Short Squeeze – einfach erklärt! Beispiele

Beitragsbild zum Artikel "Short Squeeze" in der Kategorie "Börsenstrategie". Rechts ist zusätzlich ein Piktogramm abgebildet, welches symbolische einen Short Squeeze darstellen soll.
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Während Privatanleger normalerweise bei Aktien auf steigende Kurse hoffen, gibt es ebenso Marktakteure, die von einem fallenden Kurs des Wertpapiers profitieren möchten. Zu dem Zweck werden häufig Leerverkäufe durchgeführt, sodass Trader eine Short-Position eingehen. Sollten die Kurse jedoch steigen, kann das zu einem Short Squeeze führen.

In unserem Beitrag gehen wir darauf ein, worum es sich bei einem Short Squeeze handelt und was eigentlich Leerverkäufe sind. Ferner erfahren Sie, wie ein Short Squeeze entsteht, worin die Risiken bestehen und wir nennen einige bekannte Beispiele, die es in der Vergangenheit gab.

Das Wichtigste zum Short Squeeze

  • Die Entstehung eines Short Squeeze basiert darauf, dass zunächst Leerverkäufe stattfinden, der Kurs der Aktie jedoch anschließend deutlich steigt.
  • Wer einen Short Squeeze erahnt, kann überdurchschnittliche Gewinne mit den Positionen generieren.
  • Der Short Squeeze ist mit einem hohen Risiko von Verlusten verbunden, insbesondere für die Leerverkäufer.
  • Für langfristig orientierte Anleger ist ein Short Squeeze ohne Bedeutung, da es sich meistens nur um eine vorübergehende Entwicklung der Kurse handelt.
  • Grundlage für einen Short Squeeze sind stets Leerverkäufe, wobei der Short Squeeze in zwei Phasen abläuft.

Was ist ein Short Squeeze?

Als Short Squeeze wird am Markt der meistens plötzliche Anstieg der Kurse von Aktien bezeichnet, deren Ursache – auf den ersten Blick paradoxerweise – ein hohes Maß vorheriger Leerverkäufe ist.

Kennzeichnend für einen Short Squeeze ist unter anderem, dass es keine fundamentalen Gründe für den starken Kursanstieg gibt. Stattdessen sind fast immer vorherige Leerverkäufe am Markt die Ursache, die aufgrund hoher Volumina zunächst zu (deutlich) sinkenden Kursen führen.

Der Short Squeeze entsteht genau dann, wenn die Nachfrage im Vergleich zum Angebot (massiv) steigt, in erster Linie aufgrund der günstigen Kurse. Zudem müssen die Leerverkäufer nach einer gewissen Zeit die Aktien zurückkaufen, damit sie ihre eingegangenen Short-Positionen schließen und somit decken können.

Je mehr Leerverkäufe es vorher am Markt gab, umso stärker kann der Anstieg der Kurse bei den betreffenden Aktien ausfallen.

Der Begriff Short Squeeze kommt deshalb zustande, weil „to squeeze“ so viel wie ausquetschen heißt.

Was ist ein Leerverkauf?

Bei einem Leerverkauf veräußern Verkäufer am Markt Aktien, die sie nicht besitzen, sondern sich leihen. Das geschieht in der Hoffnung, dass die Kurse fallen und sich der Leerverkäufer, auch Short-Seller genannt, später zu einem niedrigeren Preis mit den Aktien eindecken kann.

Leerverkäufe sind allerdings relativ riskant, weil sich der Short-Seller innerhalb eines bestimmten Zeitraums mit den Aktien eindecken muss – unabhängig vom Kurs.

Was passiert bei einem Short Squeeze und wie entsteht er?

Im Rahmen der Entstehung eines Short Squeeze gibt es in aller Regel zwei aufeinander folgende Phasen. Zum einen handelt es sich um die Short-Position, also um die Leerverkäufe, zum anderen um den Squeeze.

  1. Die erste Phase besteht darin, dass Marktakteure in Erwartung fallender Kurse Short-Positionen aufbauen, also Leerverkäufe durchführen. Zuvor leihen sie sich diese Aktien, weil ungedeckte Leerverkäufe in Deutschland verboten sind. Die Hoffnung besteht darin, dass sie die leerverkauften Wertpapiere später zu einem niedrigeren Kurs zurückkaufen und dem Verleiher liefern können.
  2. Die zweite Phase in der Entstehung des Short Squeeze ist das sogenannte „Quetschen“, die Short-Squeeze-Phase. Diese entsteht durch eine wachsende Nachfrage seitens anderer Marktakteure nach der jeweiligen Aktie. Aufgrund der zunehmenden Nachfrage steigt der Kurs und die Leerverkäufer decken sich oft schnell mit den Aktien ein, um Verluste in Grenzen zu halten. Das beschleunigt den Kursanstieg weiter.

