EUREX: die elektronische Terminbörse für Derivatehandel 

Inhaltsverzeichnis

Die Frankfurter Wertpapierbörse ist den meisten Anlegern in Deutschland ein Begriff. Wussten Sie jedoch, dass es noch weitere Börsen gibt? Dazu zählt insbesondere die EUREX als elektronische Terminbörse. Dort werden sogenannte Derivate gehandelt, insbesondere Futures und Optionen.

In unserem Beitrag erfahren Sie, was die EUREX ist und wie deren Entwicklung bisher verlaufen ist. Ferner gehen wir darauf ein, wie der Handel an der elektronischen Terminbörse funktioniert und geben diesbezüglich ein Beispiel. Sie erfahren zudem, wann die EUREX Handelszeiten sind, welche Produkte im Detail gehandelt werden können, worin der Vorteil der EUREX im Vergleich zum Optionsschein-Markt besteht und wie Privatanleger die Terminbörse im Detail nutzen können.

Was ist die EUREX?

Die Abkürzung EUREX steht für European Exchange (europäische Börse). Gleichzeitig handelt es sich bei der EUREX um die größte Termin- und Derivatebörse der Welt. An der EUREX werden weder Aktien noch sonstige Wertpapiere gehandelt, sondern stattdessen sogenannte Kontrakte. Diese sind nichts anderes als Lieferverträge zwischen zwei Parteien, beispielsweise in Form der sicherlich bekannten Futures. Welche Produkte an der EUREX im Detail gehandelt werden, darauf gehen wir im weiteren Verlauf unseres Beitrages näher ein.

Ein wesentliches Merkmal der EUREX ist ein sogenanntes Market-Maker System. Dies beinhaltet, dass die Kurse für Optionen und Futures stets gestellt werden können, damit es sich um einen liquiden Markt handelt. Die Neutralität und das Stellen der Kurse werden dadurch gewährleistet, dass es für jeden Basiswert mehrere Market-Maker gibt. Die EUREX selbst ist bei den entsprechenden Transaktionen die Clearingsstelle. Von ihrer Struktur her handelt es sich bei der EUREX um eine rein elektronische Börse, auch als Computerbörse bezeichnet. Sämtliche, handelbare Produkte basieren auf einzelnen Basiswerten, wie zum Beispiel Aktien oder auch Indizes. Die Market Maker an der EUREX sind dazu verpflichtet, bei allen Anfragen Geld- und Briefkurse zu stellen, die übrigens für den Abschluss des jeweiligen Geschäfts dann verbindlich sind.

Historie und Entwicklung der EUREX

Gegründet wurde die elektronische Terminbörse EUREX im Jahr 1998. Sie entstand aus einer Fusion der deutschen Terminbörse einerseits und der Terminbörse aus der Schweiz (Soffex) andererseits. Die EUREX war zur damaligen Zeit eine der ersten elektronischen Handelsplattformen überhaupt, mittels derer Trader einen Zugang zum Handel finden konnten. Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich das Produktangebot an der EUREX immer weiter ausgeweitet. Wurden in den ersten Jahren noch unter 300 Millionen Terminkontrakte gehandelt, so beträgt das Handelsvolumen mittlerweile mehr als zwei Milliarden Kontrakte im Jahr.

Wie funktioniert der Handel an der EUREX?

Der Handel an der EUREX funktioniert so, wie es auf jeder Börse und im Prinzip an jedem Markt der Fall ist. Das bedeutet, dass die Kurse der Derivate in erster Linie auf dem Angebot und der Nachfrage basieren. Wichtig zu wissen ist, dass es an der EUREX zwei Arten von Kontrakten gibt. Zum einen handelt es sich dabei um Optionen und zum anderen um Futures. Diese sind beim Handel an der EUREX standardisiert und weisen dementsprechend folgende Merkmale auf:

  • Kontraktgröße
  • Liefertermin
  • Feste Laufzeit
  • Größe der kleinstmöglichen Preisentwicklung

Diese Spezifizierung sorgt dafür, dass der Handel an der EUREX stets liquide ist.

