Private Krankenversicherung: Alles, was Sie wissen müssen
Deutschland zählt zu den wenigen Ländern weltweit, in denen es zwei unterschiedliche Krankenversicherungs-Systeme gibt. Zum einen existiert die gesetzliche Krankenversicherung, zum anderen steht manchen Menschen eine private Krankenversicherung als Alternative zur Verfügung. Über zehn Millionen Bundesbürger haben die Wahlfreiheit zwischen einer privaten Krankenversicherung und der gesetzlichen Krankenversicherung.
In unserem Beitrag gehen wir darauf ein, worin die wichtigsten Unterschiede zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung bestehen. Wir erläutern ferner die Voraussetzungen, die Sie für die Wahl der PKV erfüllen müssen. Anschließend erläutern wir, was eine private Krankenversicherung kostet, welche Leistungen sie beinhaltet und helfen Ihnen bei der Suche nach dem passenden Tarif.
Was ist der Unterschied zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung?
Es gibt eine Reihe von Unterschieden zwischen der gesetzlichen und einer privaten Krankenversicherung, kurz PKV. Die wichtigsten Differenzen, zum Beispiel im Hinblick auf die Beiträge und Leistungen, betreffen die folgenden Kategorien:
- Wonach richtet sich die Höhe des Beitrages?
- Wie ist die Beitragsentwicklung im Alter?
- Wie und wann werden Kosten erstattet?
- Welches System bietet bessere Leistungen?
- Gibt es eine Annahmepflicht?
- Sind Ehepartner und Kinder mitversichert?
Beiträge
Bei der gesetzlichen Krankenversicherung ist es so geregelt, dass der Beitrag ausschließlich von der Höhe Ihres Einkommens abhängig ist. Bis zur Beitragsbemessungsgrenze zahlen Sie entsprechend Ihrem Einkommen einen festen, prozentualen Anteil in die gesetzliche Krankenversicherung ein. Bei der privaten Krankenversicherung hingegen spielt Ihr Einkommen keine Rolle für die Höhe der Beiträge. Stattdessen orientieren sich Ihre Beiträge an folgenden Kriterien:
- Alter
- Gesundheitszustand
- Leistungen / Tarif
- Umfang des Versicherungsschutzes
- Beruf (teilweise)
Dieser Unterschied führt dazu, dass die PKV zum Beispiel für sehr gut verdienende Menschen häufiger deutlich günstiger als die gesetzliche Krankenversicherung ist. Wer hingegen ein höheres Alter und zudem keinen guten Gesundheitszustand hat, versichert sich oft günstiger in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Ein weiterer Unterschied im Hinblick auf die Beiträge ist, dass diese während Ihres gesamten Arbeitslebens in der GKV identisch bleiben. Das gilt natürlich nur, wenn sich Ihr Einkommen nicht ändert und keine generelle Erhöhung oder Senkung der Krankenkassen-Beiträge beschlossen wird. In der privaten Krankenversicherung ist es hingegen so, dass die Beiträge mit zunehmendem Alter vom Versicherer nicht selten deutlich angehoben werden. Hier spielt auch das Bilden der Altersrückstellung eine große Rolle, die von der Krankenversicherung durchgeführt wird.
Kostenerstattung
Ebenfalls unterscheiden sich gesetzliche und private Krankenversicherung im Hinblick auf die Erstattung der Kosten. Bei gesetzlich Krankenversicherten rechnet der Arzt direkt mit der Krankenversicherung ab, sodass Sie als Patient keine Rechnungen bezahlen müssen. Anders verhält es sich in der privaten Krankenversicherung, denn dort müssen Sie sämtliche Arztrechnungen vorstrecken. Erst anschließend, nachdem Sie die Rechnungen bei Ihrer privaten Krankenversicherung eingereicht werden, findet eine Erstattung statt. Sie gehen somit bei der PKV stets in Vorleistung.
Leistungen
In den meisten Tarifen erhalten Sie bei der PKV umfangreichere Leistungen als innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung. Dort sind die Leistungen im sogenannten Leistungskatalog festgelegt und es gibt wenig Unterschiede zwischen den einzelnen Krankenkassen. Anders in der privaten Krankenversicherung: Dort können sich die Leistungen innerhalb verschiedener Tarife erheblich unterscheiden. Sie haben jedoch die Möglichkeit, mit dem Versicherer individuelle Leistungen zu vereinbaren.
