Amazon erhöht die Preise – und schmiedet neue Kooperationen

Alles wird teurer – auch Amazon, beziehungsweise die Streaming-Dienste, die der Internetgigant anbietet.
Abo-Kunden müssen mehr zahlen
Seit der vergangenen Woche müssen Kunden des Musik-Streaming-Dienstes Amazon Music Unlimited tiefer in die Tasche greifen als bisher. Die Monatspreise für eine Einzelmitgliedschaft erhöhten sich um 1 Euro, Gleiches gilt auch im Studententarif. Anstelle von 9,99 beziehungsweise 4,99 Euro werden nunmehr 10,99 oder 5,99 Euro fällig. Die Familienmitgliedschaft wird sogar um 2 Euro teurer: Hier zahlen Kunden jetzt 16,99 statt zuvor 14,99 Euro im Monat. Wer sich für ein Jahresabo entschließt, muss ebenfalls mehr investieren. Hier liegt der neue Preis bei 169 Euro, vorher waren 149 Euro Jahresgebühr für die Nutzung des Musikangebots fällig.
Damit setzt Amazon seinen bereits im vergangenen Jahr eingeschlagenen Weg fort. Mehrfach hatte das Unternehmen an der Preisschraube gedreht und die monatlichen Gebühren für Abo-Dienste angehoben. Es ist ein vergleichsweise einfacher Mechanismus, um die Einnahmen zu steigern – solange das Angebot stimmt und die Kunden bei der Stange bleiben.
Höhere Einnahmen treffen auf steigende Kosten
Zugleich sieht sich Amazon jedoch auch steigenden Kosten gegenüber. So begründete der Konzern die jüngste Preisanhebung nicht zuletzt mit höheren Lizenzkosten für Musikinhalte. Insgesamt befindet sich das Unternehmen derzeit in rauem Fahrwasser. Nach Boom-Jahren, angeschoben vor allem auch durch die Corona-Pandemie mit monatelang geschlossenem stationärem Einzelhandel, ließ die Kauflaune der Onlineshopper im vergangenen Jahr spürbar nach. Das hatte wohl nicht zuletzt auch mit der galoppierenden Inflation zu tun. Bei zweistelligen Teuerungsraten der Verbraucherpreise konnten die Gehälter lange nicht mitziehen, die Folge war ein realer Kaufkraftverlust, den Verbraucher und Einzelhandel noch immer spüren und der auch an Amazon nicht spurlos vorübergeht.
Dementsprechend wundert es auch nicht, dass Amazon keine Ausnahme bildet bei der Entlassungswelle, die derzeit durchs Silicon Valley rauscht – ganz im Gegenteil: Mit 18.000 gestrichenen Stellen ist der Onlineversandhändler Spitzenreiter beim Jobabbau. Anlegern gefällt die Entwicklung, seit Beginn des Jahres liegt die Amazon Aktie zweistellig im Plus – andere Papiere haben im gleichen Zeitraum allerdings deutlich kräftiger zugelegt.
Amazon schmiedet Partnerschaften – Deutsche Telekom auch an Bord
Interessant werden könnte indes der Blick auf ein neues Zukunftsprojekt, das Amazon derzeit vorantreibt. Medienberichten zufolge schmiedet der Konzern aktuell Partnerschaften mit verschiedenen großen Mobilfunkanbietern, auch die Deutsche Telekom ist mit an Bord. Die Cloudsparte AWS, kurz für Amazon Web Services, soll ihr Angebot erweitern. Geplant sind private drahtlose Netzwerke auf 5G-Basis, die den bisherigen Wi-Fi-Standard bei Geschäftskunden ersetzen sollen. Datenübertragung und auch Cybersicherheit sind hier die Schlagworte der Stunde.
Neben der Telekom und ihrer Tochtergesellschaft T-Mobile US hat Amazon unter anderem auch den französischen Anbieter Orange sowie die spanische Telefongesellschaft Telefonica – hierzulande besser bekannt unter der Marke o2 – als Kooperationspartner gewonnen. Von der Zusammenarbeit sollen beide Seiten profitieren: Aus Sicht der Mobilfunkanbieter soll die 5G-Technologie an Akzeptanz und Verbreitung gewinnen, für Amazon Web Services bedeutet die Kooperation eine Erweiterung der eigenen Angebotspalette. Für Geschäftskunden dürfte AWS damit noch attraktiver werden als bisher.
Seit Langem fährt die Cloud-Sparte für Amazon die größten Gewinne ein und entwickelt sich weitaus lukrativer als der Online-Handelsplatz. Zuletzt hat sich das Wachstum zwar verlangsamt, der Trend ist aber ungebrochen, wie auch Analysten immer wieder bescheinigen. Zuletzt sprachen die Experten verschiedener Analysehäuser einstimmig Kaufempfehlungen für die Amazon Aktie aus, darunter Analysten der US-Großbanken JP Morgan und Goldman Sachs, der Schweizer UBS und Credit Suisse sowie auch Deutsche Bank, Barclays oder die kanadische RBC. Die Kursziele bewegten sich dabei im Februar zwischen 125 Dollar (Bernstein Research, Jefferies) und 150 Dollar (Credit Suisse).