Das sind die 9 wichtigsten deutschen Börsenplätze

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Privatanleger haben heute unzählige Möglichkeiten, Aktien und andere Wertpapiere über verschiedene Börsenplätze zu kaufen. Deutschland beheimatet eine Reihe an Handelsplätzen, die teilweise auch international von großer Bedeutung sind. Neben klassischen Parkettbörsen gibt es auch einige deutsche elektronische Handelssysteme, die auch von anderen ausländischen Börsen genutzt werden. Wir beleuchten sowohl die deutschen Regionalbörsen, als auch die wichtigsten deutschen elektronischen Handelsplätze, die man als Privatanleger kennen sollte.

Was ist eine Regionalbörse?

Unter einer Regionalbörse (häufig auch als Parkettbörse bezeichnet) versteht man einen alteingesessenen physischen Handelsplatz. In Deutschland gelten die Börsen Stuttgart, Hamburg-Hannover, Berlin, München und Düsseldorf als Regionalbörsen.Regionalbörsen sind in der Regel kleiner als nationale Hauptbörsen, wie die Frankfurter Wertpapierbörse in Deutschland, und haben oftmals einen begrenzteren regionalen bzw. spezialisierteren Fokus. Sie bieten Unternehmen aus der jeweiligen Region einen regionalen Handelsplatz und ergänzen die Aktivitäten der Hauptbörse.

1. Frankfurter Wertpapierbörse

Die Frankfurt Stock Exchange (FSX) ist die mit Abstand wichtigste und größte deutsche Wertpapierbörse. Sie wurde 1585 gegründet und gilt als traditionelle deutsche Leitbörse. Weiters betreibt sie die international bedeutsame elektronische Handelsplattform Xetra. Etwa 90 Prozent des gesamten Wertpapierhandels in Deutschland wird über die Frankfurter Börse und Xetra abgewickelt, sodass Frankfurt im Hinblick auf den Handelsumsatz nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch international zu einer der bedeutendsten Börsenhandelsplätze gehört.

Die Frankfurter Börse ist auch Herausgeber des DAX, Deutschlands Leitindex und wichtigstes Börsenbarometer. Der DAX umfasst die 40 größten und umsatzstärksten Unternehmen des deutschen Aktienmarkts und damit etwa 80 Prozent der Marktkapitalisierung aller in Deutschland börsennotierten Aktiengesellschaften.

2. Börse Stuttgart

Die zweitgrößte Börse in Deutschland ist die Stuttgarter Wertpapierbörse. Sie ist zwar eine der jüngeren deutschen Börsenhandelsplätze, hat aber vor allem beim Handel mit Zertifikaten durch die zur Stuttgarter Börse gehörende Terminbörse Euwax große Bedeutung erlangt. Euwax ist eine der größten Handelsplattformen Europas für den Handel mit verbrieften Derivaten, Aktienanleihen und Hebel-Zertifikaten. Im börslichen Handel mit Unternehmensanleihen ist die Börse Stuttgart Marktführer in Deutschland.

Das jährliche Handelsvolumen beträgt über alle Anlageklassen hinweg 90 Milliarden Euro, wodurch die Stuttgarter Börse den zehnten Rang im europäischen Vergleich belegt. Innerhalb Deutschlands entfallen etwa 35 Prozent des deutschen Parketthandels auf die Börse Stuttgart.

3. Hamburger Börse

Die Hamburger Börse ist die älteste noch aktive Börse Deutschlands. Sie wurde bereits im Jahr 1558 gegründet.

Wann entstanden die ersten Börsen?

Die weltweit erste Börse wurde im Jahr 1409 in Brügge gegründet. Die ersten Börsen Deutschlands entstanden im Jahr 1540 in Augsburg und Nürnberg.

Die Hamburger Börse beheimatet insgesamt vier verschiedene Einzelbörsen:

  • Allgemeine Börse
  • Getreidebörse
  • Versicherungsbörse
  • Wertpapierbörse

Während die Allgemeine Börse hauptsächlich von der Immobilienwirtschaft genutzt wird und die Hamburger Getreidebörse als zentrale Drehscheibe für den Getreidehandel in Nordeuropa gilt, hat auch die Versicherungsbörse große Bedeutung, da sie in dieser Form einmalig in Deutschland ist. Die Hamburger Wertpapierbörse hat hingegen den Handel offener Investmentfonds etabliert, der mittlerweile von allen deutschen Wertpapierbörsen betrieben wird.

