AMD: Xilinx-Übernahme schafft neuen Chip-Riesen

Nun haben sich die Gerüchte wieder einmal bewahrheitet. Vor zwei Wochen schrieb ich Ihnen bereits über den geplanten Kauf des Chipherstellers Xilinx durch den US-Konzern AMD, jetzt ist es amtlich. AMD legt dem Rivalen ein 35 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot auf den Tisch. Anders als beim 40 Milliarden Dollar Kauf von ARM durch Nvidia aus dem vergangenen Monat soll der Deal aber nicht mit Bargeld, sondern ausschließlich mit eigenen Aktien finanziert werden.
Die AMD-Aktie gab direkt nach Bekanntgabe der Offerte um knapp 5% nach, während sich die Xilinx-Papiere um 8% verteuerten.
AMD bläst zum Angriff
Mit Xilinx will sich der Halbleiterspezialist AMD einen der größten Hersteller von programmierten Chips unter den Nagel reißen. 1984 gegründet, hat sich Xilinx zu einem Hersteller komplexer und umfangreicher Hard- und Software-Lösungen für Elektroniksysteme in vielerlei Märkten entwickelt. Der Konzern betreut Kunden in der Kommunikationsbranche, Unternehmen aus der industriellen Produktion, Medizintechnikunternehmen, Hersteller in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Elektronikhersteller, Kunden aus der Automobilbranche sowie Unternehmen aus den Feldern IT und Computerscience.
Im zurückliegenden Geschäftsjahr gingen bei Xilinx 3,05 Milliarden Dollar an Umsätzen durch die Bücher.
AMD zahlt den 50-fachen Nettogewinn
Den Angriff auf seinen Erzfeind Intel lässt sich AMD einiges kosten. Der Halbleiterhersteller bietet den Xilinx-Aktionären 1,7234 AMD-Aktien je Xilinx-Anteil. Zum Kurs von AMD am Montagabend entsprach das einem Wert von 141,72 Dollar je Aktie beziehungsweise einer Firmenbewertung von knapp 35 Milliarden Dollar. Ein stolzer Preis: Immerhin wird Xilinx im Rahmen der Offerte mit dem 11-fachen Umsatz respektive dem 50-fachen Nettogewinn bewertet.
Die Übernahme soll komplett in eigenen Aktien und ohne Bargeldanteil über die Bühne gehen. Sollte die Behörden und Aktionäre zustimmen, dann würden die bisherigen AMD-Anteilseigener 74% der Gemeinschaftsfirma halten. Der Anteil der Anteilseigner von Xilinx läge entsprechend bei 26%.
Hohe Strafgebühr vereinbart
Offenbar rechnen beide Konzerne fest damit, dass die Transaktion bald in trockene Tücher gebracht wird. Sollte dies nicht der Fall sein, könnte es teuer werden. Sollte AMD eigenhändig von dem Deal Abstand nehmen, wäre eine Strafgebühr von 1,5 Milliarden Dollar fällig. Im umgekehrten Fall müsste Xilinx eine sogenannte Break-Up-Fee von 1 Milliarden Dollar an AMD zahlen.
Millionenschwere Synergien in Aussicht
Der Hintergrund des Deals liegt auf der Hand: Das Produktangebot der beiden Firmen ist komplementär. Durch die Fusion wird ein Unternehmen mit rund 13.000 Ingenieuren entstehen, das im Gegensatz zu Intel komplett auf eine externe Produktion setzt und dabei eng mit dem Auftragsfertiger Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) zusammenarbeitet.
Mit seinen energiesparenden programmierbaren Halbleitern hat Xilinx eine starke Position bei Anbietern von Datenzentren, in der Auto- und der Rüstungsindustrie. AMD punktet hingegen mit seinen Prozessoren und Grafikchips für PCs und Videospielekonsolen.
Neben der strategischen Komponente soll der Deal aber auch signifikante Synergien freisetzen. Innerhalb von 18 Monaten nach Abschluss der Transaktion rechnet AMD mit Einsparungen in Höhe von rund 300 Millionen Dollar.
Konsolidierung in der Halbleiterbranche setzt sich ungebremst fort
Mit dem Deal setzt sich die Übernahmeaktivität im Halbleitersektor mit hoher Dynamik ungebremst fort. Sollte die Transaktion über die Bühne gehen, dann summiert sich das Übernahmevolumen im Chip-Sektor auf über 100 Milliarden Dollar seit dem Jahreswechsel und erreicht damit einen neuen Rekordwert.