So wird der Handel an der EUREX in der Praxis genutzt – ein Beispiel

Auf der einen Seite dient der Handel an der EUREX sicherlich zu einem großen Teil der Spekulation auf steigende oder fallende Preise der entsprechenden Basiswerte. Es gibt allerdings auf der anderen Seite ebenso einen praktischen Nutzen für Marktteilnehmer, die ihr eigenes Geschäft auf gewisse Art und Weise gegen mögliche Preisrückgänge oder Preiserhöhungen absichern möchten. Dies lässt sich an einem praktischen Beispiel sehr gut verdeutlichen.

Nehmen wir dazu an, dass eine große Bäckerei im 3. Quartal 2022 beim Weizen, der zur Herstellung zahlreicher Backwaren benötigt wird, einen Preisanstieg befürchtet. Statt die Tonnen an Weizen im 3. Quartal für die Produktion zu erwerben, könnte die Bäckerei schon im 2. Quartal an der EUREX tätig werden. In dem Fall würde der Bäckereibetrieb zum Beispiel Futures mit dem Basiswert Weizen kaufen und so den Preis sichern, der im jeweiligen Terminkontrakt festgelegt ist. Sollten die Weizenpreise dann tatsächlich steigen, ist der Bäckereibetrieb – zumindest für das 3. Quartal – nicht davon betroffen. Die Bäckerei könnte in dem Fall die Futures aufgrund der gestiegenen Preise mit Gewinn veräußern und damit den höheren Preis kompensieren, der im 3. Quartal am Markt für Weizen bezahlt werden müsste. Somit dienen die Futures in dem Fall als Preisabsicherung.

Zu welchen Zeiten wird an der EUREX gehandelt?

Wer an der EUREX handeln möchte, sollte die entsprechenden Handelszeiten kennen. Für den Großteil aller an der elektronischen Terminbörse handelbaren Derivate beginnt das Trading jeden Börsentag und 7:30 Uhr. Das Ende liegt normalerweise bei 22:00 Uhr am Abend. Somit sind die EUREX Handelszeiten deutlich länger als zum Beispiel die der Frankfurter Wertpapierbörse. Bei einigen, besonders wichtige Futures wurden die Handelszeiten vor einigen Jahren sogar ausgeweitet, sodass teilweise schon ab 1 Uhr nachts gehandelt werden kann.

Der Handel wird an der EUREX grundsätzlich in drei Phasen unterteilt, nämlich:

  • Pre-Trading
  • Trading
  • Post-Trading

Während die Pre-Trading Phase, wie zuvor beschrieben, um 7:30 Uhr startet, folgt anschließend das eigentliche Trading und im Anschluss daran das sogenannte Post-Trading, welches um 22:00 Uhr endet.

Welche Derivate sind an der EUREX handelbar?

Lassen Sie uns nun näher auf die Produkte in Form von Derivaten eingehen, die an der EUREX gehandelt werden können. Da es sich um eine elektronische Terminbörse handelt, werden ausschließlich Derivate gekauft und verkauft. Dazu gehören in erster Linie Optionen, Futures und Swaps, die sich in die folgenden Kategorien einteilen lassen:

  • Index-Derivate
  • Zinsderivate
  • Aktienderivate
  • Rohstoffderivate
  • Forex-Derivate

In welche Kategorie die jeweiligen Basiswerte fallen, lässt sich bereits an der Bezeichnung erkennen. Bei Index-Derivaten zum Beispiel sind bekannte Indizes wie der DAX oder auch der Dow Jones Index der Basiswert. Die Aktienindex-Derivate nehmen neben den Aktienderivaten den größten Anteil an gehandelten Futures und Optionen ein. Ebenfalls können an der EUREX allerdings auch Zinsderivate, Forex-Derivate sowie Rohstoffderivate gehandelt werden. Im Bereich der sogenannten Währungs-Futures ist das Angebot an der EUREX in den letzten Jahren ebenfalls gestiegen, sodass mittlerweile über 20 Währungspaare zum Handel zugelassen sind. Bei den Forex-Optionen ist das Angebot etwas geringer, beläuft sich aber immerhin auf mehr als zehn Währungspaare. Demgegenüber geht es rund 200 Aktienoptionen, die an der EUREX gehandelt werden können.

