Mobile Payment: So zahlen Sie mobil mit Handy und NFC
Den Geldbeutel und die Bankkarten einfach mal zuhause lassen und dennoch einkaufen können? Das funktioniert – und zwar mit Mobile Payment, dem Zahlen über Handy oder verschiedene tragbare Geräte (sogenannte Wearables) wie Uhren oder Ringe.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie das Mobile Bezahlen mit Ihren Geräten verbinden können, welche Anbieter es gibt und was für Vor- und Nachteile Sie bei diesem Verfahren haben.
Wie richten Sie Ihr Smartphone für Mobile Payment ein?
Um mobil bezahlen zu können, wählen Sie an der Kasse einfach die Zahlung per Geldkarte – selbst wenn Sie diese nicht dabei haben. Ihr Smartphone ersetzt in diesem Fall einfach die Plastikkarte. Bevor das klappt, müssen Sie jedoch einige Vorbereitungen getroffen haben.
Mobiles Bezahlen: NFC aktivieren
Das Mobile Bezahlen setzt – egal welches Endgerät Sie nutzen – auf die NFC-Technologie. Das Kürzel NFC steht für Near Field Communication, also die Nahfeldkommunikation. Durch NFC lassen sich kleinere Datenmengen über wenige Zentimeter übertragen – das macht die Technologie deutlich sicherer als beispielsweise Bluetooth, das über mehrere Meter funktionieren würde. Auch das kontaktlose Zahlen mit Bankkarte setzt auf den NFC-Standard.
Um das Mobile Payment nutzen zu können, müssen Sie daher NFC auf Ihrem Handy aktivieren:
- bei iPhones ab dem iPhone 7 finden Sie den Button im Kontrollmenü, das Sie aktivieren, indem Sie vom oberen rechten Bildschirmrand nach unten wischen. Dort können Sie NFC über einen Button aktivieren. Für neue iPhones ab dem iPhone XS ist die NFC-Funktion automatisch aktiviert und kann daher nicht mehr im Kontrollmenü (de-)aktiviert werden.
- bei den meisten Android-Handys wischen Sie ebenfalls vom oberen Bildschirmrand nach unten, um das Mitteilungsmenü zu öffnen. Drücken Sie dann auf das Zahnrad, um in die Einstellungen Ihres Handys zu kommen. NFC finden Sie hier unter dem Menüpunkt „Verbindungen“.
- Alternativ können Sie – beispielsweise bei neueren Samsung-Smartphones – im Mitteilungsmenü erneut vom Bildschirmrand nach unten wischen, um weitere Einstellungen anzuzeigen. Auch hier findet sich die NFC-Funktion.
Mobile Payment: App installieren und einrichten
Um ohne Geldkarte bargeldlos zahlen zu können, müssen Sie anschließend eine App auf Ihrem Smartphone installieren und mit Ihrer Bank bzw. Geldkarte verbinden. Die Karten müssen anschließend nicht mehr mitgeführt werden.
Apps gibt es von verschiedenen Anbietern, von denen wir die wichtigsten im folgenden Abschnitt vorstellen werden. Die Einrichtung kann sich je nach App teils gravierend unterscheiden. Nutzen Sie daher immer die Anleitung des jeweiligen Anbieters, um Probleme auszuschließen.
Exkurs: Wearables einrichten
Die Einrichtung von Wearables wie Uhren oder Ringen funktioniert ähnlich. Üblicherweise wird hier eine App des Herstellers genutzt, mit der Sie Ihre Karten verbinden können. Während bei Ringen oder Armbändern ohne Display NFC standardmäßig aktiviert ist, müssen Sie es in der Smartwatch meist wie am Handy einschalten.
Wo können Sie mit Mobile Payment bezahlen?
Prinzipiell können Sie in jedem Geschäft, das Kartenzahlung akzeptiert, auch über Ihr Smartphone bezahlen. Voraussetzung ist, dass das Kartenterminal die Zahlung per NFC unterstützt. Dies erkennen Sie am Wellenlogo, das je nach Gerät unterschiedlich aussehen kann:
Beachten Sie dabei, dass die sonstigen Beschränkungen der Bezahlweise auch beim mobilen Bezahlen gelten. Sind keine Kreditkarten erlaubt, können Sie also auch über Ihr Smartphone nur mit Girokarte zahlen.