Gründe für das plötzliche Interesse am Kauf der Wertpapiere sind unter anderem:

  1. Positive Nachrichten zum Unternehmen
  2. Niedrige Kurse nach dem Kursrückgang aufgrund der Leerverkäufe
  3. Gemeinsame Aktionen jeder Anleger
  4. Schnelles Eindecken der Leerverkäufer

In der zweiten Phase werden sich immer mehr Leerverkäufer schon nach leicht steigenden Kursen mit Aktien eindecken, weil sie befürchten, anschließend noch deutlich mehr für eine Aktie zahlen zu müssen.

So wird der Kursanstieg immer weiter vorangetrieben, sodass es in der Folge zum Short Squeeze kommt. Die Kursanstiege sind zum Teil nicht nur schnell, sondern vom Umfang her drastisch. Ein Kursplus von mehreren Hundert Prozent in kurzer Zeit sind bei einem Short Squeeze – insbesondere bei kleineren Aktientiteln – keine Seltenheit.

Gab es in der Praxis bereits Short Squeezes?

In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Short Squeezes. Einige davon sind zum Teil sehr bekannt geworden wie zum Beispiel bei den Gamestop Aktien.

Zu den bekanntesten zählen zudem:

Porsche versus Volkswagen

Erstmals einer breiteren Anzahl von Anlegern bekannt wurde der Begriff Short Squeeze im Jahre 2008 aufgrund eines Übernahmeversuchs seitens der Porsche AG im Hinblick auf Volkswagen. Binnen weniger Tage stieg der Kurs der Volkswagen-Aktie um fast 500 Prozent an.

KaloBios (KBIO)

In einem organisierten Short Squeeze im Hinblick auf das Biotech-Unternehmen KaloBios (KBIO) kam es im Jahre 2015 sogar zu einem Anstieg des Aktienkurses binnen einer Woche in Höhe von ca. 10.000 Prozent.

Gamestop

Der in der jüngeren Vergangenheit bekannteste Short Squeeze betrifft die Gamestop Aktien. Im Jahre 2021 waren rein rechnerisch 140 Prozent der Aktien in Leerverkäufe involviert, sodass sich eine größere Gruppe von Privatanlegern über das Internetforum Reddit dazu verabredete, massiv zu kaufen.

Binnen weniger Tage stieg der Kurs der Gamestop Aktien damals von weniger als 20 auf teilweise fast 500 Dollar an.

Was sind die Risiken der Short Squeezes?

Ein Short Squeeze zählt zu den risikoreichsten Ereignissen an den Märkten, in erster Linie für die Leerverkäufer. Für andere Marktteilnehmer kann ein Squeeze äußerst profitabel sein. Das betrifft Trader, welche die Aktien zum richtigen Zeitpunkt auf einem relativ niedrigen Kursniveau erwerben. Von hohen Verlusten bis ebenso hohen Gewinnen ist bei einem Short Squeeze alles möglich.

Das größte Risiko ist die Kettenreaktion, die sich zeigt, wenn die Kurse der Aktien stärker beginnen zu steigen. In dem Fall versuchen die Leerverkäufer, ihre Verluste zu begrenzen und decken sich schnell mit den Wertpapieren ein, was zu weiteren Kurssteigerungen führt. Darüber hinaus stehen die Leerverkäufer unter einem gewissen Zeitdruck, weil sie sich zu einem festgelegten Zeitpunkt mit den Aktien eindecken müssen.

Chancen: Wie können Trader von einem Short Squeeze profitieren?

Wie zuvor kurz angedeutet, beinhaltet ein Short Squeeze nicht nur hohe Risiken, sondern kann andererseits zu überdurchschnittlichen Gewinnen führen. Dazu müssen Sie als Trader jedoch mit einer möglichst hohen Wahrscheinlichkeit erahnen, wann es bei einer Aktie zu einem solchen Short Squeeze kommen könnte. In dem Fall würden Sie vorzeitig eine Long-Position aufbauen, also die Aktien kaufen, um von den anschließenden Kurssteigerungen zu profitieren.

Welche Bedeutung hat ein Short Squeeze für Anleger?

Wenn wir den Begriff Anleger wörtlich nehmen und von Investoren sprechen, die eher langfristig orientiert sind, dann ist der Short Squeeze nicht von Bedeutung. Das liegt daran, dass die Kurse zwar im Rahmen des Short Squeeze stark fallen und dann steigen.

Ist der Short Squeeze jedoch beendet, pendeln sich die Aktienkurse oft wieder auf ihr vorheriges Niveau ein, welches sie vor dem Ereignis hatten. Das gilt auch für den durch die Leerverkäufe verursachten Kursrückgang, denn auch dieser wird im Anschluss oft ausgeglichen.

Aus dem Grund ist ein Short Squeeze nur für kurzfristig orientierte Trader interessant.