Von Schäffer bis Scholz: Die Finanzminister von Deutschland

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Das deutsche Bundesfinanzministerium ist bei den Bundesbürgern wohl das unbeliebteste Ressort in Berlin. Kein Wunder, wer zahlt schließlich schon gerne Steuern? Die Liste der Finanzminister ist lang: Die 19 deutschen Finanzminister, allesamt Männer, saßen seit der Gründung der Bundesrepublik im Chefsessel in den Ministerien in Bonn und Berlin.

Die Geschichte des Finanzministeriums beginnt jedoch nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern bereits mit der Reichsgründung unter Reichskanzler Otto von Bismarck. Durch seine lange Geschichte zählt das Finanzministerium heute neben dem Innen-, Außen-, Justiz- und Verteidigungsministerium zu den „klassischen Ressorts“, die es seit der ersten deutschen Reichsregierung 1871 ohne Unterbrechung gegeben hat.

Fritz Schäffer: Der erste Finanzminister von Deutschland

Der erste Bundesfinanzminister nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Gründung der Bundesrepublik blieb gleich für zwei Wahlperioden im Amt. Fritz Schäffer zählte zu den Mitgründern der CSU und war als erster bayerischer Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg bereits politikerfahren, als er von Bundeskanzler Konrad Adenauer 1949 ins Bundeskabinett berufen wurde.

Mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte seit seiner Amtszeit ist es beinahe erschreckend, dass Schäffer der bislang einzige Finanzminister in der Geschichte der Bundesrepublik ist, der ein Guthaben ansparte und Deutschland schuldenfrei hielt. Nach heutigem Wert erreichten diese Rücklagen eine Höhe von rund 35 Milliarden Euro.

Die langfristige Steuerreform

1957 wechselte Schäffer in das Bundesjustizministerium, bevor er sich 1961 komplett aus der Politik zurückzog. Das Finanzministerium blieb jedoch in der Hand der Union, Franz Etzel übernahm im dritten Kabinett Adenauers die Führung und hinterließ bleibende Spuren. Die von Etzel vorgeschlagenen und später auch durchgesetzten Steuerreformen hatten bis zur Wiedervereinigung 1990 Bestand.

Auf Etzel folgten mit Heinz Starke und Rolf Dahlgrün zwei FDP-Minister, bis mit Kurt Schmücker erneut ein CDU-Parlamentarier das Amt übernahm. Schmücker ist bis heute mit einer Verweildauer von nur 22 Tagen der Finanzminister mit der kürzesten Amtszeit. Schmücker hatte das Amt nur kommissarisch übernommen, nachdem sämtliche FDP-Minister zurückgetreten waren.

Finanzminister: Bekannte Namen auf dem Chefsessel

Unter den folgenden Ministern für Finanzen finden sich weitere illustre Namen, beispielsweise der langjährige Bundesminister und spätere bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß sowie der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt, der das Amt von 1972 bis 1974 innehatte.

Kurz vor der deutschen Wiedervereinigung, im April 1989, wurde Theo Waigel für das Finanzressort ins Kabinett berufen. Waigel ist bis heute mit einer Amtszeit von 3.476 Tagen der am längsten amtierende Finanzminister der Bundesrepublik. Unter seine Amtszeit fiel die Ausverhandlung und Durchführung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Auch die Bezeichnung „Euro“ für die neue gemeinschaftliche Währung geht auf einen Vorschlag Waigels zurück.

Finanzminister Wolfgang Schäuble

Wolfgang Schäuble war von Oktober 2009 bis Oktober 2017 Bundesminister der Finanzen. Seine Amtszeit war vor allem durch die Eurokrise und einen möglichen Schuldenabbau geprägt. Unter seiner Leitung wurde unter anderem die politisch umstrittene, sogenannte Schuldenbremse eingeführt, die die jährliche staatliche Neuverschuldung begrenzen sollte.

Peter Altmaier und Olaf Scholz, Finanzminister, Vizekanzler und Kanzler-Kandidat

Der CDU-Politiker Peter Altmaier übernahm von Oktober 2017 bis März 2018 kommissarisch das Bundesministerium der Finanzen, nachdem Wolfgang Schäuble zum Bundestagspräsidenten gewählt worden war. Nach langwierigen Koalitionsverhandlungen wechselte Altmaier ins Bundeswirtschaftsministerium, im Finanzressort folgte ihm der derzeit amtierende Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz nach.

Der SPD-Politiker ist für seine meist unkritischen Äußerungen bekannt. Zudem wird er häufig als unnahbar und ruhig beschrieben. Als Bundesfinanzminister ist Scholz unter anderem für die milliardenschweren Hilfen zuständig, die durch die staatlichen Corona-Einschränkungen nötig wurden. In seine Amtszeit fielen mehrere größere Finanzskandale, darunter etwa die Insolvenz des zwischenzeitlich im Dax notierten Finanzdienstleisters Wirecard sowie die juristische Aufarbeitung der Cum-Ex-Affäre. Nun kandidiert der ehemalige Erste Bürgermeister Hamburgs als SPD-Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2021.

Scholz wurde 1958 in Osnabrück geboren. Er wuchs als ältester von drei Brüdern auf. Er absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaft, war Fachanwalt für Arbeitsrecht und ist Partner der Anwaltskanzlei „Zimmermann, Scholz und Partner“ in Hamburg. Olaf Scholz ist seit 1998 mit der SPD-Politikerin Britta Ernst verheiratet. Das Paar lebt kinderlos in Potsdam.