Als Alternative zum „traditionellen“ Mobilen Bezahlen bieten manche Geschäfte und Restaurants auch die Zahlung per QR-Code an. Nachdem Sie diesen Code über die Kamera Ihres Smartphones gescannt haben, öffnet sich die Seite einer Finanzdienstleistung, auf der Sie die Zahlung vornehmen können. In Deutschland ist hier vor allem Paypal verbreitet.
Welche Anbieter von Mobile Payment gibt es?
Neben diversen Banken, die Ihre Apps inzwischen auch für Mobile Payment eingerichtet haben, gibt es auch einige unabhängige Anbieter, die Sie für die Zahlung mit mobilen Geräten nutzen können.
Apple Pay: Exklusiv für iPhone-Nutzer
Besitzen Sie ein iPhone oder eine Apple Watch, haben Sie nur eine Möglichkeit: Um mobil bezahlen zu können, müssen Sie zwingend Apple Pay benutzen. Fügen Sie dazu einfach eine Kredit- oder Debitkarte in der Wallet App hinzu.
Außer Apple Pay können Sie auf iPhones keine weiteren Apps – beispielsweise von Ihrer Bank – installieren, um damit zu bezahlen. Apple verbietet für andere Anbieter den Zugriff auf die NFC-Funktion.
Google Pay: Das Wallet-Pendant für Android
Nutzen Sie hingegen ein Smartphone mit Android als Betriebssystem, können Sie auf Google Pay zurück greifen. Legen Sie hierfür einfach Ihre Kredit- oder Debitkarte in der Google Wallet-App ab. Diverse deutsche Banken haben Google Pay bereits in ihre Apps integriert, beispielsweise die Direktbanken ING und DKB.
Als Besonderheit können Sie bei Google Pay auch Ihr Paypal-Konto hinterlegen. Sie müssen also keine Bankkarte eintragen, sondern können Zahlungen im Geschäft direkt von Ihrem Paypal-Konto abbuchen lassen. Hierzu erstellt Paypal eine digitale Debitkarte von Mastercard.
Zu Google Wallet im Google Play Store
Sparkassen
Android-Nutzer, die ein Konto bei der Sparkasse haben, müssen nicht auf Google oder Apple Pay zurückgreifen. Die Sparkassen bietet die App „Mobiles Bezahlen“ an, in der Sie Ihre Bankkarte hinterlegen können. Im Gegensatz zu den Apps der Smartphone-Anbieter können Sie hier auch die Girokarte hinterlegen.
Zur App Mobiles Bezahlen im Google Play Store
ING, DKB, N26 & Comdirect
Die größten deutschen Direktbanken haben keine eigenen Apps für mobiles Bezahlen, sondern nutzen die Integration ihrer Karten in Google Pay und Apple Pay.
Alternative Anbieter
Gerade Wearables, die kein Betriebssystem wie Googles Android oder Apples iOS benutzen, greifen auf eigene Apps zurück. So bieten die Uhrenhersteller Garmin, Fitbit oder Swatch eigene Bezahlsysteme an, mit denen Sie Ihre Karten verbinden können.
Alternativ – und auch für Kunden geeignet, deren Banken bisher noch kein Mobile Payment anbieten – existieren Apps wie VIMpay, mit denen sich jedes deutsche Girokonto verbinden lässt. Bei Zahlung mit einer virtuell erstellten Karte wird dann das Geld vom Konto abgebucht.
Zur App VIMpay im Google Play Store
Wie sicher ist das Mobile Bezahlen?
Ähnlich wie beim Online Banking stellen sich gerade ältere Bankkunden die Frage nach der Sicherheit des Mobile Payments. Dieses liegt jedoch auf einem ähnlich hohen Niveau wie bei der kontaktlosen Zahlung mit der Bankkarte – bzw. teilweise sogar noch höher.
Da die mobile Zahlung über die NFC-Technologie nur funktioniert, wenn das Smartphone entsperrt wurde, ist eine unbemerkte Zahlung aus der Hosentasche beinahe ausgeschlossen. Anders als beim Funkschlüssel moderner Autos sendet das NFC-Signal außerdem nur wenige Zentimeter weit und kann daher nur schlecht abgefangen werden.
Wie vorgehen bei Verlust?
