+++ Die kostenlosen Online Live Webinare 2023 - Trading, Finanzen, Geldanlage & Vermögen +++

Google nimmt China stärker ins Visier – Baidu in Gefahr?

Inhaltsverzeichnis

Vor 8 Jahren hatte sich Google aus dem chinesischen Suchmaschinenmarkt zurückgezogen. Ursächlich waren die Zensurforderungen der chinesischen Behörden, denen sich die Alphabet-Tochter nicht beugen wollte.

Nun gibt es offenbar eine Kehrtwende. Wie US-Medien berichten, will Google mit dem Projekt „Dragonfly“ und einer zensierten Suchmaschine in China zurückkehren. Allerdings gibt es Widerstand und zwar aus den Reihen der Beschäftigten, die sich in einem offenen Brief gegen Googles China-Pläne aussprechen.

Viele Anleger fragen sich natürlich, wie erfolgsversprechend eine Rückkehr von Google in den chinesischen Suchmaschinenmarkt wäre und ob Google tatsächlich eine große Gefahr für Chinas führende Suchmaschine Baidu darstellt. Dazu ein kurzer Blick in die Historie.

Google mit Achtungserfolgen, doch Baidu blieb die Nummer 1

Zwar konnte Google nach dem Marktstart in China im Jahr 2005 Marktanteile im chinesischen Suchmaschinenmarkt gewinnen, doch der große Durchbruch blieb aus. Trotz zahlreicher Bemühungen wie der Anwerbung des Ex-Microsoft-Managers Kai-Fu Lee und mehr als 100 Software-Ingenieure und Sprachspezialisten, kam Google in China nie über einen Marktanteil von etwa 31 % hinaus.

Baidu hingegen konnte trotz der Präsenz von Google seinen Marktanteil im chinesischen Suchmaschinenmarkt weiter steigern und zwar von 58 % in Mitte 2007 auf rund 64 % (Quelle: Silicon Dragon) als Google im Jahr 2010 den Rückzug aus dem Reich der Mitte ankündigte.

Marktbeobachter führten den bedingten Erfolg von Google in China auf die Stärke von Baidu zurück, denn der Suchmaschinen-Algorithmus der Chinesen kam besser mit der chinesischen Sprache (Mandarin) zurecht, zudem umfassten die Baidu-Suchergebnisse auch Social Media Chats und Videoclips.

Baidu reagiert gelassen auf mögliche Google-Rückkehr

Daher überrascht es wenig, wenn sich Baidu-Chef Robin Li gelassen gibt, was eine mögliche Rückkehr von Google nach China betrifft. Im verifizierten WeChat-Konto gab sich Li sehr zuversichtlich, dass man Google wieder schlagen werde.

Die Hoffnung des Baidu-Chefs ist nicht unbegründet, hat Baidu seine Machtpositionen in China doch weiter ausgebaut. Baidus Marktanteil ist im chinesischen Suchmaschinenmarkt inzwischen auf über 70 % angewachsen.

Sollte Google tatsächlich mit einer eigenen Suchmaschine nach China zurückkehren, so wird erwartet, dass diese zensiert ist und automatisch Webseiten filtert, die in China blockiert sind. Außerdem dürften sensitive Suchanfragen auf einer „schwarzen Liste“ landen und damit nicht ausgeführt werden, vermuten Kenner der Szene. Damit würde Google nur noch wenige Vorteile gegenüber Baidu für Personenkreise bieten, die sich alternativ im Web informieren wollen.

Fazit: Baidu hat was zu verlieren, Google kann in China nur gewinnen

Einer Umfrage zufolge würden viele chinesische Internet-Nutzer eine Rückkehr von Google nach China begrüßen, um mehr Alternativen zu haben, was die Web-Suche angeht. Für Baidu stellt eine Rückkehr von Google ein gewisses Risiko dar, könnte der Marktführer dadurch seine dominierende Marktstellung in China einbüßen.

Ohnehin kämpft Baidu derzeit an mehreren Fronten gegen einen schärfer werdenden Wettbewerb, nachdem der E-Commerce-Gigant Alibaba mit seiner Suchmaschine Shenma inzwischen einen Marktanteil von etwa 15 % erobert hat.

Doch nicht nur im Suchmaschinenmarkt muss sich Baidu auf mehr Wettbewerb einstellen, auch wenn es um den Bereich Autonomes Fahren geht, droht mehr Konkurrenz aus dem Ausland. Die Google-Tochter Waymo hat jüngst eine Tochterfirma in China registriert, um hier stärker Fuß zu fassen.

Kurzum: Baidu muss einen Gang nach oben schalten, was Innovationen angeht, will der Suchmaschinenmarktführer seine führende Position im Suchmaschinenmarkt und beim Autonomen Fahren inklusive künstliche Intelligenz (KI) behaupten. Die Google bzw. Alphabet Aktie hingegen bleibt für langfristig orientierte Anleger nach wie vor interessant, haben die Amerikaner in China kaum was zu verlieren.