Amazon hat noch ein Ass im Ärmel
Im Gegensatz zu einigen anderen großen Technologiewerten sorgte Amazon mit seinem Quartalsbericht vor wenigen Tagen für Begeisterung. Sein größtes Ass behält der Konzern allerdings noch im Ärmel – bislang zumindest.
Quartalsergebnisse: Umsatz ok, Gewinn stark
Mit +9% fiel das Umsatzwachstum nicht gerade spektakulär aus, lag aber im Rahmen der Erwartungen. Dabei muss man jedoch auch berücksichtigen, dass der Vergleichszeitraum (das Weihnachtsquartal 2020) extrem stark ausgefallen war. Aber ein Unternehmen von der Größe von Amazon mit inzwischen 470 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz kann auch nicht ständig Wachstumsraten von +20% oder gar +30% aus dem Ärmel schütteln. Für die Jahre 2022 und 2023 rechnen Analysten im Schnitt mit +17% Umsatzwachstum – ein sehr ordentlicher Wert.
Derzeit schauen Anleger ohnehin vor allem auf die Gewinnseite – und hier konnte der Internet-Gigant die Erwartungen der Analysten sehr deutlich übertreffen. So wurde der Überschuss im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 14,3 Mrd. US-Dollar fast verdoppelt.
Hierbei profitierte Amazon von einem Sonderfaktor: Die Beteiligung am US-Elektroautobauer Rivian generierte durch dessen Börsengang im November einen hohen Sondererlös. In den Analystenprognosen von im Schnitt 3,57 US-Dollar je Aktie waren solche Sonderfaktoren nicht berücksichtigt. Aber auch diese konnte Amazon mit 5,80 US-Dollar je Aktie weit übertreffen – und das trotz deutlich gestiegener Kosten.
Cloud-Sparte mit spektakulärem Wachstum
Verantwortlich für die starken Gewinnzahlen war einmal mehr die Cloud-Sparte AWS, die ein fulminantes Wachstum hinlegte: Der Umsatz von AWS kletterte um +40% auf 17,8 Mrd. US-Dollar, der Gewinn um +48% auf 5,3 Mrd. US-Dollar – eine erheblich höhere Steigerung als im Vorfeld erwartet.
Amazons Ass im Ärmel: Ein Mega-Börsengang der Cloud-Sparte
Neben den guten Quartalsergebnissen erfreute Amazon die Anleger auch mit der Ankündigung einer Preiserhöhung für Prime-Kunden. Das Kundenbindungsprogramm hat inzwischen über 200 Mio. Mitglieder und wird für den Konzern immer wichtiger. Aber für die Anleger hat Amazon noch ein größeres Ass im Ärmel:
Schon seit einiger Zeit wird über die Möglichkeit des Börsengangs der Cloud-Sparte spekuliert. Der frühere Amazon-Chef Jeff Bezos hielt anscheinend nicht viel davon, aber sein Nachfolger Andy Jassy könnte anders darüber denken.
Denn ein Börsengang von AWS hätte für Amazon einen doppelten Vorteil: Zum einen könnte man damit den Forderungen nach stärkerer Regulierung des Internet-Giganten den Wind aus den Segeln nehmen. Und zum anderen zeigt ein Blick in die Vergangenheit, dass die Summe der einzelnen Teile eines Unternehmens in aller Regel deutlich mehr wert ist (wie z.B. bei der Abspaltung von PayPal durch Ebay vor einigen Jahren gesehen).
Ein Börsengang von AWS würde wohl alle Rekorde an der Wall Street sprengen und die Aktie zu einem der begehrtesten Technologiewerte machen. AWS hat Amazon im Jahr 2021 einen Jahresumsatz von 62 Mrd. US-Dollar beschert. Ein dreistelliger Milliardenumsatz dürfte in wenigen Jahren möglich sein. In Anbetracht der hohen Wachstumsraten und satten Gewinne ist AWS in den nächsten Jahren ein Kandidat für einen Börsenwert von über einer Billion US-Dollar.
Wenn man bedenkt, dass es Amazon zusammen mit AWS derzeit auf einen Börsenwert von 1,6 Billionen US-Dollar bringt, dann stellt man schnell fest, wie wertvoll dieses Ass im Ärmel für Amazon in Zukunft werden könnte.