Amazon Aktie: Was kommt nach Jeff Bezos?
Beim Online-Händler Amazon beginnt eine neue Ära. Nach 27 Jahren an der Unternehmensspitze gibt der Amazon-Gründer Jeff Bezos die Konzernleitung ab. Schon im dritten Quartal 2021 soll Andy Jassy das Ruder beim weltgrößten E-Commerce-Konzern übernehmen. Was können Anleger vom kommenden Firmenchef erwarten und was bedeutet das für die Amazon Aktie?
Wer ist Andy Jassy?
Der 53-jährige Andy Jassy ist ein enger Vertrauter von Jeff Bezos. Jassy ist ein Harvard-Absolvent und hat die Cloud-Sparte von Amazon Web Services (AWS) im Jahr 2006 mit aufgebaut. Der Manager hat diese Sparte bislang als Chef (CEO) geführt.
Das Geschäft mit Cloud-Infrastrukturdienste gilt heute nicht nur als der größte Wachstumsmotor, sondern auch als Profit-Center im Konzern. Daher erscheint es für viele Beobachter nur logisch, dass Jassy künftig die Rolle des Firmenchefs beim weltgrößten Online-Kaufhaus übernimmt.
Wachstumsmotor Amazon Web Services (AWS)
Das Jahr 2020 hat einmal mehr gezeigt, warum Amazon Web Services (AWS) so wichtig für den Online-Konzern aus Seattle ist. Die Cloud-Sparte konnte seinen Jahresumsatz um nahezu 30 % auf 45,3 Mrd. US-Dollar steigern. Gleichzeitig zeichnete die Sparte für 13,5 Mrd. US-$ bzw. 63 % des gesamten operativen Gewinns von Amazon verantwortlich.
Amazon-Finanzchef Brian Olsavsky sprach jüngst von der profitabelsten Technikfirma auf der Welt. Obwohl Konkurrenten wie Microsoft, Google und Alibaba in den letzten 4 Jahren im Cloud-Geschäft schneller gewachsen sind, konnte Amazon seinen Marktanteil von 32 bis 34 % im Cloud-Bereich verteidigen, heißt es bei Synergy Research.
Warum das Cloud-Geschäft immer wichtiger wird
Künftig dürfte das Cloud-Geschäft bei Amazon sogar noch eine größere Rolle spielen, denn auch für die kommenden Jahre erwarten Analysten weiter steigende Cloud-Ausgaben. Hintergrund ist zum einen die steigende Bereitschaft der Endnutzer, Cloud-Dienste zu nutzen, zum anderen können Firmen mit der Verlagerung von Geschäftsaktivitäten in die Cloud Geld sparen.
Allein in 2021 dürften die weltweiten Ausgaben der Endnutzer für Cloud-Services um 18,4 % auf 304,9 Mrd. US-Dollar wachsen, so die Marktforscher aus dem Hause Gartner. Im Jahr 2022 sollen diese Ausgaben dann die Marke von 362 Mrd. US-Dollar erreichen.
Wie sieht die künftige Strategie von Amazon aus?
Viele Marktbeobachter erwarten, dass sich an der Firmen-Strategie mit dem Wechsel an der Führungsspitze im Grundsatz nicht viel verändern wird. Allerdings geht DA Davidson Experte Tom Forte davon aus, dass Amazon künftig mehr als Service-Unternehmen auftreten wird.
Das könnte bedeuten, dass Amazon weniger versuchen wird, durch Disruption bestehende Geschäftsfelder zu erobern und stattdessen auf eine kooperative Strategie setzt. Dieses Verhalten wird in der Fachsprache gerne als „Coopetition“ bezeichnet, also eine Kooperation in Verbindung mit kollegialem Wettbewerb.
Fazit: Amazon bleibt ein Garant für Wachstum
Amazon hat im Schlussquartal 2020 erstmals in der Firmengeschichte die Umsatzmarke von 100 Mrd. US-Dollar überschritten. Es steht außer Frage, dass Amazon als führender E-Commerce-Konzern einer der Gewinner der Corona-Krise ist.
Obwohl viele Ladengeschäfte inzwischen wieder öffnen, dürfte das Online-Bestellvolumen weiter hoch bleiben. Viele Menschen haben sich an das bequeme Einkaufen von Zuhause gewöhnt und Amazon nimmt nach wie vor in den Bereichen E-Commerce, Cloud-Infrastrukturdienste und Online-Werbung eine führende Position ein. Anleger, die von diesen 3 Wachstumsbereichen profitieren wollen, kommen an der Amazon Aktie nicht vorbei.
Die Analysten von Susquehanna sehen die aktuelle Kursschwäche bei der Amazon Aktie eher als Kaufchance. Daher hoben die Analysten jüngst das Kursziel für das Papier als erstes Analystenhaus auf über 5.000 US-$ an.
Insbesondere langfristig orientierte Anleger sollten sich von kurzfristigen Kursschwankungen nicht verwirren lassen. Die Amazon Aktie ist und bleibt ein Wert, der auch in einem konservativen Wachstumsdepot einen Platz verdient hat.