Amazon Aktie bricht nach Quartalsbilanz ein
Auf schlechte Nachrichten war man gefasst – aber die Zahlen, die Amazon am Abend vorlegte, schlugen Anlegern dann doch auf den Magen.
Q1-Bilanz: Gewinneinbruch bei Amazon
Demnach verbucht der Onlinehändler für das Auftaktquartal einen Gewinneinbruch auf 3,7 Milliarden US-Dollar – nach 8,9 Milliarden Dollar im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Umsatz kletterte um etwa 9 Prozent auf 116,4 Milliarden Dollar und fiel damit etwas besser aus als erwartet.
Besonders schockierend wirkte jedoch der Ausblick. Hier blieb Amazon deutlich hinter den Erwartungen von Anlegern und Analysten zurück. Für das aktuelle Quartal rechnet das Unternehmen lediglich mit einem Umsatz in einer Spanne zwischen 116 und 121 Milliarden Dollar. Analysten hatten hier im Schnitt gut 125 Milliarden Dollar erwartet.
Verlust im zweiten Halbjahr möglich
Beim Betriebsergebnis hält Amazon sogar einen Verlust für möglich: Die Schätzungen für das laufende Quartal liegen zwischen minus einer Milliarde und bis zu drei Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Im 2. Kalenderquartal 2021 hatte Amazon noch 7,7 Milliarden Dollar erwirtschaftet.
Anleger schickten daraufhin die Amazon Aktie auf Talfahrt, das Papier rauschte nach Börsenschluss rund 8 Prozent in die Tiefe.
Warum hohe Spritpreise Amazon gleich doppelt treffen
Ein Grund für die Entwicklung sind höhere Löhne, die Amazon seinen Mitarbeitern etwa in den eigenen Warenlagern inzwischen zahlt. Doch darüber hinaus wird das Unternehmen auch von steigenden Kraftstoffpreisen getroffen – und zwar gleich in doppelter Hinsicht.
Auf der einen Seite werden Logistik und Lieferfahrten dadurch erheblich teurer, auf der anderen Seite schmälern die hohen Benzin- und Energiepreise die Kaufkraft der Kunden, die entsprechend weniger bei Amazon bestellen.
Preiserhöhung bei Prime – aber reicht das aus?
Um den steigenden Kosten entgegenzuwirken, hat Amazon zuletzt die Preise für sein Kundenbindungsprogramm Amazon Prime angehoben. US-Kunden sollen hierfür künftig nicht mehr 119, sondern 139 Dollar pro Jahr bezahlen. Für Deutschland ist ein höherer Prime-Preis zwar noch nicht angekündigt, könnte Beobachtern zufolge aber ebenfalls folgen, vor allem, da das Jahresabo hierzulande mit gerade einmal 69 Euro noch recht günstig zu haben ist.
Doch auch die bislang beschlossenen Preiserhöhungen könnten Schätzungen zufolge nicht ausreichen, um die steigenden Kosten abzufangen. Da zudem die Inflationsdynamik insgesamt voraussichtlich während des gesamten Jahresverlaufs anhalten dürfte und die Konsumbereitschaft dadurch gerade in den USA und in Europa einzubrechen droht, ist eine Rückkehr auf die Erfolgsspur in nächster Zeit keineswegs gewährleistet.
AWS weiterhin stark
Immerhin: Einen kleinen Lichtblick konnte Amazon dann doch präsentieren. Das Geschäft mit digitalen Dienstleistungen rund um die Cloud, Amazon Web Services (AWS), konnte ihren Umsatz im Auftaktquartal kräftig steigern um 37 Prozent auf 18,4 Milliarden Dollar. Bereits seit Längerem macht AWS den Löwenanteil bei Umsatz und Gewinn des Gesamtkonzerns aus, Dienstleistungen in diesem Bereich dürften auch künftig auf starke Nachfrage treffen und die inflationsbedingten Rückschläge im Versandhandel zumindest teilweise abfedern.
Die Amazon Aktie befindet sich bereits seit Monaten auf einem absteigenden Ast. Nach dem Ausverkauf, den die jüngste Quartalsbilanz ausgelöst hat, verbucht der Kurs auf Monatssicht ein Minus von 20 Prozent. Am frühen Freitagnachmittag war die Amazon Aktie für rund 2.600 US-Dollar zu haben.
Amazon Aktie tiefrot: Goldman Sachs reduziert Kursziel
Analysten von Goldman Sachs reagierten umgehend auf die schwachen Ergebnisse aus dem Auftaktquartal und kürzten das Kursziel der Amazon Aktie von 4.000 auf 3.700 Dollar. Die Kaufempfehlung wurde dennoch bekräftigt. Trotz des Gegenwinds im ersten Halbjahr bleibe Amazon auf lange Sicht ein Kauf, so die Argumentation.
Für Kleinanleger dürfte die Aktie im Sommer deutlich an Attraktivität gewinnen. Geplant ist ein Aktiensplit im Verhältnis 1:20, wodurch sich der Stückpreis der Amazon Aktie bei unveränderter Marktkapitalisierung erheblich vergünstigt. Damit wird das Papier nicht nur für institutionelle Investoren, sondern auch für private Aktionäre wieder erschwinglich, was für neue Kursimpulse sorgen könnte.