Was sind die Vorteile des Handels an der EUREX gegenüber Optionsscheinen?

Manche Anleger verwechseln leicht die an der EUREX handelbaren Optionen mit Optionsscheinen. Letztere werden allerdings nicht an Terminbörse gehandelt, sondern für gewöhnlich entweder außerbörslich oder an einer der normalen Wertpapierbörsen. Da Optionen und Optionsscheine durchaus eine Reihe von Gemeinsamkeiten aufweisen, stellen sich manche Anleger mit Recht die Frage, worin die Unterschiede bestehen und ob es einen Vorteil gibt, wenn Optionen an der EUREX gehandelt werden können. Tatsächlich profitieren die an der EUREX handelbaren Optionen im Direktvergleich mit dem Optionsschein-Markt von den folgenden Vorzügen:

  • Kein Emittentenrisiko
  • Feste Laufzeiten
  • Geregelt Kursserien
  • Market-Maker müssen faire Kurse stellen
  • Keine Barrieren und Schwellen
  • Transparenter als viele Optionsscheine

Es gibt demnach tatsächlich einige Vorteile, durch die sich an der EUREX handelbaren Optionen von klassischen Optionsscheinen unterscheiden.

Wie können Privatanleger die EUREX nutzen?

Selbstverständlich können nicht nur Banken oder institutionelle Investoren nebst Gewerbetreibenden an der EUREX handeln, sondern die elektronische Terminbörse steht auch Privatanlegern offen. Genutzt wird die Terminbörse von Privatpersonen in erster Linie in zweierlei Hinsicht, nämlich:

  • Spekulation auf sinkende oder fallende Kurse der Basiswerte
  • Absicherung eigener Positionen

Der Hintergrund der Spekulation ist recht eindeutig. Privatanleger wollen zum Beispiel durch den Kauf von Optionen oder Futures auf steigende Preise beim Basiswert spekulieren und anschließend einen Gewinn erzielen, sollten die Preise tatsächlich ansteigen. Gleiches gilt natürlich für Put-Optionen oder Futures, bei denen auf fallende Preise beim Basiswert spekuliert wird. Durch die üblichen Hebel ist es übrigens möglich, dass Privatanleger überhaupt an der EUREX handeln können, da die Mindestkapitaleinsätze vergleichsweise gering sind.

Eine zweite Intention des Handels an der EUREX besteht darin, eigene Positionen abzusichern. Wie funktioniert das? Nehmen wir an, dass Sie schon seit längerer Zeit Aktien der Deutschen Telekom in Ihrem Depot haben. Sie hoffen in dem Fall natürlich, dass die Kurse der Telekom Aktien zukünftig steigen werden, damit Sie mit Ihrer Aktienposition einen Gewinn erzielen. Um sich auf der anderen Seite gegen ein Kursrisiko abzusichern, also gegen fallende Kurse der Telekom Aktien, könnten Sie zum Beispiel an der EUREX Put-Optionen mit dem Basiswert Telekom erwerben. Fällt der Kurs der Telekom Aktien dann tatsächlich, würden Sie zwar mit Ihrer Aktienpositionsverluste erleiden. Diesen könnten Sie aber im besten Fall kompensieren oder sogar noch einen Nettogewinn erzielen, weil Sie durch die Put-Optionen einen Gewinn generieren.

Eine unabdingbare Grundlage für den Handel von Privatanlegern an der EUREX ist übrigens die sogenannte Termingeschäftsfähigkeit. Diese wird von der Bank oder einem Broker ausgestellt, sodass Sie bei Erlangen der Termingeschäftsfähigkeit zukünftig auch Optionen und Futures an der EUREX handeln können. Ohne Broker oder Bank geht es allerdings nicht, weil Privatpersonen nicht selbst an der Terminbörse als Händler aktiv sein dürfen.