Annahmezwang
Ebenfalls unterscheiden sich private und gesetzliche Krankenversicherung darin, ob sie einen Antrag auf eine gewünschte Versicherung annehmen müssen. Bei der gesetzlichen Krankenversicherung ist das so, während die PKV Kunden ablehnen darf. Es gibt dort keinen Annahmezwang, mit Ausnahme für den Basistarif.
Familienversicherung
Ein Vorteil der gesetzlichen Krankenversicherung ist, dass Ihr Ehe- und Lebenspartner sowie Kinder unter bestimmten Voraussetzungen kostenfrei mitversichert werden können. Bei der privaten Krankenversicherung ist das nicht möglich, sodass dort für jedes Familienmitglied ein separater Beitrag zu zahlen ist.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen PKV und GKV können Sie noch einmal übersichtlich unserer folgenden Tabelle entnehmen:
Kategorie | PKV | GKV |
Beitrag abhängig von…. | Alter, Gesundheitszustand, Tarif (Leistungen) | Einkommen |
Beiträge im Alter | oft (deutlich) steigend | stabil |
Kostenerstattung | Nach Einreichen der Rechnungen (Vorleistung) | Direkte Abrechnung mit Arzt |
Leistungen | individuell je nach PKV Tarif, oft umfangreich | gemäß Leistungskatalog der GKV |
Annahmezwang | nein (außer Basistarif) | ja |
Familienversicherung | nein | ja |
Wer profitiert? | Gutverdiener, Jüngere, Gesunde | Personen mit wenig/mittlerem Einkommen, Familien |
Wie viel muss ich verdienen um privat versichert zu sein?
Kommen wir zur Wahlfreiheit, die nicht alle Bürger in Deutschland im Hinblick auf eine private Krankenversicherung haben. Sind Sie als Arbeitnehmer abhängig beschäftigt? Dann dürfen Sie sich ausschließlich unter der Voraussetzung für eine private Krankenversicherung entscheiden, dass Sie die sogenannte Versicherungspflichtgrenze in Höhe von 69.300 Euro (2024) überschreiten. Neben Angestellten und Arbeitern gibt es weitere Personenkreise, die sich – ohne Abhängigkeit von der Höhe des Einkommens – frei für eine private Krankenversicherung entscheiden können. Das sind:
- Selbstständige
- Freiberufler
- Beamte
- Personen mit keinem oder einem Einkommen unterhalb der Geringfügigkeitsgrenze
- Studenten
In den genannten Rubriken gibt es zum Teil Ausnahmen, wie zum Beispiel für Künstler und Publizisten als Freiberufler. Für diese kann eventuell eine Versicherungspflicht in der GKV gelten. Ähnliches gilt für Studenten, die sich nicht ausdrücklich von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung befreien lassen.
Wie viel kostet die private Krankenversicherung im Monat?
Wie bereits erwähnt, hängen die Beiträge und damit die Kosten für die private Krankenversicherung von mehreren Faktoren ab. Deshalb ist es sehr individuell, wie viel Sie in einer privaten Krankenkasse zahlen. Im vergangenen Jahr (2023) zahlten erwachsene Versicherte im Durchschnitt knapp 550 Euro monatlich in die private Krankenversicherung ein. Das galt für alle Versicherten, die keinen Anspruch auf Beihilfe haben, wie es bei Beamten der Fall ist. Allerdings ist die Spannbreite bei den Beiträgen groß und reicht von unter 200 bis über 800 Euro monatlich.
Welche Leistungen sollte eine PKV bieten?
Welche Leistungen eine private Krankenversicherung bieten sollte, ist von Versicherten zu Versicherten im Hinblick auf die Ansprüche sehr individuell. Damit es jedoch eine positive Abgrenzung zur gesetzlichen Krankenversicherung gibt, empfehlen die meisten Experten, dass Sie in der privaten Krankenversicherung darauf achten sollten, dass mindestens folgende Leistungen enthalten sind:
- Übernahme der Kosten für eine Chefarztbehandlung im Krankenhaus
- Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer
- Hohe Zuzahlungen bei Zahnersatz
- Erstattung der Kosten für Psychotherapien
- Kostenübernahme bei Behandlungen im Ausland
- Kostenübernahme für Medikamente
Oftmals gibt es in der privaten Krankenversicherung zusätzlich insoweit Leistungen, als dass Patienten deutlich schneller einen Termin bei Fachärzten erhalten. Allerdings ist das natürlich keine „offizielle“ Leistung der PKV, sondern eher Usus bei vielen Medizinern. Zudem ist oftmals die Diagnostik umfangreicher, was ebenfalls unter die zum Teil immateriellen Leistungen und Vorteile fällt.
