Versicherungen: Allianz übernimmt Aviva Polen
Das größte deutsche Versicherungsunternehmen, die Allianz SE (SE steht für Societas Europaea und bedeutet Europäische Aktiengesellschaft) hat am Freitag bekannt gegeben, dass sie die polnische Sparte des britischen Versicherers Aviva plc. übernommen hat.
Durch den Zukauf baut der Münchener Versicherer seine führende Position in Mittel- und Osteuropa weiter aus und ist jetzt, gemessen am operativen Ergebnis, die Nummer 2 in dieser Region.
Allianz zahl 2,7 Mrd. Euro in bar
Den Aufstieg in Osteuropa lässt sich die Allianz richtig was kosten. So zahlen die Münchener für die polnische Aviva-Tochter einen Kaufpreis von 2,7 Mrd. Euro. Hinzu kommt noch eine Dividendenzahlung von 0,2 Mrd. Euro, sodass die Allianz für den Mega-Deals insgesamt stolze 2,7 Mrd. Euro auf den Tisch blättern muss.
Für diese Summe erhält die Allianz das polnische Lebens-, Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft sowie das Pensions- und Vermögensverwaltungsgeschäft der Aviva Gruppe. Darüber hinaus erwirbt die Allianz jeweils 51% der Anteile an Avivas Bancassurance-Gemeinschaftsunternehmen mit Santander in der Lebens- sowie Schaden-/Unfallversicherung.
Allianz setzt auf den Wachstumsmarkt Mittel- und Osteuropa
Nach Abschluss der Transaktion wird die Allianz, gemessen an den gebuchten Bruttoprämien, zum fünftgrößten Versicherer in Polen aufsteigen. Im Lebensversicherungssegment werden die Münchener sogar der zweitgrößte Anbieter sein.
Insbesondere der profitable polnische Risikolebensversicherungsmarkt, in dem Aviva stark involviert war, wird die operative Profitabilität der Allianz deutlich steigern. Darüber hinaus werden der starke Vertrieb durch Ausschließlichkeitsagenten und das langfristige Bancassurance-Gemeinschaftsunternehmen mit Santander die Vertriebspräsenz und Marktposition der Allianz in Polen stärken.
„Wir freuen uns, die Sichtbarkeit der Marke Allianz in Mittel- und Osteuropa weiter zu stärken und unsere erfolgreiche Wachstumsstrategie in der Region fortzusetzen“, so Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz SE.
Aviva will sich auf Kerngeschäft konzentrieren
Der in London ansässige Versicherungskonzern Aviva ist ein Big Player im internationalen Versicherungsgeschäft und liegt im weltweiten Ranking auf Platz 5. Der britische Versicherer musste jedoch im vergangenen Jahr einen herben Umsatzeinbruch von 34,53% hinnehmen.
Das operative Ergebnis lag in 2020 bei 3,125 Mrd. Britische Pfund (GBP) und damit um gut 28% unter dem des Vorjahres.
Die Verbindlichkeiten des Londoner Versicherungskonzerns sind mittlerweile auf fast 446 Mrd. GBP angewachsen. Dies hat Aviva vor einem knappen Jahr dazu veranlasst, sich aus diversen Märkten zurückzuziehen, um seine Schuldenlast zu reduzieren.
Allerdings hat Aviva die Trennung von diversen ausländischen Töchtern gekonnt positiv formuliert. In einer entsprechenden Mitteilung heißt es wie folgt: „Aviva wird sich nun auf ihre stärksten Geschäftsbereiche in Großbritannien, Irland und Kanada konzentrieren, wo sie über führende Marktpositionen und starkes Wachstumspotenzial verfügt“.
Der Verkauf von Aviva Polen ist die achte Transaktion, die Aviva in den letzten acht Monaten bekannt gegeben hat, und schließt die geplante Neuausrichtung der britischen Versicherungsgruppe erfolgreich ab.
Dabei hat die Allianz gleich doppelt zugeschlagen. Erst vor 3 Wochen hatte der Münchener Versicherer bekannt gegeben, dass er die italienische Tochter der Aviva-Gruppe für 330 Mio. Euro übernommen hat.
Aktienkurse steigen nur leicht
Einen wirklichen Einfluss auf den Börsenwert der Aviva-Papiere hatte der am Freitag bekannt gegebene Deal jedoch nicht. Zwar zog der Kurs nach Eröffnung der Londoner Börse zunächst um 1,6% auf 406,3 Pence an, fiel aber im Tagesverlauf wieder und ging am Freitagabend mit einem kleinen Plus von 0,3% aus dem Handel.
Auch der Kurs der Allianz-Aktie zeigte sich wenig beeinflusst von dem Deal. In einem insgesamt positiven Börsenumfeld konnten die Allianzpapiere lediglich um 0,49% zulegen und gingen schließlich mit 214,20 Euro ins Wochenende.
Der Abschluss der Transaktion, die noch den Genehmigungen der Aufsichtsbehörden bedarf, wird innerhalb der nächsten 12 Monate erwartet.