Apple wertvollste Marke der Welt – was das für die Aktie bedeutet

Die Apple Aktie ist vor dem Ausverkauf an den Finanzmärkten nicht gefeit – und dennoch steht der iPhone-Hersteller weitaus besser da als viele andere Tech-Konzerne, die seit Beginn des Jahres besonders weit oben auf den Verkaufslisten der Anleger gelandet sind.
Zwar hat der Kultkonzern aus Cupertino den Titel als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen der Welt vor einigen Wochen abgeben müssen. Nach den Kursverlusten im Technologiesektor und dem gleichzeitigen rasanten Sprung nach oben, der den Ölpreis seit Beginn des Krieges in der Ukraine wieder in dreistellige Sphären katapultiert hat, darf sich mit Saudi Aramco nun wieder ein Ölgigant als wertvollstes Unternehmen der Welt bezeichnen.
Spitzenreiter in Sachen Markenwert
Doch an anderer Stelle konnte Apple seine Spitzenposition nicht nur verteidigen, sondern sogar noch festigen: Apple gilt nach wie vor als die wertvollste Marke der Welt. Im vielbeachteten Ranking des Marktforschungsunternehmens Kantar lag der Markenwert von Apple in diesem Jahr bei fast 1 Billion US-Dollar – und damit 55 Prozent höher als im Jahr zuvor. Auf den Rängen 2 und 3 folgen Google und Amazon mit 820 beziehungsweise 705 Milliarden Dollar Markenwert, wobei Google mit 79 Prozent sogar noch stärker zulegen konnte als Apple im Jahresvergleich.
Amazon hingegen verharrt weitgehend auf dem Niveau des Vorjahres mit einer minimalen Steigerung um lediglich 3 Prozent. Microsoft schafft Platz 4 mit einem Anstieg um fast 50 Prozent auf gut 611 Milliarden Dollar. Deutlich abwärts geht es dagegen für Facebook, das mit 186 Milliarden Dollar Markenwert nur Rang 8 belegt und im Vergleich zum Vorjahr 18 Prozent eingebüßt hat.
Apple hat besonders treue Kunden
Nun erscheint der Markenwert als eine eher abstrakte Größe, es geht mehr um gefühlte Wahrheiten als um Fakten. Doch auf den zweiten Blick zeigt sich der Mehrwert, den das gerade für Apple mit sich bringt: Die Kundschaft ist nicht nur hochzufrieden mit den Produkten, sie ist auch übermäßig loyal. Kein Wunder, hat Apple doch über die Jahre ein eigenes Ökosystem geschaffen, das in sich sehr gut funktioniert, nach außen hin aber weitgehend geschlossen ist.
Für Apple-Kunden bedeutet das: Wer es sich hier einmal gemütlich eingerichtet hat, kommt nur schwer wieder raus. Wer nach jahrelanger Apple-Treue auf einen anderen Anbieter wechseln will, muss dafür einen ziemlich hohen Aufwand betreiben. Wer davor zurückscheut, wird selbst bei nachlassender Liebe zum Apfel oder Zweifeln an der Preisgestaltung wohl zähneknirschend erneut zum iPhone greifen. Doch diese Personengruppe dürfte eine Minderheit sein, die meisten Kunden sind zufrieden und überzeugt von dem goldenen Käfig, in den sie sich begeben haben, und fühlen sich darin pudelwohl.
Große Macht bei der Preisgestaltung
Dementsprechend hat Apple auch weitgehend freie Hand bei der Preisgestaltung. Seit jeher lässt sich das Unternehmen satte Margen bezahlen – und sitzt dementsprechend auf einem ziemlich großen Berg an Cash-Reserven. Zwischenzeitliche Durststrecken können so bequem überbrückt werden. Zudem besitzt Apple eine nicht zu unterschätzende Macht im Hinblick auf die Preisgestaltung. Die Vergangenheit hat gezeigt: Nach oben sind kaum Grenzen gesetzt, auch vergleichsweise hohe Preise kann das Unternehmen ohne Weiteres durchsetzen, selbst wenn es qualitativ vergleichbare Geräte anderer Hersteller zu günstigeren Konditionen am Markt gibt – Stichwort: Goldener Käfig.
Dennoch bekommt auch Apple die Auswirkungen der schwierigen makroökonomischen Gemengelage zu spüren: hohe Inflation, sinkende Kaufkraft, dazu die weiterhin bestehenden Materialengpässe und Lieferkettenprobleme – auch Analysten positionierten sich zuletzt vorsichtiger. Zwar empfiehlt nach wie vor eine Mehrheit der Experten die Apple Aktie klar zum Kauf und sieht mitunter hohes Kurspotenzial, gerade nach den Kursverlusten der vergangenen Monate.
Analysten zurückhaltend optimistisch
Doch der Anteil der Kaufempfehlungen liegt derzeit niedriger als noch vor einem Jahr. Auch das Kursziel ging im Schnitt zuletzt etwas zurück auf durchschnittlich knapp 185 Dollar. Nach unten korrigiert wurden auch die Prognosen für Umsatz und Gewinn für das laufende Quartal. Apple selbst hatte davor gewarnt, dass unter anderem wegen Lockdown-bedingten Lieferengpässen bei Zulieferern in China in diesem Quartal mit Umsatzeinbußen von 4 bis 8 Milliarden Dollar zu rechnen sei.
Die Schweizer Großbank UBS bekräftigte zuletzt ihr Kursziel von 185 Dollar und bestätigte zugleich ihre Kaufempfehlung für die Apple Aktie. Gleiches gilt für die US-Großbank JP Morgan, die sogar einen Anstieg auf 200 Dollar für angemessen hält. Morgan Stanley bekräftigte die Kaufempfehlung mit Kursziel 195 Dollar.
Frische Geschäftszahlen Anfang August
Skeptischer positionierten sich die Investmentbank Goldman Sachs sowie die britische Barclays Bank. Beide raten derzeit lediglich zum Halten der Apple Aktie, die Kursziele beziffern sie mit 157 beziehungsweise 167 Dollar. Zuletzt war das Papier für rund 135 Dollar zu haben, seit Beginn des Jahres ging es damit um rund 20 Prozent bergab.
Frische Zahlen zum laufenden, in Apples Jahreszählung 3. Geschäftsquartal werden für den 2. August erwartet.