Vergleichsrechner: Welcher Tarif ist der richtige für Sie?
Da es eine große Anzahlvon privaten Krankenversicherungen und dementsprechend Tarifen gibt, ist die Auswahl nicht unbedingt einfach. Der Vergleich ist jedoch wichtig, damit Sie die private Krankenversicherung und den Tarif finden, der am besten zu Ihren Anforderungen an die Leistungen passt und den Sie zudem als günstig betrachten. Daher ist es hilfreich zu wissen, dass es bei den privaten Krankenversicherungen mehrere Tarifarten gibt, insbesondere:
- Quotentarif
- Studententarif
- Basistarif
- Standardtarif
- Notlagentarif
- Zusatz- oder Ergänzungstarif
Die Quotentarife zum Beispiel richten sich speziell an Beamte, die Studententarife an Studierende. Neben den gewöhnlichen Tarifen, die in der Auflistung nicht extra genannt sind, gibt es zudem einen Basis-, Standard- und Notlagentarif. Diese Tarife sind vor allem für Menschen mit einem geringem Einkommen, Hilfsbedürftige und Personen mit Beitragsrückständen gedacht.
Für den meisten privat Krankenversicherten ist ein „gewöhnlicher“ PKV Tarif die beste Wahl. Doch auch dort gibt es eine große Anzahl von Angeboten, sodass es sinnvoll ist, einen Tarifrechner zum Vergleich in Anspruch zu nehmen.
Im folgenden Formular unseres Partners TARIFCHECK24 können Sie sich ein für Sie passendes Angebot zusammenstellen lassen.
Die Angebote von privaten Krankenversicherungen beruhen auf verschiedenen Versicherungsanbietern am Markt, die von der TARIFCHECK24 GmbH bereitgestellt werden. Das Formular ermöglicht keinen umfassenden Marktüberblick. Wir übernehmen keine Gewähr für die Vollständigkeit, Aktualität oder Richtigkeit der Angaben aus dem Formular. Ebenso schließen wir jegliche Haftung für eventuelle Schäden oder Konsequenzen, die durch die Nutzung der angebotenen Inhalte entstehen, aus.
Wie wechseln Sie von der privaten zurück in die gesetzliche KV?
Wenn Sie die im Beitrag genannten Voraussetzungen erfüllen, können Sie problemlos von der gesetzlichen in eine private Krankenversicherung wechseln. Der umgekehrte Weg, also der Wechsel von der PKV in die GKV, ist hingegen deutlich schwerer und lässt sich manchmal gar nicht vollziehen. Zu unterscheiden ist, ob Sie zu einem „Rückwechsel“ verpflichtet sind oder dies aus freien Stücken gerne anstreben. Bei den folgenden Gegebenheiten besteht in der Regel die Pflicht, dass Sie zurück von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln müssen:
- Ihr Einkommen als abhängig Beschäftigter sinkt unter die Versicherungspflichtgrenze
- Sie wechseln als Selbstständiger, Beamter oder Freiberufler in ein Angestelltenverhältnis (Einkommen liegt unter der Versicherungspflichtgrenze)
- Sie erhalten als privat Krankenversicherter Arbeitslosengeld
- Sie nehmen als privat Versicherter ein Studium auf
Neben eines eventuell verpflichtenden Wechsels von der PKV in die gesetzliche Krankenversicherung wünschen sich manche privat Krankenversicherte aktiv, wieder zurückwechseln zu können. Das ist unter Umständen sehr schwierig oder sogar unmöglich. Folgende, wenige Optionen gibt es, wenn Sie zurück in die GKV wechseln möchten:
- Sie wechseln Ihren Job, sodass Ihr Einkommen als Angestellter wieder unter die Versicherungspflichtgrenze fällt.
- Sie geben eine selbstständige oder freiberufliche Tätigkeit auf und werden Angestellter.
Sollten Sie allerdings das 55. Lebensjahr erreicht haben, ist ein Wechsel von der PKV in die GKV faktisch ausgeschlossen. Selbst unter der Voraussetzung, dass Sie mit Ihrem Einkommen wieder unter die Versicherungspflichtgrenze fallen oder arbeitslos werden, müssten Sie weiterhin in der privaten Krankenversicherung versichert bleiben. Aus dem Grund ist es wichtig, sich den Schritt gut zu überlegen, ob Sie von der GKV in eine private Krankenversicherung wechseln möchten, da eventuell der Rückweg verschlossen bleibt.