Wollen Betrüger daher auf Ihre mobilen Bankkarten zugreifen, werden Sie im Normalfall Ihr Smartphone komplett entwenden müssen. Ihre Bezahldaten sind daher nur sicher, wenn Sie Ihr Smartphone entsprechend gesperrt haben – mit PIN oder Passwort, oder bestenfalls sogar mit der Option, über ein Zweitgerät sämtliche Daten per Fernzugriff löschen zu können.
Selbst wenn Sie die Daten löschen konnten, sollten Sie den Verlust des Smartphones schnellstmöglich bei Ihrer Bank melden. Diese wird die Karte anschließend für die mobile Nutzung sperren. Alternativ zum direkten Kontakt zur Bank können Sie bei den meisten Banken hier auch den Notruf 116 116 nutzen.
Genau wie bei der kontaktlosen Zahlung per Bankkarte verlangt das Terminal im Geschäft in regelmäßigen Abständen sowie bei hohen Beträgen (je nach Bank ab 25 oder 50 Euro) nach Ihrer Karten-PIN. Diese sollten Sie entsprechend sicher und nicht gemeinsam mit Ihrem Smartphone aufbewahren.
Mobile Payment: Das Geschäft mit den Daten
Kartendaten werden nicht an den Händler weitergegeben. Auch Google Pay und Apple Pay geben keine Daten zu Ihren Bankkarten an Ihre Entwickler weiter. Stattdessen arbeiten die System mit sogenannten Token – anonymisierten virtuellen Kartennummern. Diese generieren sich nicht nur aus der Karte, sondern auch aus dem verwendeten Gerät (Smartphone, Wearable etc.) oder dem Händler, bei dem Sie einkaufen. Damit sind Sie beim mobilen Bezahlen besser geschützt als beim Zahlen mit der Plastikkarte.
Allerdings werden die Daten Ihrer Einkäufe teilweise von Anbietern gesammelt. Während Apple angibt, keine persönlichen Daten zu speichern, nutzt Google die Daten beispielsweise zur Bestimmung Ihrer Kreditwürdigkeit und für zielgenauere Werbeausspielung. Dieser Verwendung können Sie jedoch jederzeit widersprechen. Alternativ nutzen Sie hier – falls vorhanden – die Apps Ihrer Banken.
Welche Nachteile gibt es beim Mobile Payment?
Neben dieser Datennutzung zu Werbezwecken bleibt die Abhängigkeit vom Akkustand der größte Nachteil des Mobilen Bezahlens. Haben Sie Ihren Geldbeutel zuhause gelassen und der Akku Ihres Smartphones ist leer, können Sie Ihren Einkauf nicht mehr bezahlen. Gleiches gilt bei einer fehlenden Internetverbindung, falls die App oder das Terminal diese für die Transaktion voraussetzt.
Um die Sicherheit und Funktion Ihrer Transaktion zu gewährleisten, sollten Sie außerdem Betriebssystem und App auf dem aktuellen Stand halten. Bei alten Smartphones – meist nach 5-10 Jahren – kann es vorkommen, dass sich die Bezahl-Apps nicht mehr nutzen lassen. Dann ist der Wechsel auf ein neues Smartphone nötig.
Mobile Payment auf Reisen
Während das Mobile Bezahlen in Deutschland erst langsam beliebter wird, ist es in vielen anderen Ländern bereits zur Normalität geworden. Im europäischen Ausland sind es gerade die skandinavischen Länder, die hier zu den Vorreitern gehören. Hier kann beispielsweise sogar auf dem Trödelmarkt mobil bezahlt werden.
Achten Sie bei der Nutzung des Mobile Payments im Ausland jedoch darauf, dass die deutsche Giro- oder EC-Karte in anderen Ländern meist nicht akzeptiert wird. Hinterlegen Sie hierfür also Kredit- oder Debitkarten in Ihrem Smartphone.
Und natürlich gilt auch: Auf Reisen sollten Sie Plastikkarten und Bargeld immer in der Hinterhand haben. Mit letzterem ersparen Sie sich außerdem Wechselkursschwankungen – also die geringen Mehrkosten, falls sich der Wechselkurs in der Zeit zwischen Zahlung und Abbuchung ändert. Aber Achtung: In vielen Ländern ist, anders als bei uns, Kartenzahlung inzwischen deutlich lieber gesehen als die Zahlung per Bargeld!