Im Jahr 1999 fusionierte die Hamburger Börse mit der Börse Hannover zu einer gemeinsamen Trägergesellschaft, der BÖAG Börsen AG.

4. Börse Berlin

Die Börse Berlin AG (früher als Berliner Wertpapierbörse bekannt) ist eine weitere Regionalbörse Deutschlands, deren Eigentümer seit 2019 die Tradegate Exchange GmbH ist, die wiederum zu etwa 60 Prozent der Deutschen Börsen AG gehört. Sie wurde im Jahr 1685 gegründet und zählt damit ebenfalls zu den ältesten Handelsplätzen Deutschlands.

Der Berliner Parketthandel bietet ein breites Spektrum handelbarer Werte, das etwa zu 50 Prozent aus Aktien mit Fokus auf ausländische Unternehmen besteht. So werden in Berlin beispielsweise fast alle Nasdaq Werte gehandelt. In logischer Ergänzung zum internationalen Schwerpunkt ergänzen Fremdwährungsanleihen das Angebot, wobei die Berliner Börse auch die gesamte Palette an festverzinslichen Wertpapieren des Bundes und der Länder, sowie von Unternehmen und anderen Emittenten umfasst. Auch Zertifikate und Optionsscheine können gehandelt werden. Daneben finden sich zahlreiche aktiv gemanagte Investmentfonds, sowie ETFs und ETCs im Handelsangebot der Börse Berlin.

Das Handelsmodell der Börse läuft über ein Orderbuch, das mit dem elektronischen Handelssystem Xontro verbunden ist.

5. Börse München

Die Börse München ist die Heimatbörse vieler DAX-Unternehmen wie Allianz, BMW, Infineon, Münchener Rück und Siemens. Sie gehört als Anstalt des öffentlichen Rechts zur Bayerischen Börsen AG.

An der Münchener Börse werden mit insgesamt 30.000 verschiedenen Wertpapieren Aktien, Anleihen, Investmentfonds, ETFs und ETCs gehandelt. Durch ein besonderes Spezialisten-Modell unterscheidet sich das Marktmodell der Münchener Börse von den meisten anderen Börsen. Dieses Modell soll dabei mit Hilfe eines konsequenten Abgleichs mit internationalen Referenzmärkten faire Ausführungen garantieren, die mindestens so gut sind, wie am Referenzmarkt selbst.

Mit m:access hat die Münchener Börse ein Qualitätssegment für mittelständische Unternehmen konzipiert, das den Anlegern ein erhöhtes Maß an Transparenz und Sicherheit garantieren soll.

6. Börse Düsseldorf

Nach dem Zusammenschluss der Börsen Hamburg und Hannover im Jahr 1999, erweiterte die Börse Düsseldorf als dritte Börse die Trägerschaft der BÖAG Börsen AG im Jahr 2017.

Eine Besonderheit der Börse Düsseldorf ist, dass Privatanlegern ein spreadloser und courtagefreier Handel mit DAX-Werten ermöglicht wird. Die Börse Düsseldorf setzt ebenfalls auf ein hybrides Handelsmodell. Der Handel wird über Makler bzw. Skontroführer durchgeführt und durch technische Systeme unterstützt.

Privatkunden steht das elektronische Handelssystem Quotrix zur Verfügung, über das Aktien, Anleihen, Fonds und ETFs gehandelt werden können. Ein wesentlicher Vorteil besteht in dem Wegfall der börslichen Kosten wie Courtage und Transaktionsentgelt. Innerhalb der Xetra-Öffnungszeiten gilt auch eine Referenzmarktgarantie, das heißt, die Kurse müssen innerhalb dieser Börsenhandelszeiten mindestens so gut sein, wie über das elektronische Handelssystem der Frankfurter Börse.

Was sind elektronische Börsenplätze?

