Amazon befürchtet schwaches Weihnachtsgeschäft – Aktie tiefrot

Es lief schon mal besser für den Internetgiganten. Mit seiner Bilanz zum 3. Quartal hat Amazon die Erwartungen der Analysten klar verfehlt und stieß auch bei den Anlegern auf wenig Gegenliebe.
Gewinnrückgang im 3. Quartal
Im Zeitraum von Juli bis Ende September verbuchte der Onlinehändler einen Gewinnrückgang von 3,2 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal auf nur noch 2,9 Milliarden Dollar. Beim Umsatz stand zwar ein Plus von 15 Prozent binnen Jahresfrist auf nunmehr gut 127 Milliarden Dollar, doch auch damit blieb Amazon hinter den Markterwartungen zurück.
Besonders bitter: Auch die Cloudsparte Amazon Web Services (AWS), die seit einigen Jahren die eigentliche Cash Cow im Unternehmen ist, konnte nicht überzeugen. Zwar verzeichnete der Bereich ein Wachstum von immerhin 27,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, doch dies ist das geringste Plus von AWS seit dessen Zahlen eigenständig ausgewiesen werden. Sowohl der Umsatz in Höhe von 20,5 Milliarden Dollar als auch das Betriebsergebnis von 5,4 Milliarden Dollar verfehlten die Prognosen der Analysten um jeweils rund 1 Milliarde Dollar.
Auch AWS verfehlt Markterwartungen
Zwar ist AWS im Cloudbereich nach wie vor Weltmarktführer, doch namhafte Konkurrenten wie die Angebote von Google und Microsoft holten zuletzt spürbar auf und konnten Marktanteile für sich gewinnen. Hielt AWS im Jahr 2020 noch 41 Prozent der Marktanteile im Cloudsegment, waren es im vergangenen Jahr nur noch 39 Prozent.
Mit dem Onlineversandhandel, für den Amazon den meisten privaten Nutzern vor allem bekannt ist, verbuchte der Konzern zuletzt sogar ein Verlustgeschäft, und das sowohl am Heimatmarkt wie auch international. Hatte Amazon im Vorjahreszeitraum in den USA noch einen Gewinn von rund 880 Millionen Dollar eingefahren, stand dort nun unterm Strich ein operativer Verlust von 412 Millionen Dollar. International lief es schon zuvor schwächer, hier allerdings haben sich die Verluste nahezu verdreifacht auf nun 2,5 Milliarden Dollar.
Schwaches Schlussquartal erwartet
Besonderes Augenmerk legen die Marktteilnehmer stets auf den Ausblick, doch auch der fiel enttäuschend aus. Obwohl mit den Rabattaktionen rund um den Black Friday und das Weihnachtsgeschäft im Schlussquartal üblicherweise besonders hohe Umsätze und Gewinne im Versandhandel erzielt werden, erwartet Amazon in diesem Jahr lediglich Erlöse zwischen 140 und 148 Milliarden Dollar – deutlich weniger, als Analysten erwartet und Anleger erhofft hatten.
Es ist wohl vor allem das spürbar geschwächte Konsumklima, das die Aussichten auch für Amazon eintrübt. Die hohe Inflation, gestiegene Lebenshaltungskosten und Energiepreise lassen die Spielräume im Shoppingbudget in diesem Jahr deutlich in sich zusammenschrumpfen. Hinzu kommt, dass in den beiden Vorjahren pandemiebedingt das Geschäft im Onlineversandhandel besonders gut lief, die Messlatte der Vorjahreszeiträume also entsprechend hoch liegt.
Amazon Aktie abgestraft – Kursziel gesenkt
Anleger reagierten dennoch fassungslos auf die jüngste Bilanz und ließen die Amazon Aktie nach Vorlage der Zahlen um zeitweise 20 Prozent in die Tiefe rauschen. Analysten verweisen jedoch auf die Stärken des breit aufgestellten und in verschiedenen Bereichen marktführenden Unternehmens und das insgesamt schwierige Marktumfeld dieses Jahres, das Konzernen fast aller Branchen schwer zu schaffen macht.
So wurden zwar auf der einen Seite zahlreiche Kaufempfehlungen für das Papier bestätigt, zugleich aber auch Kursziele abgesenkt. So sieht etwa die Schweizer Großbank Credit Suisse das Ziel nicht mehr bei 159 Dollar, sondern bei 142 Dollar. Die US-Bank JP Morgan hingegen bestätigte das Kursziel bei 175 Dollar, legte die jüngste Aktualisierung allerdings noch vor der Präsentation der Q3-Bilanz vor.
Amazon performt schwächer als Nasdaq und Co.
Zuletzt lag der Kurs der Amazon Aktie bei rund 90 Dollar. Seit Beginn des Jahres summiert sich das Minus auf etwa 40 Prozent. Mit Kurseinbrüchen dieser Größenordnung im Börsenjahr 2022 steht Amazon zwar keineswegs allein da, dennoch fällt die Performance deutlich schwächer aus als der Gesamtmarkt.
Zum Vergleich: Der US-Technologieindex Nasdaq 100 liegt seit Jahresanfang etwa ein Drittel im Minus, der Dow Jones notiert knapp 10 Prozent schwächer. Der breiter gefasste S&P 500 hat seit Anfang Januar etwa 20 Prozent verloren.