sind Umsatz und Gewinn spürbar eingebrochen. Allerdings war das bereits eingeplant. BASF hatte nämlich letztes Jahr seine Gashandelssparte an Gazprom verkauft.

Für die Aktie läuft es ordentlich, es fehlt nicht mehr sehr viel bis zum Rekordhoch von gut 92 € im letzten Jahr. Zudem könnte BASF von der Monsanto-Übernahme durchaus profitieren. Der Konzern in Ludwigshafen wird wohl mit Kalkül auf die Genehmigung durch die Kartellbehörde warten. Und darauf, dass sich Bayer wegen des Kartellrechts von einigen Segmenten trennen muss.

Das könnte ebenso bei den anstehenden Megadeals der Fall sein. BASF muss dann nur zugreifen. Zum vermutlich günstigen Preis könnte sich der Konzern mit den Filetstücken ohne Reibungsverluste vergrößern. Entsprechende Andeutungen kamen bereits aus der Zentrale.

Chancen für Langfriststrategie

Der Vergleich von BASF und Bayer zeigt, dass sich beide Konzerne darauf verstehen, ihre Chancen zu nutzen. Der eine mit hohem finanziellem Risiko, der andere auf die Gefahr hin, dass mitunter nicht alle Filetstücke zu haben sind. Die deutsche Chemiebranche wird jedenfalls gestärkt.

Was für Bayer vorerst weniger schön ist: Die DZ Bank hat Bayer von der Liste nachhaltig investierbarer Unternehmen gestrichen. Gerade junge Anleger beachten zunehmend ökologische Aspekte.

Bayer wird daher an seinem Image arbeiten müssen. Eine Chance bestünde z.B. darin, Pflanzen zu entwickeln, die im Klimawandel mit weniger Wasser auskommen. Monsanto-Gründer Hugh Grant hatte es ja schon lange angekündigt, Bayer muss es nur in die Tat umsetzen.