Alphabet vor Aktiensplit: Zwischen Chancen und Herausforderungen
Amazon hat vorgelegt, Alphabet folgt im Juli: Genau wie der Onlineversandhändler plant auch der Google-Mutterkonzern einen Aktiensplit im Verhältnis 1:20. Damit sollen die Anteilsscheine, für die aktuell noch vierstellige Beträge fällig werden, wieder deutlich günstiger und damit auch für Kleinanleger attraktiver werden.
20 Prozent Kursverlust für den Marktführer
Positive Nachrichten kann die Aktie gut gebrauchen. Nachdem die Bilanz zum Auftaktquartal hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben war, trennten sich auch Anleger vermehrt von dem Papier. Gepaart mit dem Abwärtssog, der die Aktienmärkte im Allgemeinen und die Tech-Werte im Speziellen seit Beginn des Jahres massiv unter Druck setzt, ergibt sich für den bisherigen Jahresverlauf 2022 ein Verlust von rund 20 Prozent für die Alphabet Aktie.
Dennoch: An Google und damit an Alphabet führt kein Weg vorbei. Die Suchmaschine verfügt über ein gigantisches Monopol von mehr als 90 Prozent Marktanteil weltweit im Bereich Onlinesuchen und zählt dank seiner überragenden Bekanntheit zu den wertvollsten Marken der Welt. Dementsprechend kann Google praktisch die Preise diktieren, die etwa für Werbeanzeigen fällig werden. Das ist wichtig, gerade in Krisenzeiten, denn einen Großteil seiner Einnahmen erzielt das Unternehmen nach wie vor mit dem Werbegeschäft.
Analysten hoffen auf Dynamik im Cloudsegment
Die Anzeigenkunden aber dürften ihre Marketingbudgets zusammenkürzen angesichts hoher Inflation und drohender Rezession, die mit der strafferen Geldpolitik der Notenbanken einhergeht. So hat die Federal Reserve im März ihre Zinswende eingeleitet und seither in mehreren Schritten fortgesetzt, ab Juli plant auch die Europäische Zentralbank entsprechende Schritte. Die Währungshüter wollen damit der galoppierenden Teuerungsdynamik Einhalt gebieten, riskieren aber zugleich ein Abwürgen der Konjunktur, die sich gerade erst von zwei Jahren Corona-Pandemie zu erholen beginnt.
Im Cloudsegment ist Alphabet derzeit drittgrößter Anbieter, hinter den Platzhirschen Amazon und Microsoft. Der Geschäftszweig weist seit etlichen Quartalen ein beachtliches Wachstum auf, ist aber nach wie vor nicht profitabel. Dennoch sehen Analysten hier mittelfristig Aufholpotenzial.
Alphabet Aktie: UBS-Analysten kürzen Kursziel radikal
Kurzfristig jedoch dominiert die Sorge um Inflation, Rezession und damit verbundene Auswirkungen auf Alphabet und Google. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass zahlreiche Analysten in den vergangenen Wochen ihre Kursziele für die Alphabet Aktie absenkten. Die US-Großbank JP Morgan etwa reduzierte das Kursziel von 3.450 auf 3.200 Dollar, das Analysehaus Jefferies senkte die faire Bewertung von 3.600 auf 3.400 Dollar ab. Beide Studien sprachen jedoch weiterhin Kaufempfehlungen für die Alphabet Aktie aus.
Besonders drastisch kappte die Schweizer Großbank UBS ihre Einschätzung. Bereits im April hatten die Experten das Kursziel von 3.850 auf 3.600 Dollar abgesenkt, nun folgt ein deutlich extremerer Schnitt: Anstelle von 3.600 Dollar geht die UBS nur noch von einem Kursziel von 2.650 Dollar aus.
Zuletzt kostete die Alphabet Aktie rund 2.180 Dollar. Der Aktiensplit ist für den 15. Juli geplant. Wer zum Stichtag 1. Juli Aktien im Depot hält, bekommt dann für jeden Anteilsschein automatisch 19 weitere hinzugebucht, sodass sich der Gesamtwert des Investments nicht verändert. Frische Quartalszahlen folgen kurz darauf, voraussichtlich am 25. Juli wird die Google-Mutter Einblick in ihre Geschäftsbücher gewähren.