Amazon bald mit kostenlosem Streaming-Angebot
Wer Mitglied in Amazons Kundenbindungsprogramm Prime ist, muss seit Februar dafür etwas tiefer in die Tasche greifen. Zumindest in den USA stieg die monatliche Abo-Gebühr von 12,99 auf 14,99 US-Dollar, bei jährlicher Zahlungsweise wurde der Preis von 99 auf 119 Dollar angehoben.
Prime-Kündigungen künstlich verkompliziert?
Wer aber seine Prime-Mitgliedschaft kündigen will, braucht starke Nerven und Durchhaltevermögen an der Computermaus. Medienberichten zufolge hat Amazon seit dem Jahr 2017 Verfahren eingesetzt, um den Kündigungsprozess absichtlich komplizierter zu machen.
Der Weg zur finalen Kündigungsseite wurde verlängert und verwirrender gestaltet, immer wieder werden die Nutzer zwischendurch von Zusatzfragen und Angeboten unterbrochen, um sie von einem Verbleib im Prime-Universum doch noch zu überzeugen.
Tatsächlich zweistelliger Kündigungsrückgang nach Programmstart
Das Kalkül scheint aufzugehen. Ob es nun an den verlockenden Angeboten liegt oder daran, dass kündigungswillige User irgendwann entnervt aufgeben, ist nicht überliefert, aber offenbar konnte Amazon wohl tatsächlich einen Rückgang der Kündigungen um 14 Prozent erreichen, nachdem das Projekt gestartet war.
Mehrfach haben sich Kunden seit 2017 bei der Federal Trade Commission über das komplizierte Prozedere beschwert. Amazon hingegen beharrt darauf, seinen Kündigungsprozess lediglich umfassend transparent zu gestalten und den Kunden die Folgen möglicher Entscheidungsoptionen aufzuzeigen.
Amazon plant kostenlosen Streaming-Dienst in Deutschland
Unterdessen dürfen sich deutsche Nutzer offenbar auf ein neues Streaming-Angebot des Online-Riesen freuen. Während Amazon Prime Video lediglich für zahlende Prime-Abonnenten zugänglich ist, soll noch in diesem Jahr der kostenlose Streamingdienst IMDb TV auch in Deutschland an den Start gehen. In den USA und Großbritannien ist das Angebot bereits verfügbar.
Zudem kündigte Amazon die Umbenennung von IMDb TV in Amazon Freevee zum 27. April an. Mit dem zusätzlichen Angebot will das Unternehmen jenen Kunden entgegenkommen, die anstelle einer Abo-Gebühr lieber Werbeanzeigen in Kauf nehmen, über die sich der für Nutzer kostenlose Dienst finanziert.
Amazon Freevee – eine weitere Mediathek?
Darüber hinaus sollen auch sogenannte „Amazon Originals“, also Filme und Serien, die exklusiv für Amazon produziert wurden, im Laufe des Jahres verstärkt auf Freevee verfügbar gemacht werden. Das Prinzip ähnelt den in Deutschland bestehenden Mediathekenangeboten verschiedener TV-Sendergruppen.
So bieten etwa die Sendergruppe RTL Deutschland, aber auch ProSiebenSat1 im Netz eigene, aber auch externe Inhalte zum freien Streaming an. Zum Teil können Nutzer hier zusätzlich ein Abo abschließen, um die Schaltung von Werbespots zu umgehen oder zusätzliche Inhalte abrufen zu können. Kostenlos und werbefrei sind hingegen die Mediatheken von ARD und ZDF, die über die Rundfunkgebühr finanziert werden.
Amazon Aktie: Analysten sehen starkes Aufwärtspotenzial
Für die Amazon Aktie ging es, wie für den gesamten Markt und insbesondere die Tech-Konzerne aus den USA, seit Beginn des Jahres kräftig abwärts. Das liegt aber eher an der makroökonomischen Gesamtlage, die wegen Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflationsdynamik und Zinssorgen derzeit äußerst angespannt ist.
Für Amazon selbst laufen die Geschäfte glänzend. Der Gewinn des Unternehmens konnte sich im 4. Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum nahezu verdoppeln von 7,2 auf 14,3 Milliarden US-Dollar. Analysten waren daraufhin voll des Lobes und bestätigten ihre Kaufempfehlungen, wobei sich die Kursziele überwiegend in einem Korridor zwischen 4.000 (Jefferies, RBC) und 4.500 Dollar (JP Morgan) bewegen. Experten der Schweizer Großbank UBS hoben das Kursziel nach Vorlage der Geschäftsberichte für Q4 und das Gesamtjahr 2021 sogar noch einmal an von 4.550 auf 4.625 Dollar.
Aktiensplit im Sommer geplant
Zuletzt kostete die Amazon Aktie etwas über 3.000 Dollar. Da dies vor allem für private Kleinanleger ziemlich unerschwinglich ist, plant Amazon im Sommer einen Aktiensplit im Verhältnis 1:20. Das heißt, die Anzahl der Aktien wird entsprechend erhöht, pro Anteilsschein wird aber nur noch ein Zwnazigstel des Preises fällig. Damit dürfte das Papier auch für Privatanleger wieder an Attraktivität gewinnen.
Neue Impulse könnten zudem die frischen Zahlen zum kürzlich abgelaufenen Auftaktquartal 2022 geben, die für den 28. April erwartet werden.