Amazon bald wohl mit eigenen Paketdienst – eine Gefahr für DHL & Co?
Amazon.com macht weiter Druck. Der einstige Online-Buchhändler hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in immer neue Geschäftsbereiche vorgewagt. Zuletzt wurde mit der Tochter Amazon Web Services (AWS) der Markt für Cloud-Services erobert, wodurch Anwendungen nicht mehr direkt auf dem Rechner installiert, sondern über das Netz ausgeliefert werden.
Nun scheint Amazon.com die Logistikbranche ins Visier zu nehmen. Wie jüngst das Wall Street Journal berichtete, will Amazon.com mit einem eigenen Paketdienst „Shipping with Amazon“ (SWA) Anbietern wie UPS, FedEx & Co Konkurrenz machen.
Mit „Shipping with Amazon“ (SWA) will der Online-Händler offenbar seine eigenen Händler unterstützen, die Produkte über Amazon.com verkaufen. Auch wenn noch keine Details zum neuen Serviceangebot bekannt sind, überrascht der Vorstoß des Online-Händlers nicht wirklich.
Amazon ist bereits Logistikdienstleister
Anleger müssen wissen, dass Amazon bereits mit Services wie „Versand durch Amazon“ nicht nur in den USA, sondern inzwischen auch schon länger in Europa präsent ist.
Über „Versand mit Amazon“ können Hersteller und Dritthändler ihre Produkte durch Amazon zustellen, indem sie ihre Produkte einfach an Amazon Logistikzentren senden – Amazon übernimmt dann den Rest (Lagerung, Versand, Bestellabwicklung etc.). Wissenswert ist außerdem, dass Amazon von der Air Transport Services Group inzwischen 20 Boeing 767 Frachtflugzeuge angemietet hat, um Pakete rund um den Globus schneller auszuliefern.
Paketdienste – Warum Amazon Pakete selbst zustellen will
Doch warum investiert Amazon so viel Geld in die eigene Logistik bzw. Paketzustellung? Zum einen will Amazon mehr Kontrolle über den letzten Weg zum Kunden gewinnen, da UPS, FedEx & Co insbesondere im turbulenten Weihnachtsgeschäft oft Probleme haben, die hohen Paketzahlen zu bewältigen.
Es ist kein Geheimnis, dass Paketdienste vom E-Commerce-Boom in den letzten Jahren besonders profitiert haben. Doch viele Paketdienste sind einfach durch diesen Boom überfordert, haben die Dienstleister zu Beginn zu Internetzeitalters zunächst zu wenig in ihre eigene Infrastruktur investiert.
Zum anderen will sich Amazon.com mehr Unabhängigkeit von anderen Paketdiensten verschaffen und zugleich die Transportkosten so gering wie möglich halten. Desto niedriger die Versandkosten, desto eher bestellen die Menschen lieber im Internet bei Amazon und lassen sich die Produkte nach Hause liefern.
Geschäft mit Bestellabwicklung und Versand ein Milliardenmarkt
Ferner müssen Anleger wissen, dass das Geschäft mit der Bestellabwicklung und dem Versand von Produkten längst ein Milliardenmarkt ist. Bei Morgan Stanley taxiert man das Marktvolumen auf 46 Mrd. US-$ in 2017, im laufenden Jahr wird ein weiterer Anstieg auf 64 Mrd. US-$ erwartet. Im Jahr 2027 dürfte die Branche dann 291 Mrd. US-$ im Jahr umsetzen.
Fazit: Amazon nimmt neuen Milliardenmarkt ins Visier
Ein lukratives Marktumfeld, auch für Amazon.com. Dadurch ist verständlich, warum Amazon.com diesen Markt nicht einfach UPS, FedEx und DHL und anderen Anbietern überlassen will, zumal Amazon.com mit diesem Vorstoß gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann.
Zum einen kann sich Amazon.com dadurch mehr Unabhängigkeit von Drittanbietern verschaffen, gleichzeitig kann das Unternehmen so seine eigenen Transportkosten weiter optimieren und ganz nebenbei auch einen neuen Milliardenmarkt erschließen.