CTS Eventim vergrätzt die Anleger

Manchmal benötigen Anleger einen kleinen Schubs, um erinnert zu werden, was um sie herum so alles passiert. So geschehen gegen Ende der vergangenen Woche, als der Ticketvermarkter und Konzertveranstalter CTS Eventim seine Zahlen für das dritte Quartal 2021 bekannt gegeben hat. Hat allen Ernstes jemand geglaubt, der Ausblick würde angesichts der aktuellen Pandemielage besser als schwach ausfallen?
Noch nicht auf Vorkrisenniveau
Dabei konnte das Unternehmen im dritten Quartal sowohl beim Ticketverkauf als auch im Segment Live Entertainment steigende Erlöse verzeichnen. Allerdings liegt die Zahl der Veranstaltungen als Folge der Corona-Krise weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019.
So konnte CTS Eventim den Umsatz auf 115 Millionen Euro knapp vervierfachen. Die Vorjahreswerte von rund 30 Millionen Euro waren aufgrund des bundesweiten Lockdowns aber nicht wirklich vergleichbar. Außerdem waren die Umsätze im ersten Halbjahr 2021 nach wie vor schwach, da kaum eine der geplanten Veranstaltungen wirklich störungsfrei durchgeführt werden konnte.
Zurück in der Gewinnzone
Nach neun Monaten lagen daher die Erlöse mit 180 Millionen Euro immer noch ein gutes Fünftel unter dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie. Wenigstens aber konnte der Konzern in die Gewinnzone zurückkehren. Operativ verbuchte CTS Eventim im dritten Quartal ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 12 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 30 Millionen Euro hingenommen werden musste.
Dank staatlicher Unterstützungshilfen von 102 Millionen Euro konnte CTS Eventim auch nach neun Monaten ein positives operatives Ergebnis von 62 Millionen Euro erwirtschaften. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres war noch ein Defizit von 61 Millionen Euro angefallen. Nach Steuern blieben 33 Millionen Euro übrig.
Nun die vierte Welle
Allerdings wird es nicht besser. Die vierte Welle der Corona-Pandemie vor allem in Deutschland hat den Geschäftsausblick von CTS Eventim eingetrübt. Deshalb will die Führung des Münchener Unternehmens selbst sechs Wochen vor Ablauf des Geschäftsjahres keine Prognose für dieses abgeben. Die Planbarkeit des Veranstaltungsbetriebs sei aufgrund wieder ansteigender Inzidenzzahlen und unterschiedlicher Reaktionen der Gesetzgeber in Europa auf die verschärfte Pandemielage „weiterhin stark eingeschränkt“, erklärte der Vorstand des im MDAX gehandelten Unternehmens in seinem Zwischenbericht zum dritten Quartal lapidar.
Dies ist auch der Grund, warum der Konzern nun sein Heil in ausländischen Märkten sucht. Ende September ist das Unternehmen in den nordamerikanischen Markt eingestiegen. Ziel sei es, eine Alternative zu den derzeit dominierenden Anbietern in den USA und Kanada zu etablieren. Meines Erachtens ist dies zwar ein hehres Ziel, aber auch ein unrealistisches. Es dürfte ausgeschlossen sein, dass sich ein Konzertveranstalter wie Ticketmaster Entertainment, der beim Umsatz etwa um den Faktor 10 größer ist als CTS Eventim, mir nichts, dir nichts die Butter vom Brot nehmen lässt.
Dies sehen auch die Anleger so. Sie reagierten auf die wieder wachsende Unsicherheit und Einschränkungen fürs Geschäft von CTS Eventim mit Vorbehalten. Im Wochenvergleich büßte die Aktie in einem ansonsten positiven Marktumfeld um knapp 3,5 Prozent ein. Auch auf absehbare Zeit können Anleger problemlos einen Bogen um die CTS-Aktie machen.