Im Gegensatz zum Handel an Regionalbörsen, erfolgt der Handel über elektronische Börsenplätze vollständig elektronisch und bringt Käufer und Verkäufer direkt zusammen. Die Aufträge werden über Computer eingegeben und automatisch abgewickelt. Dadurch entfallen meist zusätzliche Gebühren wie Transaktionsentgelte und Maklercourtagen.Elektronische Handelsplätze sind in der Regel liquider und transparenter als der Handel an Regionalbörsen, sie ermöglichen zudem einen schnelleren und effizienteren Handel. Viele Regionalbörsen nutzen ebenfalls elektronische Handelssysteme, um von den Vorteilen des elektronischen Handels zu profitieren.

7. Xetra

Xetra ist der elektronische Handelsplatz der Frankfurter Wertpapierbörse und steht für Exchange Electronic Trading. Der Handelsplatz wurde 1997 eingeführt, er gehört ebenfalls zur Deutschen Börse AG und ist zum wichtigsten Börsenhandelsplatz Deutschlands geworden.

Gemeinsam mit der Frankfurter Börse werden über Xetra mehr als 90 Prozent des gesamten deutschen Aktienhandels abgewickelt, was einem monatlichen Handelsvolumen von 150 Milliarden Euro entspricht. 70 Prozent der DAX-Werte werden über Xetra gehandelt und die Preise auf Xetra dienen als Basis zur Berechnung des DAX. Innerhalb Europas konnte sich Xetra mit einem Marktanteil von 30 Prozent bei ETFs sogar als Marktführer etablieren.

Durch das enorm hohe Handelsvolumen entstehen enge und günstige Spreads und die Orders können sehr schnell ausgeführt werden. Die hohe Geschwindigkeit und die große Auswahl an handelbaren Wertpapieren haben auch andere europäische Handelsplätze, wie die Börsen Wien, Prag und Budapest, dazu veranlasst, Xetra ebenfalls einzuführen. Auch der Parketthandel in Frankfurt nutzt Xetra.

Das Marktmodell der Xetra nennt sich „Fortlaufende Auktion“, das eine schnelle Ausführung von Kauf- und Verkaufsorders zum aktuellen Marktpreis sowie eine Bündelung der Liquidität ermöglicht.

Im Gegensatz zu anderen elektronischen Börsenhandelsplätzen wie Tradegate oder Gettex, fallen bei Xetra zusätzlich zu den Ordergebühren auch Transaktionsentgelte an, wie auch beim Handel an den Regionalbörsen.

8. Tradegate Exchange

Die Tradegate Exchange ist eine auf die Orders von Privatanlegern spezialisierte elektronische Wertpapierbörse in Berlin. Tradegate erhielt im Jahr 2009 die Börsengenehmigung durch das Land Berlin und ist somit einer der jüngsten Börsenplätze Deutschlands. Die Börse gehört der Tradegate Exchange GmbH, die zu etwa 60 Prozent zur Deutschen Börse AG gehört.

Das Marktmodell der Tradegate Exchange ist ein „elektronisches, orderbuchbasiertes Handelssystem“. Dieses ist dadurch gekennzeichnet, dass Spezialisten die Preisermittlung in allen Wertpapiergattungen unterstützen, indem sie dem Markt fortwährend Liquidität und aktuelle Preise mit wettbewerbsfähigen Spreads zur Verfügung stellen.

Eine Besonderheit der Tradegate Exchange ist, dass direkt an der Börse neben börsenüblichen Orderarten wie Limit und Market noch weitere intelligente Ordertypen platziert werden können, die sonst eher in den Systemen der jeweiligen Broker verwaltet werden.

Anders als bei Xetra werden bei Tradegate keine Maklergebühren fällig. Spreads und Liquidität sind gegenüber der Xetra hingegen meist ungünstiger.

9. Gettex

Gettex ist eine eigenständige elektronische Handelsplattform, die jedoch Teil der Börse München und eine Marke der Bayerischen Börse AG ist. Die Handelsplattform wurde 2015 gegründet und ist als „Market Maker“ System organisiert. Dabei fungiert die Baader Bank als Market Maker bei Aktien, Anleihen, Fonds, ETFs und ETPs. Bei Zertifikaten und Optionsscheinen übernehmen die Emittenten Goldman Sachs, HSBC und die Unicredit Bank AG diese Rolle.

Die wesentlichen Vorteile beim Handel über gettex bestehen darin, dass keinerlei Börsenentgelte und Maklercourtage fällig werden und das Produktportfolio mit über 400.000 Wertpapieren und 360.000 Zertifikaten sehr breit aufgestellt ist.