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Amazon nach dem Aktiensplit: Sorgen um Onlinehandel

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Amazon hat es getan: Die Aktie wurde im Verhältnis 1:20 gesplittet und ist nun für rund 100 Dollar zu haben. Vorher hatten Anleger lange Jahre vierstellige Summen auf den Tisch legen müssen, um nur eine einzige Aktie des Konzerns zu ergattern. Nun wird das Papier auch für Kleinanleger wieder attraktiver und verbuchte zuletzt tatsächlich einen kleinen Aufschwung.

Onlinehandel schwächelt, AWS boomt

Das kann aber nicht darüber hinwegtrösten, dass der Kurs seit Beginn des Jahres um rund ein Drittel in die Tiefe gerauscht ist. Sorgen bereitet Anlegern und Analysten vor allem das Einzelhandels- und Onlineversandgeschäft, für das das Unternehmen einst bekannt wurde. Die seit Monaten steigende Inflation und damit verbundene sinkende Kaufkraft von Privatkunden belastet das Geschäft.

Umso besser also, dass Amazon sich längst ein zweites und drittes Standbein aufgebaut hat: das Kundenbindungsprogramm Amazon Prime, das Nutzer üblicherweise im Jahresabo abschließen, und den lukrativen B2B-Zweig Amazon Web Services (AWS), der längst zur größten Cash Cow im Konzern geworden ist.

Bei Amazon Prime lässt sich ohne Weiteres an der Preisschraube drehen. So müssen US-Kunden seit einigen Monaten etwas mehr Geld auf den Tisch legen, um weiterhin Zugriff auf das Film- und Musikangebot sowie bessere Konditionen im Onlinehandel zu erhalten. In Deutschland ist das Abo noch vergleichsweise günstig zu haben, auch hier steckt also noch Potenzial, falls das Unternehmen kurzfristig höhere Einnahmen generieren müsste.

Hohe Personal- und Versandkosten belasten Amazons Onlinehandel

Gerade der Versandhandel aber entwickelt sich für Amazon zur Herausforderung. Denn es ist nicht nur die nachlassende Kaufkraft der Konsumenten, mit denen sich das Unternehmen konfrontiert sind. Hinzu kommen hausgemachte Probleme. So hat Amazon während der vergangenen beiden Jahre seine Personalbestände massiv aufgestockt – kein Wunder, schließlich war gerade der Onlinehandel einer der großen Profiteure der Pandemie. Nun aber, in Zeiten nachlassender Nachfrage, steht das Unternehmen vor der Aufgabe, das zusätzliche Personal wieder loszuwerden, schließlich liegt hier ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor.

Ein weiteres Problem: Die Versandkosten sind massiv gestiegen. Das liegt zum einen an der Ölpreissteigerung, die den Transport per Schiene, per Luftfracht, per Schiff oder auf der Straße deutlich teurer macht. Zum anderen haben auch Logistikdienstleister inflationsbedingt an der Preisschraube gedreht.

Kann AWS die Schwächen ausgleichen?

Kurzum: Der Onlinehandel, der Amazon einst groß gemacht hat, ist momentan eher ein Klotz am Bein. Entscheidend aus Anlegersicht wird sein, ob es gelingt, die zusätzlichen Belastungen hinreichend abzufedern durch den weiterhin wachstumsträchtigen Geschäftszweig AWS. Dieser hat bereits eine atemberaubende Wachstumsstory hingelegt und nach Einschätzung von Branchenkennern auch weiterhin gute Chancen, diese fortzusetzen.

Doch auch mit Blick auf den Onlinehandel sehen Analysten durchaus noch Chancen. Nach vollzogenem Aktiensplit haben bisher mit Goldman Sachs und JP Morgan zwei einflussreiche US-Großbanken ihre Einschätzungen aktualisiert. Beide bestätigten ihre Kaufempfehlungen. Das Kursziel beziffert JP Morgan unverändert mit 200 Dollar, während Goldman Sachs eine Korrektur von 185 auf 170 Dollar vornahm.

Die Goldmänner warnen vor einem herausfordernden Umfeld im Einzelhandel, während JP Morgan den gestiegenen US-Marktanteil des Onlinehändlers hervorhebt und weiteres Wachstumspotenzial unterstreicht. Den Geschäftsbericht zum laufenden Quartal wird Amazon voraussichtlich am 28. Juli vorlegen. Spätestens dann dürfte auch für Anleger deutlicher werden, wohin die Reise im verbleibenden zweiten Halbjahr 2022 gehen wird.