Standortfaktoren: So stark ist Deutschland

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Sei es als Vermögensvorsorge, sei es zur Stärkung der Eigenkapitaldecke – auf Aktien sind Anleger und Unternehmen gleichermaßen angewiesen. Für beide hängt der wirtschaftliche Erfolg mit davon ab, dass die Standortfaktoren in Deutschland stimmen.

Je besser die Rahmenbedingungen, desto mehr wird investiert, auch aus dem Ausland. Wenn Geld in deutsche Wertpapiere fließt, stärkt das die hießigen Aktienmärkte – zur Freude der Anleger. Gute Wirtschaftsbedingungen und –leistungen erhöhen zudem die Bonität Deutschlands. Und das wirkt sich auf Staatsanleihen aus.

Deutschland bietet im weltweiten Vergleich gute Standortfaktoren. Dies zeigen verschiedene Standortrankings, auch wenn deren Ausrichtung unterschiedlich ist. Das World Economic Forum vergleicht die Wettbewerbsfähigkeit.

Die Weltbank in ihrem „Doing-Business-Report die Unternehmensfreundlichkeit von Staaten. In allen Fällen landet Deutschland auf den vorderen Plätzen. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. In ihr geht es um die Qualität als industrieller Standort.

Standortfaktoren Deutschlands dynamisch verbessert

Ihr zufolge lag Deutschland letztes Jahr unter 45 Staaten auf Platz fünf hinter den USA, Schweden, Dänemark und der Schweiz – und konnte im Vergleich zu vorangegangenen Jahren deutlich zulegen. Zurückgeführt wird dies auf stetig verbesserte Rahmenbedingungen.

In diesem Punkt war die Bundesrepublik dynamischer als die anderen etablierten Industrienationen. Untersucht wurden 58 Standortfaktoren. Fortschritte werden im IW-Bericht vor allem bei der Marktregulierung, der Infrastruktur im Luftverkehr, dem Zugang zum Internet sowie im Bereich Bildung und Kundenorientierung erkannt.

Infrastruktur und Innovationskraft und Zuverlässigkeit punkten

Unverändert gut wird die schnelle und sichere Verfügbarkeit von Energie, sprich Strom, beurteilt. Andere Untersuchungen wie die der Weltbank kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Sie sehen einen deutschen Wettbewerbsvorteil ebenso in Sachen Innovationskraft. Dabei spielen auch Hochschulen und Forschungseinrichtungen eine Rolle.

In diesem Zusammenhang wird zudem auf eine wichtige Ressource verwiesen: das Humankapital. Durch die verschiedenen Ausbildungsangebote von Hochschulen und Dualem System stehen qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung.

Obendrein gilt Deutschland unter den befragten ausländischen Managern als zuverlässig, sicher und wirtschaftspolitisch stabil. Einen Beitrag dazu leistet das friedliche soziale Klima. Auch bei weichen Standortfaktoren wie Lebensqualität schneidet Deutschland gut ab.

Faktoren trüben das Bild

Doch nicht in allen Punkten gilt die Bundesrepublik als leuchtendes Vorbild. Negativpunkte sind beispielsweise der Fachkräftemangel, die Bevölkerungsentwicklung sowie die Arbeitskosten. Hinzu kommen etwa eine eingeschränkte wirtschaftliche Freiheit, viel Bürokratie und hohe Steuern.

Schwachstelle Internet

Unterm Strich also ein eher gemischtes Bild. Dass Deutschland vor allem bei der Infrastruktur punktet, ist wenig überraschend. Viel eher die Dynamik, mit der in etlichen Bereichen aufgeholt wurde. Bestätigt wird  aber auch zum Beispiel der Nachholbedarf beim Internetzugang.

Hier ist Deutschland nach wie vor nur im Mittelfeld. Dabei gewinnt der elektronische Handel rasant an Bedeutung.  Er machte letztes Jahr über 12% vom Gesamtumsatz aller Unternehmen aus.

Energiewende mit Fragezeichen

Ein schnelles Internet wird als Standortfaktor ebenso entscheidend sein wie die bislang gelobte Verfügbarkeit von Strom. Deutschlands Energiewende konnte sich in den Umfragen noch nicht niederschlagen.

Im Ausland wird sie mit gemischten Gefühlen als eine Art Experiment betrachtet. Befremden rufen vor allem das Gerangel um steigende Stromkosten sowie die Debatte um neue Trassen und eine weiterhin stabile Versorgung hervor.

Hemmschuh Steuern

Ein entscheidender Standortfaktor ist nicht zuletzt ein Steuersystem, das weniger kompliziert ist und Investoren abschreckt. Würde beispielsweise die Eigenkapital-  der Fremdkapitalfinanzierung steuerlich gleichgestellt werden, so ließe sich die Insolvenzgefahr von Betrieben verringern.

Und bei Kapitalanlagen profitieren von den verschärften Steuergesetzen gerade renditeschwache und staatlich geförderte Anlagen. Wenigstens hat die wirtschaftliche Stärke Deutschlands dazu beigetragen, dass der DAX im den Anlegern letztes Jahr einen Gewinn von 25% einbrachte.